Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

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Herr Johann Türk, Haus- und Stein 
bruchbesitzer hat in seinem Steinbruche in der Ge 
meinde Brunnental einen solch interessanten Fund 
gemacht. Es ist ein wohlerhaltener Pferdezügel 
(Biß) aus Bronze, an beiden Enden mit herab 
hängendem Zierrat. Dabei fand sich noch ein 
Schmuckknopf in der Größe eines Fünfkronen 
stückes, auf der Innenseite mit einem Oer, nach 
außen spitz, hutförmig verlaufend. Alle Gegen 
stände sind mit herrlicher Patina überzogen. Un 
zweifelhaft handelt es sich hier um ein keltisches 
Kunstprodukt, das allein bezeichnet schon den kul 
turhistorischen Wert des Fundes. 
Daß Herr Türk denselben der städtischen 
Sammlung einverleibte und versicherte, bei den 
nächsten Arbeiten mit Vorsicht zu Werke gehen 
zu wollen, ist höchst dankens- und schätzenswert, 
ebenso die Bereitwilligkeit des Komiteemitgliedes 
Herrn Pinter, der mehrere photographische 
Aufnahmen des Fundortes machte. 
Luwentlungen. 
(9. Fortsetzung.) 
68. und 69. Landkarte« (Fortsetzung). 
Nova Persiae, Armeniae, Natoliae et Arabiae 
descripto de F. Witt. (Persien, Armenien, 
Natal und Arabien.) Mit 2 Bildern. Rechts 
ein reicher muselmanischer Kaufmann spricht mit 
einer morgenländisdien Schönheit, die ihm den 
symbolischen Schlangenring entgegenhält. Im 
Hintergründe sieht man ein reichbeladenes Schiff 
und eine Karawane mit Elephanten und Kamelen. 
Zu Füßen des Kaufherrn ein Leopard. Diesem 
Bilde gegenüber eine gebückte Figur, die mit dem 
Zirkel in der Hand die Entfernung abmißt. Da 
runter ein Maßstab mit der Bemerkung Milaria 
Germaniae. 6. Tabula indiae orientalis 
(Indien). Am Titel 4 Personen 2 Sklaven 
und 2 indische Notable. 7. Seotiae regeum 
(Schottland). Ein trauernder Engel hält das 
Schild. Oben tragen zwei fliegende Engel das 
schottische Wappen. Die Engel sind in ganz be 
sonderer künstlerischer Stellung. 8. Norvegia 
(Norwegen). Regeum divisum in duos diöcoses 
Niedrosinensem, Bergensem (Niederland und 
Bergland) Aus einem Lärchenhain steigt das nor 
wegische Wappen heraus, im anliegenden Meere 
spielen Knaben im Wasser und schöpfen mit 
Muscheln aus den schäumenden Wellen. Ein 
sitzender Engel hält einen Fisch, ein Genius 
trägt das Wappen Diese Karten bis inklusive 
8 tragen keinen Vermerk, daß sie revidiert, korri 
giert oder neu herausgegeben wurden, dieselben 
dürften daher der ältesten Kollektion angehören. 
9. Diese Karte trägt im einfachen Schilde die Be 
zeichnung „Magna Tartariae“, „Mangni Mongolis 1 '. 
Imprii Japoniae et Chinae (Die große Tartarei 
und Mongolei, die Reiche Japan und China). 
„Nova descripta“, daher eine Neuauflage. 
10 Acurata totius Archipelagi et Greciae uni- 
versae Tabula. (Genaue Karte Griechenlands 
mit dem Archipellagus (griechischen Meeres). Am 
Titelbilde sitzt Gott „Apoll" mit dem Stabe. Zu 
ihm spricht ein griechischer Krieger, der auf die 
Attribute der Kunst und Gelehrsamkeit hinweist. 
I I. Regeum Hungariae in omnes suos Orien 
talis. Acurate de vis um et editum p. F. de 
Witte, Amsterlodami. Die ungarische Krone 
zeigt ein gebogenes Kreuz. Die untere Gruppe 
zeigt einen Knaben, der mit dem Kreuz und dem 
So schön nun dieses Gotteshaus sich als 
eine Zierde der österreichischen Gränze erhebt, 
um so fühlbarer wird bey dessen äußeren 
Glanze der Mangel von Glocken. 
Wohl jede Dorfkirche ist mit diesen alt 
herkömmlichen Zeichen frommer Andacht ver 
sehen, und erhebend schallet aus der nahen 
Kirche des Dorfes St. Florian ein harmo 
nisches Geläute herüber nach Scheerding, wo 
nur der klanglose Schall einer einzigen kleinen 
und überdies gesprungenen Glocke antwortet, 
welche bey der beständigen Vergrößerung des 
Sprunges ehestens ganz unbrauchbar werden 
wird. 
Noch betrübender wird dieser Abgang 
hier an der Landesgränze, wo eine sehr belebte 
Poststrasse täglich Fremde aus allen Gegenden 
durchführt, und wo schon oft die harmlosen 
Bewohner wegen dieses unverschuldeten Zufalles 
ein Gegenstand mutwilligen Spottes von Seite 
der Landbevölkerung wurden. 
So entbehrt die hiesige Pfarrgemeinde 
schon seit fast 30 Jahren der Glocken und es 
kann ihr daher nicht verargt werden, wenn sie 
gemeinschäftlich mit ihren geistlichen Vorständen 
angetrieben durch reine Gefühle christlicher 
Andacht, sich hoffnungsvoll dem allerhöchsten 
Throne nähert, um von dem allbekannten 
frommen gottesfürchtigen Sinne und der groß 
mütigsten Milde Sr. k. k. apostolischen Majestät 
eine allergnädigste Unterstützung zu erhallen. 
Groß sind allerdings die Auslagen, welche 
die Ansck)affung eines auch nur mittelmäßigen 
Geläutes erfordern. 
Der hier anruhende Kostenanschlag des 
Glockengießers Oberascher zu Salzburg weiset 
für 4 Glocken im Gewichte von 77‘/ ä Zentner 
einen Aufwand von 6070 fl. 50 kr. CM. W. W. 
nach. Zur Bestreitung dieser namhaften Kosten 
hat die Pfarrgemeinde leider nur sehr geringe 
Mittel. 
Dieselbe erhielt nehmlich im Jahre 1837 
von dem HErrn Freyherrn von Rothschild aus 
Anschaffung von Glocken ein Geschenk von 
500 fl. CM. W. W. wovon -55 fl. CM. W. W. 
zum Ankäufe einer Obligation verwendet wur 
den, aus deren Interesse nach dem Willen des 
Geners jährlich eine stille Messe für den in
	        
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