Volltext: Der Sammler 17. jahrg. 1921 (1921)

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künde setzt neben anderen Dingen voraus die 
Anlage eines Heimatbuches, die Umgestaltung der 
früheren Lehrmittelsammlung zu einer heimat 
lichen Sammlung und den Ausbau des Schul 
gartens. 
Der Unterricht selbst gliedert sich 
a> in die Naturkunde, das ist Erdbildungslehre, 
Pflanzen- und Tierkunde; 
b) in die Kulturkunde, Entwicklung des Heimat 
ortes. Die Bewohner, das Wirtschaftsleben und 
Zeugen des einstigen Lebens werden hiebei in 
Betracht gezogen. 
Aus dem Heimatbuche hätte das Heimatlehrbuch 
hervorzugehen und selbes hätte auf allen Stufen 
des Unterrichtes die Heimatart, Natur, 
Wirklichkeit, Erfahrung. Selbsterlebtes, Erschautes 
und Erwandertes zum Ausgangspunkte zu nehmen. 
Eine Reihe schöner Abbildungen bringt uns 
in ausführlicher Darlegung Kunde von den künst 
lerischen Arbeiten des Bildhauers Johann Worath 
unter Prälat Martin Greysing des Stiftes Schlögl 
im Mühlkreis. Die Knappheit des zur Verfügung 
stehenden Raumes gestattet uns nicht, tiefer in 
all diese interessanten Materien der Heimatge 
schichte einzugehen, wir wollen und müssen uns 
darauf beschränken, nur darzutun, welche reiche 
Fülle die „Heimatgaue" in sich bergen. In dem 
einen Hefte, das uns vorliegend ist, finden wir 
noch „Vom Bannen" auch „Anbinden" genannt, 
einen Gichtbrief, Kirchensitzschilder, Nachtwächter 
rufe, Weihnachtslieder, Glöckler- und Silvester 
bräuche ain Traunsee, das Landessagenbuch, 
Bericht über die Heimattagung, Vertretertag der 
Heimatvereine in Wels, den Tätigkeitsbericht des 
Landesvereines für Landesschutz, Bericht des 
Vereines Heimatschutz in Wels und den Museums 
bericht von dort, Ortsgruppenberichte usw. Kurz, 
eine erstaunliche Vielseitigkeit. Derartige Hefte 
erscheinen 6 im Jahr, sie bilden zusammen ein 
äußerst lesenswertes Buch für jeden Heimatfreund. 
„Rund um Linz" von Franz Sekker, Linz. 
„Bauernhausformen" von Dr. E Kriechbaum, Braunau. 
„Heimatkunde und Unterricht" von Schulrat Dr? Franz 
Berger. 
„Johann Worath" von Evermod Hager, Linz. 
Hus aller Leit. 
In Sitte und Brauch, in Redensarten 
und Benennungen bemerken wir so manches, was 
uns oft sonderbar anmutet und unserer Zeit 
nicht mehr allgemein verständlich erscheint. Vieles 
davon stammt aus der ältesten Zeit unseres Volkes, 
einiges sogar von den einst in unserer Gegend 
seßhaften Kelten oder aus der Römerzeit; manches 
davon gibt uns wertvolle Aufschlüsse über Denken, 
Fühlen und Leben unserer Voreltern. Ein großer 
Teil dieser Bräuche stammt aus Zeiten, da unsere 
Vorfahren das Christentum noch nicht kannten, 
andere wieder sind in Zeiten der Kriegsnot oder 
der Hungerjahre und noch andere zu Zeiten der 
schrecklichen Seuchen wie Pest, Blattern u. dgl. 
entstanden; manche dieser Bräuche knüpfen sich 
aber auch an glückliche und fröhliche Ereignisse. 
Ein Gemeinsames haben alle, ihre Entstehung ist 
entweder auf Kulthandlungen zurückzuführen oder 
hängen innig mit der Lebensweise, sowie mit 
dem Denken, Fühlen und Wollen unserer Vor 
eltern zusammen oder wurden durch freundliche 
Erscheinungen oder auch Schrecknisse der uns 
umgebenden Naturgewalten hervorzurufen. 
Aus dem großen und reichen Schatze dieser 
Ueberbleibsel soll nur einiges angeführt und dessen 
Herkunft erklärt werden, obwohl über diesen Stoff 
schon zahlreiche Schriften und Aufsätze veröffent 
licht wurden, im Wesentlichen also nichts Neues 
gebracht werden kann. Zu manchen der 
nachfolgenden Ausführungen wurde eine ältere 
Schrift des um unsere Landeskunde so hochver 
dienten F. £’. Pritz*) benützt. 
Die ältesten Orte unseres Landes entstan 
den meist aus Ansiedelungen zurückgebliebener 
römischer Veteranen und dieser Umstand macht 
es erklärlich, wenn wir hie und da auf römische 
Ueberbleibsel stoßen. Nun waren bei den Römern 
das Erscheinen von Vögeln und die Richtung 
des Vogelfluges von großer Vorbedeutung; es 
sei nur an die sechs und zwölf Geier, der Gründer 
Noms, erinnert. Auch bei den alten Deutschen 
spielten manche Vögel eine große Rolle, insbe- 
sonders war der Rabe ein dem obersten Gotte 
geweihter Vogel, der für die Menschen Unglück, 
manchmal auch Glück bringen konnte und hente 
sprechen wir noch von einem „Unglücksraben",, 
von einem „Pechvogel", aber manchmal auch 
von einem „Glücksvogel" (neben „Glückspilz"). 
Die Krähe bringt uns Glück, wenn sie schreit 
(sie kräht — es gerät) oder von der rechten 
Seite herfliegt. Die Jäger und Fischer verwünschen 
die Elster, wenn sie zur Jagd oder Fischerei aus 
ziehend die Stimme dieses Vogels vernehmen. 
Beim Ruf des Kuckucks, der bei den Römern ein 
der Juno geweihter Vogel war, schüttelt man 
das Geld in der Tasche, damit es klinge (der 
malen nicht gut möglich), dann wird sich im 
ganzen Jahr kein Geldmangel einstellen, während 
wir sicher unter Geldmangel zu leiden haben, 
falls wir kein Geld in der Tasche haben, sobald 
wir im Frühling den Kuckuck zum erstenmal 
rufen hören. Die Kinder fragen ihn auch, wie 
viel Jahre sie selbst oder ein Familienmitglied 
noch leben werde und zählen dann den wieder 
holten Ruf dieses Vogels. Doch der Volksglaube, 
daß sich der Kuckuck in einen Sperber verwandeln 
könne, dürfte wohl aus der Ähnlichkeit der Fär 
bung eines Teiles des Gefieders sowie seines Fluges 
mit dem Sperber herrühren. 
(Fortsetzung folgt.) 
*) „Ueberbleibsel aus dem hohen Altertum", Linz 1854.- 
Verleger: Musealverein Schärding. — Druck I. Vees in Schärding
	        
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