Volltext: Die Abenteuer des Dandy-Hunnen [37]

Ich war in Stepney und Poplar, in Whitechapel 
und Bow, der Unterwelt von London. Jenseits von 
Aldgate durch Whitechapel Road. Trödlerbuden, in 
denen der schmierigste Kram feilgehalten wird, patrio 
tische Jahrmarktsschreier. Es riecht nach verfaulten, 
Fischen, nach üblem Fett, nach verwesendem Fleisch, 
nach Ratten. Von den Wänden der Häuser sickert eine 
undefinierbare Nässe herab, und die Fenster sind blind 
von Schmutz. In Mile End Road die „jiddische" Zeile 
der russisch-jüdischen Proletarier, die zum Teil im Krieg 
Uniformschneider geworden sind, aber noch immer den 
Haß gegen den Zarismus bewahren, ihren Mörder. 
Houndsditch, wo die wilde Revolverschlacht zwischen 
Polizei und Easiend-Gesindel war. Bethnal Green mit 
seinen „public houses", seinen Branntweinschenken. 
Jeden Samstag sind sie voll Männer und Frauen, 
die im „gin", im Fusel, sich betäuben. Hungernden 
und gehetzten Tieren gleichen die Menschen hier. Die 
Bitterkeit hat ihre Mundwinkel herabgezerrt, der hoff 
nungslose Kampf ihre welken Wangen zerfurcht, und 
aus ihren Augen glotzt die Verzweiflung. Schwangere 
Säuferinnen, Rudel von fahlen Kindern, Sieche mit 
blutigen Wunden; und niemand kümmert sich um die, 
die mit erstarrenden Gliedern irgendwo ächzen am 
Trottoirrand. 
Music Halls in Whitechapel Road, billige Singspiel 
hallen, in denen man „tbi-ee pence" zahlt. Eine Sän 
gerin mit ordinärem Gesicht steht im Babykostüm auf 
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