Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

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originell zu sein, erst machen müßte, wenn er 
nicht schon vorhanden wäre. So beiläufig 
steht das Gebäude aus, das nunmehr der städti 
schen Sammlung dienen soll. 
Passenderes und seltsameres hätte die 
Stadt Schärding nicht mehr aufzufinden vermocht, 
wird jeder Bescher sagen, der sich einen Blick für 
vergangene Jahrhunderte bewahrt hat. Nicht zu 
groß und nicht zu klein, letzteres insbesondere dann 
nicht, wenn die ebenerdigen Gewölbe frei werden. 
So wird das seit 1580 in seiner jetzigen Gestalt 
bestehende Gebäude selbst zu einem mehr beach 
teten Schaustück, auf welches es jederzeit Anspruch 
erheben konnte, war es doch noch Zeuge der 
Hofhaltungen der bayerischen Kurfürsten, die der 
Stadt Glanz und Ansehen verliehen. 
Auch äußerlich ist das Haus nunmehr dahin 
gekennzeichnet, zu welchem neuen Zwecke es nun 
mehr gewidmet bleiben soll. 
Die der Gesellschaft bis jetzt zur Verfügung 
gestellten Grabdenkmale haben in der Tordurch- 
durchfahrt bereits ihre Plätze erhalten. Es sind 
deren fünf: 
1. Eine weiße Marmortafel mit sehr schöner 
und guterhaltener Schrift, die uns folgendes 
besagt: 
Allda ruhet in Christa die wohledlgeborne 
und tugendliche Frau Maria Euphrosina Prie- 
lerin geweste Bürgermasterin allhier, so nach einer 
langwierigen, mit größter Gedult übertragenen 
Krankheit in Gott Seelig verschieden am 15 Juli 
anno 1746. Welcher der allgütige Gott mit allen 
christgläubigen Seelen eine fröhliche Auferstehung 
verleihen wolle. 
Hiezu wäre zu bemerken, daß der Mann 
der Verstorbenen, Walfgang Prieler, kurbayerischer 
Aufschlagsvisierer und Einnehmers zu Schärding 
von 1734 bis 1769, also 35 Jahre, Stadt 
bürgermeister war. Nachkommen aus der 
Prielerschen Verwandtschaft sind heute noch 
bekannt und ebenso bekannt ist, daß dieselben zwei 
ausgezeichnete Oelporträts des genannten Bürger 
meisters und seiner Frau, der Verstorbenen Maria 
Euphrosina Prielerin im Besitze haben. Ja es ist 
nicht einmal ganz ausgeschlossen, daß diese für 
die Stadtgeschichte wertvollen Bilder seinerzeit in 
die städtische Sammlung übergehen werden. — 
Wenn dies wirklich zuträfe, so gewänne die 
Schenkung des oben beschriebenen Grabsteines, der 
auch ein ausgezeichnet erhaltenes Familienwappen 
trägt, erhöhten Wert. 
Wohlwollende Gesinnung einerseits und 
glückliche Umstände und Zufälle anderseits sind und 
bleiben auch für unsere Bestrebungen die maß 
gebendsten Bundesgenossen, das besagt die bis jetzt 
gemachte Erfahrung. Der Grabstein der Frau 
Euphrosina Prieler ist ein Geschenk des Herrn 
Glas, Fischer auf der Pram. 
2. Die zweite weiße Marmortafel ist ein 
Geschenk des Herrn Kunstmühlen- und Realitäten 
besitzers Gustav Hast in Pfarrkirchen, eines ge 
borenen Schärdingers. Diese Grabschrift be 
sagt uns: 
Allhier ruhet der wohledle und wohlweise 
Herr Franz Schärtl, gewester, freyresignierter 
Rathessreund und bürgerlicher Bierbrauer allhier 
so in Gott seelig entschlafen den 24. April 1742 
seines Alters im 62 Jahr. 
Deme ist vorausgegangen seine erste Ehe 
frau Maria Viktoria gebvrne Pruckbergerin den 
28. Jully 1726 alt 32 Jahr und nachgefolgt seine 
zweite Ehefrau Maria Helena geborne Greß- 
näher haben, als in ihre eigenen Pfarrkirchen 
Das Gelänte muß aber dem Baue und der 
Größe der Kirche angemeßen seyn. Aus allen 
diesen Gründen stellt sich die beantragte An 
schaffung von Glocken im Gewichte von 77V 2 
Zenter als hinlänglich gerechtfertiget dar, um so 
mehr, als die nächsten Dorfkirchen zu Florian 
und Suden ein eben so bedeutendes, teils sogar 
ein größeres Geläute haben. 
2.) Was die erwähnte Verwendung der 
gesprungenen Glocke Nr 10 zu Suben betrifft, 
so konnte das gehorsamst gefertigte lf. Pfleg 
gericht ungeachtes alles Nachsuchend hierrorts 
kein Aktenstück auffinden, welches eine Wür 
digung dieses Antrages enthielte. Wohl aber 
fand das Pfleggericht die Aeußerung der Pfarr- 
gemeinde, worin diese sich entschieden weigert, 
der hiesigen Pfarrkirche ihre Orgel oder eine 
Glocke zu überlassen. Die Ersparung durch 
Einschmelzung dieser nur 5 Zenter schweren 
Glocke ist überdieß so unbedeutend, daß der 
dießfällige Entfall am Preise keine besondere 
Berücksichtigung verdient, und die Gefahren 
nicht aufwiegt, welche durch die Aufregung 
einer ganzen Pfarrgemeinde zu befürchten stehen. 
3. ) Um zu erfahren, um welchen Preis 
das Geläute zu stehen kämme, wenn hiezu das 
Bruchmetall aus der k. k. Kanonengüßerey in 
Wien abgegeben würde, ließ das k. k. Pfleg 
gericht den Glvckengüßer Oberascher in Salzburg 
vernehmen, der seinen dießfälligen Antrag dahin 
abgab, daß er, wenn ihm feines sallein 
brauchbares) Kanonenmetall in seine Werkstätte 
nach Salzburg gestellt wird, er für die Arbeit 
sowohl als den nothwendigen Zusatz von 11 
Pfund reinen Bergzinn pr Zentner von 17 fl. 
C. M. W. W. fordere, wobey aber zu berück 
sichtigen wäre, daß von diesem Bruchmetalle 
circa um 10 Zentner mehr abgeliefert werden 
müßte, als das beantragte Geläute am Gewichte 
haben soll, weil beym Umschmelzen beyläufig 
10 Pfund per Zentner verloren gehen. 
4. ) Daß der Glockenstuhl des neu her 
gestellten Kirchthurms das beanträgte Geläute 
sicher trägt, weiset schon das rückfolgende tech 
nische Thurmbau-Elaborat nach; es wird sich 
aber dießfalls insbesondere noch auf die allen 
falls abzuverlangende Aeußerung des k. k. Herrn
	        
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