Wichtig war — so wie in Genua — die Wahl von
Sprache und Nationalität. Da ich im Lager als Serbe
galt, durfte ich mich nach meiner Flucht nicht mehr
dafür ausgeben; zudem, man kannte mich schon auf
der Serbischen Gesandtschaft. Den Engländer zu
spielen, widerriet mir mein dunkler, unenglischer Typ.
So gut ich das Landesidiom sprach, Eigentümlich
keiten der Betonung, der Wortstellung lassen sich selbst
von dem Geübten nicht restlos beherrschen. Und er
stolpert über irgendeine unmerkbare Nuance. Man
erzählte mir von einem deutschen Marineoffizier, der
wie ein Engländer aussah, blond, blauäugig, mit
roter Gesichtshaut, und des Englischen ganz wie seiner
Muttersprache kundig war. In den Docks wurde er
von einem Polizisten angehalten und gefragt: „Welcher
Nation?" „Ungiisdmnn", erwiderte der Seeoffizier.
„>VKere are you from?" Ohne zu zögern, nannte
der Deutsche einen Ort in Schottland — und war
verhaftet. Ein Schotte bezeichnet sich niemals als
„Englishman", sondern stets als „Lcotsman" oder,
wenn er Imperialist ist, als „British". Es empfiehlt
sich nicht, in Großbritannien oder einer britischen Kolo
nie den Engländer zu markieren.
Das klügste war: ich entschied mich für die Rolle
eines befreundeten Ausländers; denn die im Lernen
trägen Söhne Albions sprechen nur selten eine fremde
Sprache so, daß sie kleinere Fehler wahrnehmen. Die
meisten wissen überhaupt nichts von fremden Sprachen