Volltext: Die Abenteuer des Dandy-Hunnen [37]

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Nächtliche Reise bis Genua 
S weieinhalb Stunden darauf bin ich in Faenza. Es ist 
zehn Uhr abends. Der Zug nach Bologna fährt erst 
um ein Uhr nachts. Ich habe also drei Stunden vor mir. 
Ich betrete mit seltsamer Empfindung, die beinahe 
Frechheit ist, wie wenn ich schon außer Gefahr wäre, 
die feindlichen Straßen. Aber die Kälte wird immer 
rauher, und so suche ich ein Obdach, um mich zu 
wärmen. Ich sehe einen „cinematograto" mit blut 
rünstigen Plakaten. Gegeben wird „La figlia dei 
traditore". Ich bücke mich zum Kassenverschlag. Aber 
mit großartigem Stolz sagt mir der Kassterer: „Tutto 
venduto!" Pech. Ich tröste mich und bummle frierend 
durch die Stadt, bis zur Piazza Vittorio Emanuele, 
wo ein Uhrturm, der Palazzo del Commune und die 
Kathedrale ragen, und zurück zum Bahnhof. 
Es dauert noch eine Stunde, bis der „treno diretto" 
von Brindisi nach Bologna einfahren wird. Der Bahn 
hof ist verlassen und nur ein Billettschalter offen; ein 
Kellner schläft im Warteraum. Soll ich eine Fahr 
karte lösen? Nein, lieber nicht. Ich ziehe es vor, mich 
dort hinten, bei den Gepäckkarren, an der Tür des 
Aborts zu verstecken. Mein Entschluß ist gefaßt: ich 
reise als blinder Passagier. 
Dunkle Nacht. Welch sonderbarer Aufenthalt! Doch 
die Zeit verrinnt. Halb ein Uhr. Noch fünf Minuten.
	        
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