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Michael Denis.
Durch die Ziele, welche sich die Museal-
Gesellschaft qestellt hat, sind die Namen Denis
und Lamvrecht in engen Zusammenhang gebracht
morden — besteht doch die Absicht, die Bedeutung
beider Männer in einem gemeinsamen Zimmer zur
Anschauung zu bringen.
Für den Arbeits-Ausschuß war es bisher
mit den größten Schwierigkeiten verbunden, Werke
von Denis zu erwerben. Ein Ansuchen an die
k. k. Hofbibliothek in Wien blieb, wie voraus
zusehen war, ohne den gewünschten Erfolg, den
wiederholten Anfragen bei den ersten Verlags
buchhandlungen in Wien ging es nicht besser.
Nur ein einziges Buch, die Beschreibung der Ga-
rellischen Bibliothek, war der Erfolg eines ein
jährigen Suchens. Dazu kommen noch vier ver
schiedene Kupferstiche — Porträts in Medaillon-
form. Das war bis jetzt alles.
Nun kam auch für die Denissammlung ein
erfolgreicher Tag, den wir mit Freuden zu ver
zeichnen haben.
Wieder kam die Ueberraschung durch den
hochwürdigen Herrn Diözesanarchivar Direktor
Dr. Schiffmann in Linz.
Zu dem schon erwähnten Brief vom
21. Mai begleitet Herr Dr. Schiffmann seine Zu
wendung mit den nachfolgenden Worten:
„Was Ihren Landsmann Denis betrifft,
so scheinen Sie seine Werke mit Ausnahme des
erwähnten Bibliotheks-Katalog nicht zu besitzen.
Ich habe 8 verschiedene Originalausgaben
seiner Gedichte und das Archiv verwahrt einige
seiner wissenschaftlichen Werke. Ich besitze außer
dem seine Biographie und ein ffiegendes Blatt
sowie 2 Bilder aus der „Tagespost"-Beilage, in
der vor einigen Jahren ein Artikel über ihn stand
und endlich einen Separatabdruck über sein Grab.
Es hat mich jahrelange Mühe gekostet, diese
Denissammlung zustande zu bringen. Ich sende
sie jetzt für Ihr Museum gleichfalls mit Vorbe
halt des Eigentumsrechtes.
Zum Schluffe drückte ich nochmals meine
Freude aus, die schönen und verdienstvollen Be
mühungen unterstützen zu können und meine Be
reitwilligkeit, es auch ferner zu tun, wo immer ich
kann".
Die übersandten Werke führen nachfolgende
Bezeichnungen:
1. Die Lieder Sined des Barden. Wien 1792.
2. Peotische Lieder der meisten kriegerischen
Vorgänge in Europa seit 1756. Augsburg 1768.
3. I. M. C. P. Denis auserlesene Gedichte.
Paffau bei Friedrich Pustel 1824.
4. Sammlung kurzer Gedichte aus den
neueren Dichtern Deutschlands zum Gebrauche der
Jugend gesammelt von Michael Denis. Augs
burg l 772.
5. Zurückerinnerung. Wien gedruckt und ver
legt. Wien 1793.
6. Michael Denis Carmina Quaedam
Vindabonae 1794.
7. Sammlung kurzer Gedichte aus den
neueren Dichtern Deutschlands. 2. Ausgabe.
2 Bände 1878.
8. Michael Denis literarischer Nachlaß.
Wien 1801. Enthält den wörtlichen Inhalt des
Testaments mit der Stiftung für seine Vaterstadt.
9. Das Denis-Denkmal an der neuen Pfarr
kirche in Hütteldorf. Errichtet von den Buch
druckern Wiens. Verfaßt von Dr. A. Mayer.
licher Liebe m Sicherheit zu bringen, nimmt den
Säugling an die Brust und eilet mit ihnen mitten
durch die Flammen ins Freie, sieht ihr Haus, ihr
sauer erworbenes Eigentum zum letztenmal mit
den Blicken an. — Nun irrten sie unter freiem
Himmel ohne Brot, ohne Geld, ohne Obdach und
ohne Hilfe umher, fragten sich einander, hast Du
meinen Mann nicht gesehen? Wo sind unsere
Kinder? Wo wird meine Gattin sein? Jetzt
sehen die Unglücklichen von einer Anhöhe herab,
wie die Flamme immer mehr um sich griff, zu
den meisterischen Gotteshaus und den Türmen
hinaufschwang — sehen das prächtige schöne Gottes
haus in Flammen stehen und den Turm mit
einem schrecklichen Krachen begleitet einstürzen.
Nun lag die einstens so glückliche Stadt in
Asche, unter Schutthaufen begraben. Der reiche
Bürger ward arm, der anstatt andern zu helfen,
jetzt selbst fremder Hilfe bedürftig und in ein
unabsehbares Elend versetzt worden ist. Nicht genug
aber, daß wegen den gefährlichen Kugel- uud
Kartätschenregen ganze 7 Stunden niemand löschen
konnte und daher durch das schreckliche Feuer
Alles in Flammen aufgehen mußte, plünderte auch der
Feind, der den anderen Tag bei 30.000 Mann
in die Stadt kam und von selbst ein Lager
bezogen, wo er 6 Tage stehen blieb, un
ausgesetzt durch volle 6 Tage und das, was die
unglücklichen Bewohner von dem Feuer gerettet
haben, wurde von dem wütenden Feinde fort
geschleppt oder verwüstet. Von diesem ewig im An
denken bleibenden Unglückstag kann sich nur derje
nige einen Begriff machen, welcher Augenzeuge war
Wenn daher angenommen wird, das während
des langwierigen Krieges sicher 1.000.000 Sol
daten hier allein verpflegt wurden, wenn der
kommissionelle Brandschaden 2,135.700 Gulden
und der Plünderungsschaden 183.500 Gulden hin
zugeschlagen wird, so zeigt sich, welchen enormen
Schaden die Stadt Schärding gelitten hatte.
Möchte Gott alle Herzen dahin lenken,^daß
ein gefühlvoller Blick auf diese unglückliche Stadt
geworfen und diese kräftig unterstützt werden
wolle.
K. B. Stadt Schärding 7. Oktober 1810.