Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

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timeter lang, 35 Zentimeter breit, mit vorspringen 
dem Rahmen. 
Für die städtische Sammlung hat dieses 
Bild einen ganz besonderen Wert, denn es 
existiert seit so langer Zeit kein Bild, weder von 
der Stadt noch vom Schlosse. Was über das 
Jahr 1600 zurückgeht, ist meist nur Kombinations 
bild nach anderen Mustern. Hier aber sehen wir 
genau wie es im Sckloßhofe zu Schärding vor 
mehr als 400 Jahren ausgesehen hat. 
Inmitten stand der hohe Warttvrm, zu 
dessen Wachtzimmer man von Außen auf 
einer hohen hölzernen Stiege gelangen konnte. 
In halber Höhe war ein schön gemaltes Marien 
bild mit dem Christuskinde. In nächster Nähe 
stand der tiefe Schloßbrunnen. Bei Anlage des 
Schloßparkes wurde letzterer mit Granitplatten ab 
gedeckt und Teile der Grundmauern des zunächst 
gelegenen Wartturmes abgegraben. Die betenden 
Zuschauer sind auf Holzgängen sichtbar und im 
Vordergründe sehen wir das Schloßeingangstor, 
das sich in besonders schmucker Weise zeigt. Das 
Schloßtor gegen die Stadt zu ist geöffnet und 
steht man in den tiefen Graben hinab. 
Das Bild ist nach M i t t i ch ge 
opfert, dort nach langer Zeit aber ausgemustert 
worden. Es kam in den Besitz des Bürgers 
Trojan, von dem es der gewesene Kaufmann 
Friedrich Balde erhielt. Dieser übergab das für 
die Stadt ebenso interessante als wertvolle Bild 
der Gemeinde in das Archiv, wo selbes seit 
20 Jahren ein wohlbehütetes Leben fristete, um 
nunmehr neu zu erstehen. 
Zur Konservierung Her Grabdenkmäler. 
Aus Anlaß der Aufstellung der zur Ver 
fügung stehenden Grabdenkmäler im Schloßtorbogen, 
hat die Sladtgemeinde an das Stadtpfarramt das 
Ersuchen gerichtet um Ueberlaffung der im alten 
Kirchhofe als Antrittsteine liegenden Grabplatten. 
Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß nunmehr geübte 
Arbeiter zur Verfügung ständen, die die Ueber- 
stellung der an der Kirchenmauer befestigten Denk 
mäler übernehmen könnten. Wiewohl seitens des 
verehrlichen Stadtpfarramtes die am Boden liegen 
den Steine zur städtischen Sammlung gewidmet 
wurden, hatte dieses freundliche Entgegenkommen 
doch einen negativen Erfolg, da sich die Ver 
mutung nicht bestätigte, daß diese Steine auf der 
unteren Seite bearbeitet seien. Sie sind auf 
beiden Seiten stach. Die Ueberstellung der Grab 
tafeln in die Kirche wird demnächst erfolgen. 
Zwei sehr schöne Grabdenkmäler kommen in den 
letzten Tagen zur Sammlung. Das eine betrifft 
die verstorbene Stadtbürgermeisterin Euphrosina 
Priller 1728, Geschenk des Herrn F Glas, 
Fischer auf der Pram, das andere betrifft den 
bürgerlichen Brauer Franz Scherst 1748, Geschenk 
des Herrn Gustav Hasl, Kunstmühlenbesitzer 
in Pfarrkirchen in Bayern. 
kin prähistorischer fund. 
Zu den allergrößten Seltenheiten gehören in 
unserer Gegend prähistorische Funde. In einer 
langen Reihe von Jahren wird in der Geschichte 
der Stadt Schärding nur von zwei derartigen 
Funden erzählt, was sich schon vor mehr als 
fünfzig Jahren ergab. 
die schöne Kirche wurde durch das feindliche Ge 
schütz zur Ruine 
Die wenigen Reste des geschmolzenen 
Kupfers von der Turmkuppel sowie das gesam 
melte Metall der zerstörten und herabgestürzten 
Glocken wurde zur Herstellung der dringlichsten 
Bauten bei der Kirche verwendet, um die Ge 
meinde wenigstens in die Lage zu setzen, einen 
gemeinsamen Andachtsort zu besitzen. 
Seither entbehrte jedoch die Kirche des 
Turmes sowohl als auch der Glocken und der 
Orgel. 
Schon im Jahre 1823 wurden die erfor 
derlichen Vorausmaße, und Kostenvoranschläge 
überreicht, allein verschiedene Hindernisse hemmten 
die Ausführung des Baues, bis endlich mit 
hohem Regierungsdekrete vom 26. Oktober 1838 
Z. 33587 und kreisämtlichen Jntimation vom 
3. November 1837, Z. 16,074, die Bewilligung 
zum Turmbaue erfolgte. 
Hinsichtlich der Anschaffung von Glocken 
und einer Orgel wurde jedoch bey der Unzu 
länglichkeit des eigenen Vermögens der Kirche 
und zur Schonung des a. h. Aerars als Patron 
die Gemeinde auf andere Zeiten und milde Bey 
träge und die Concurrenz anderer Provinzen 
verwiesen. 
Dem hohen Aufträge entsprecheud wurde 
der Bau im Gesamtbeträge von 3220 fl. 
CM. W. W. durch die gesetzlich berufene Bau- 
concurrenz ausgeführt und beendet. 
Die Gemeinde, beseelt von dem lobens- 
werthen Wunsche, ein schönes und dauerhaftes 
Bauwerk herzustellen, brachte zu diesem Thurm 
baue durch freywillige Beyträge die namhafte 
Summe von 2100 fl. CM. W. W. zusammen, 
wodurch die Eindeckung des Thurmes mit 
Kupfer, statt des beantragten Eisenbleches und 
die Vergoldung des Kreutzes bewerkstelliget 
wurde. 
Die hier anruhende Zeichnung, welche die 
gegenwärtige Ansicht des Thurmes und der 
Kirchenfronte darstellet, beweisen, daß von Seite 
der Unternehmung sowohl, als der Bürgerschaft 
das Möglichste gethan wurde, tun den Anfor 
derungen der Zweckmäßigkeit, Dauerhaftigkeit 
und Schönheit zu entsprechen.
	        
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