Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

Wie oft nur mutzten wir zu unserem 
eigenen Bedauern hören, daß Gegenstände, die an 
alte Zeiten und Familien gemahnen, weggebracht 
wurden, unersetzlich, um billiges Entgeld, Händ 
lern zufließen, ohne datz es möglich wäre, daran 
irgend Etwas zu ändern. 
Jedermann bedauert dies aber geändert kann 
Nichts werden. Zahlreiche solche Fälle sind da 
zu notisizieren. 
Dem soll abgeholfen werden, zu Nutz und 
Frommen der Stadt. Es wäre eine Einbildung, 
zu glauben, datz mit dem Wunsche nach Hintan 
haltung solcher Vorkommnisse schon alles getan 
wäre, oder das es mit der Gesellschaft, die sich 
zur Begründung der Stadtsammlung und zur 
Erhaltung des baulichen Charakters der Stadt 
gebildet hat, schon Wesentliches getan wäre. Ge 
witz nicht! Aber was die Gesellschaft mit den 
ihr zu Gebote stehenden Mittel anstrebt und auch 
erreichen kann, das ist die Möglichkeit zu schaffen, 
datz die Ueberlieferungen aus unserer Stadt, seien 
selbe nun schriftlicher oder geständlicher Natur, 
auch für die Stadt erhalten bleiben sollen. 
In dieser richtigen Erkenntnis hat auch die 
Stadtgemeinde-Vertretung ihre volle Zustimmung 
und Unterstützung für die Gesellschaft zu er 
kennen gegeben, und die Sparkasse-Direktion hat 
Hiezu mit ihrer Jubiläumsstiftung den Grund 
stein gelegt. 
Nachdem es durch das freundliche Entgegen 
kommen das „Schärdinger Wochenblattes" er 
möglicht wurde, in einer Gratisbeilage den 
Werdegang des Begonnenen zur Darstellung zu 
bringen, so zweifeln wir nicht, datz das Interesse 
der Stadtbewohner für unsere Sache' sich mehr 
und inehr entwickeln wird, und daher ist uns der 
Anfang nicht schwer. 
Das A r b e i t s k o m i t e. 
Bericht 
über die erste Zusammenkunft jener Herren, welche 
am 20. Dezember 1904 sich für die Errichtung 
einer städtischen Sammlung aussprachen. 
Diese Zusammenkunft erfolgte am 17. Jänner 
1905 und führte zur Begründung einer Gesell 
schaft, die sich wie folgt nennt: „Gesellschaft zur 
Begründung und Erhaltung einer städtischen 
Sammlung, sowie zur Erhaltung des baulichen 
Charakters der Stadt". 
Anwesend waren die folgenden Herren: 
Bürgermeister Karl Altmann, Bezirksrichter 
Dr. Nedobity, Obergeometer Kubin, Steuerein 
nehmer Convalin, Gemeinderäte Wieninger, Hölzl 
Markus, Kyrie, ferner kaiserl. Rat L. Pfliegl, 
Rohrhofer, Reiß, Erber, Glechner, Bruckmayr, 
Feichtinger sen., Spechtenhauser sen., Dr. Fuchsig, 
Deubler, Anton Pfliegl, v. Jäger, Baumann, 
Steinermann, Fischer sen., Moriz, Andlinger, 
Fischer jun., Poindecker. 
Gemeinderat Kyrie begrützt die Erschie 
nenen und kommt auf den Zweck der Besprechung, 
wonach die Begründuug einer Stadtsammlung 
nun ins Werk gesetzt werden soll. 
Hiezu schlägt er zweierlei Wege vor. Ent- 
w'eder die Gründung eines Musealvereines nach 
Muster des Ennser Vereines oder die Bildung 
einer freien Gesellschaft ohne bindende amtlich 
genehmigte Statuten. Sowohl der Entwurf für 
die eventuellen Vereinsstatuten, als auch die Be 
stimmungen für die zu bildende freie Gesell 
schaft werden zum Vortrage gebracht und ent 
scheidet sich die Versammlung nach Abführung der 
Generaldebatte über den zu betretenden Weg —- 
für die Gründung einer freien Gesellschaft, um 
sogleich in die Sache eingehen zu können, es wird 
aber der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, datz in 
nicht zu ferner Zeit die Gründung eines Museal 
vereines erfolgen wird müssen. 
Es wird sodann in die Spezialdebatte über 
die einzelnen Punkte eingegangen, die mit un 
wesentlichen Aenderung angenommen werden. 
Eine lebhafte Diskussion ruft die Frage her 
vor, in welchem Lokale die Gegenstände zur Auf 
stellung gebracht werden sollen. 
Herr Wieninger tritt dafür ein, datz erst 
an das Sammeln gegangen werden soll, wenn 
die Lokalfrage eine günstige Lösung erhalten hat. 
Die Versammlung stimmt im Prinzipe 
dieser Auffassung bei, beschlietzt aber, um in der 
Sache keine Verzögerung herbeizuführen, datz die 
überstellten Sachen dermalen im Rathause auf 
zubewahren seien. 
Auf Vorschlag Wieninger's wird die 
Bekanntgabe über die erfolgte Konstituierung der 
Gesellschaft im Wege von gedruckten Zetteln hin 
ausgeben. 
Der Mindestbeitrag wird jährlich mit 
2 Kronen festgestellt. 
In das Arbeitskomite werden folgende 
Herren ersucht: Karl Altmann, Wieninger, Poin 
decker, Kyrle, Dpubler, Rohrhofer, Pinter, Weirl- 
baumer, Andorfer, Baumgartner, Reiß, Anton 
Pfliegl. 
Nachdem dieser Vorschlag einstimmig ange 
nommen wurde, erwähnt der Berichterstatter, daß 
der Gesellschaft bereits ein Geschenk zukam. Das 
Bild Radetzkys mit seinem letzten Armeebefehl. 
Dem Spender, Herrn Obergeometer Fr. Kubin, 
wird der Dank ausgesprochen. 
Nachdem noch in einzelnen Punkten das 
zunächstliegende Arbeitsfeld bezeichnet wurde, 
schließt der Berichterstatter mit Dankesworten die 
Besprechung. 
Die Eingangs erwähnten Teilnehmer haben 
alle erklärt, Mitglieder der Gesellschaft fein zu 
wollen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.