Volltext: Der Sammler 1. Jahrg. 1905 (1905)

Nr 10 
Krttage jiitti „Schärdinger Wochenblatt". 
Oktober 180». 
£DepjSammlep. 
Mitteilungen der Gesellschaft zur Gründung und Erhaltung einer städtischen Sammlung 
und zur Erhaltung des baulichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt: Beschreibung des ältesten Bildes der Stadt. — Neuerliches Ansuchen an das Stadtpfarramt 
wegen Transferierung der Grabdenkmäler im Kirchhofe. — Ein prähistorischer Fund. — Zuwendungen. 
— Erzählendes: Beiträge zur Geschichte der Wieder-Aufbanung unserer Stadtpfarkirche. 
Vas älteste Bild in unserer Stadt. 
Es wird wähl unwidersprochen bleiben, daß 
das älteste Bild in Schärding dermalen im Ge 
meindearchiv aufbewahrt wird und daß selbes in 
nicht gar langer Zeit ein besonders sehenswertes 
Stück in der städtischen Sammlung abgeben wird. 
Ein altes Votivbild auf Holz gemalt. Dar 
gestellt ist die glückliche Errettung eines Schloß 
fräuleins, das in den tiefen Schloßbrunnen gestürzt 
ist. Die Malerei ist gut erhalten und wie man 
auf den ersten Blick gewahr wird — niemals 
aufgefrischt worden. Ober dem Bild ist ein 
großes Schild angebracht, auf dem in renovierter 
Schrift die Begebenheit beschrieben wird Folgen 
des gibt den Wortlaut dieser Erinnerungsschrift 
wieder: 
Grstbekan»tes Mirakul von diesem 
g«ade«rrichen Marienkitde! 
Anno 1499 am Sontag nach Baust Bekeh 
rung uinb 8 Uhr Nachts ist des edelgestrengen 
Nieters Herrn Leonhardt Leiboltsstorf der Zeit 
Pflegers zu Scharding, Fräulein im 11 Jahren 
ihres Alters in den Schloßbrunen der 24 Klafter 
bis auf den Jnnfluß tief ist, hinabgefallen. Da 
hat eine Frau die seeligste Mutter Gottes ange- 
rufet und das Fräulein in das Gotteshaus in 
Mittich verlobt. Alsobalt hat die heilige Jungfrau 
Maria dieser Fräulein so viele Gnad verliehen, 
das es bei einer halb Stund ober dem Wasser 
herumgeschwummen, daß man einen Knecht hin- 
untergelaßen, welcher das Fräulein ohne allen 
Schaden und maist frisch und gesund heraus 
gebracht. 
Dabei viel Herrn und Frauen genwärtig 
waren. Am dritten Tag hat man das Fräulein 
und ein Pfund Wax in dieses Gotteshaus ge 
bracht und ein Amt zum schuldigen Dank, Lob 
und Ehr der allerheiligsten Mutter Gottes lesen 
lassen". 
Die Holztafel ist 80 Zentimeter hoch, 
70 Zentimeter breit, die Aufschriftstasel 70 Zen- 
keittäge zur Sescdichte der Aieder-Mfbauung unserer Stadtpfarrkirche. 
(4. Fortsetzung.) 
Möge diese allerunterthänigsteBitte gnädigst 
aufgenoinmen werden, die Segenswünsche treuer 
guter Bürger werden den geheiligten Namen 
Euer k. k. Majestät, der ohnehin so tief elvge- 
graben ist in den Herzen jeden Oesterreichers, 
emportragen im frommen Dankgebete zu den 
Stufen des Allmächtigen. 
Dieses Majestätsgesuch wurde zur Erhebung 
über die Wahrheit und Stichhaltigkeit der gemachten 
Angaben, von der Hofkanzlei an das k. k. Kreis 
amt Ried und von diesem an das k. k. Pflege 
gericht Schärding überwiesen^ Von dem dama 
ligen Amtsvorstand Dr. Paßy wurde hierüber 
nachfolgender Bericht selbst verfaßt und beim 
Kreisamte in Ried unterm 15. November 1838 in 
Vorlage gebracht. 
Das k. k. Pflegegericht in Schärding be 
richtet ad 15.053 über das Hofgesuch des Klerus 
und der Bürger von Schärding um einen aller 
höchsten Beitrag zur Anschaffung von Glocken für 
die hiesige Stadtpfarrkirche. 
Wohllöbliches k. k. Jnnkreisamt! 
Mit hohem Dekrete vom 26,31. vorigen 
Monates Z. 15.053 wurde dem k. k. Pflege- 
gerichte ein der a h. Signatur gewürdigtes 
Hofgesuch des Clerus und der Bürger von 
Scheerding um einen h. a. Beytrag zur Anschaf 
fung von Glocken für die hiesige Pfarrkirche zur 
Erstattung einer wohlgegründeten gulächtlichen 
Aeußerung zugemittelt. 
In Befolgung dieser hohen Weisung 
erlaubt sich das ehrfurchtvoll gefertigte k. k. 
lf. Pflegegericht nachstehende Darstellung der 
höheren Würdigung zu unterbreiten. 
Am 26 April 1809 rückte die französische 
Hauptmacht an die Gränze Oesterreichs und die 
Gränzstadt Scheerding, wo einiger Widerstand 
geleistet wurde, hatte alle Schrecken eines acht 
stündigen Bombardements und einer acht Tage 
dauernden Plünderung zu erdulden. 
Das sonst freundlich blühende Städtchen 
wurde in einen Aschenhausen verwandelt, und
	        
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