M.
Beilage ff«m „Kchärdinger Wochenblatt".
Septbr. 1905.
Z-6P ^ammlßp.
Mitteilungen der Gesellschaft zur Gründung und Erhaltung einer städrischen Sammlung
und zur Erhaltung des baulichen Charakters der Stadt Schärding.
Inhalt: Die ältesten gewerblichen Betriebe in Schärding. — Zuwendungen (8. Fortsetzung).
Erzählendes: Beiträge zur Wiederaufbauung unseres Stadtpfarrkirche (3. Fortsetzung.)
Oie ältesten Lewerbebetriebe in unserer
Stadt.
Eine Fülle von Bildern aus längstver
gangener Zeit enthüllen sich uns beim Studium
der' Stadlgeschichte, die von unserem .Historio
graphen Johann Lamprecht mit so unendlichem
Fleiße und fast unerreichter Sachkenntnis zusam
mengestellt wurde.
Sich des vorhandenen Schatzes erfreuend,
mag es vielleicht nicht unfreundlich aufgenommen
werden, wenn aus dem umfangreichen Werke ab
und zu eine Erinnerung wachgerufen wird, die
auch für die Gegenwart beachtenswert erscheint.
Was erfahren wir zum Beispiel nicht alles
aus dem im Anhange der Stadtgeschichte gebrach
ten Verzeichnisse der Häuser der Stadt Schärding
und deren Besitzer um das Jahr 1630.
Wie waren zur selben Zeit die gewerblichen
Konkurenzen in unserer Stadt? Man betrachte
die stattliche Reihe von Geschäftsbetrieben und
denke nur, daß die Stadt mit dem Aichbüchel für
sich war. Eine Vorstadt oder Neustift gab es da
mals nicht, in dem Umfange wie heute. Geschäfts
betriebe waren dort nicht zu finden, nur hie und
da ein bescheidenes Wohnhaus, zu dessen
Erbauung außer dem Festungsrapon eine eigene
Erlaubnis eingeholt werden mußte. Die Ge
schäfte beschränkten sich also ausschließlich auf die
Stadt und das Aichbüchel, die zusammen alles in
Allem samt Nebengebäuden, Remisen rc. 258
Häuser zählte
Die an Zahl hervortretenden Gewerbebetriebe
waren zur selben Zeit die folgenden: Seiler 4,
Färber 3, Hafner 3. Leineweber 5, Tuchscherer 7,
Lederer 7, Metzger 9, Bäcker 14, Handelsleute 16,
Bierbrauer, Gast- und Weinwirte 30. Es kommt
dann noch eine Reihe von Gewerben, die nur
zweimal und dreimal vertreten waren Schneider,
Schuhmacher, Schreiner, Hutmacher, Sattler,
Riemer, Lebzelter, Hufschmiede, Maler und zahl
reiche Einzelngewerbe, außerdem waren 76 Haus
nummern in Privatbesitzen oder gehörten Stif
tungen und Kirchen.
Wir ersehen hieraus, daß zwei Berussarten
seit jener Zeit vollständig verschwunden sind, die
Leiträge rur geschickte- der Aieder-Huwauung unserer StadtpfarrKircbe.
(3. Fortsetzung.)
Ganz verstimmend wirkte der Umstand, daß
das einzige Notglöcklein infolge zu starker Inan
spruchnahme einen Sprung bekam und nun ihren
Mißton in die weite Welt hinausschallte Eben
zur selben Zeit kam der Bischof von Linz Gre-
gorius Thomas Ziegler nach Schärding zur
Firmung. Es tat ihm wehe, wie das Unglück
aus vergangener Zeit noch durch die zersprungene
Glocke in ihm gemahnt wurde.
I. Kitzmüller in Schärding, der sich des beson
deren Wohlwollens des Bischofs erfreute. Diesen
frug Gregorius Thomas Ziegler: Warum habt
Ihr den keine Glocken? — Kitzmüller schaff
Glocken an, ich bezahl's! — Der Benefiziat aber
dachte, ich habe kein Geld und die Bürgerschaft
auch nicht und schließlich, wer anschafft, der zahlt!
Wenn bei solchen Erwägungen auch ein
günstiger Erfolg nicht zu gewärtigen war, so gab
die Anregung des Bischofs doch der Sache ein ge
wisses Gewicht, und es blieb die Zeit nicht unge
nützt, um für den Turmbau und für die endliche
Errichtung eines Geläutes was möglich war,
zu tun.
Mit dem Turmbau wurde es endlich ernst,
und im Jahre 1837 kam der bezügliche Plan
auch zur Kenntnis der Stadtgemeinde. Wie war
man aber darüber enttäuscht! Der Turm sollte
mit Blech eingedeckt werden und an dessen Spitze
Zur selben Zeit war der städtische Benefiziat ein Kreuz aus Eisen den Gläubigen den Weg
.<....«... nach oben zeigen. Nur für diese einfache
Ausführung waren die Mittel bewilligt worden,
anders konnte es nicht werden. Dagegen lehnte
sich das Gefühl der Schärdinger auf, und sie
trachteten aus eigenen Mitteln dafür aufzukommen,
daß die Stadtpfarrkirche eine würdigere Ausgestal
tung erfahre.
Es erging zur Aufbringung der notwendigen
Bausumme folgendes Schreiben an die Stadt
bewohner von Seite der Gemeindevorstehung: