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Einen gemeinschaftlichen Charakterzug hatten wir
alle: die unhemmbare Vorliebe für „Old England",
die abgöttische Verehrung der Engländer. Alle Männer
an Bord machten die schönsten Bücklinge und wählten
die demutsvollsten Worte, wenn auf das gebietende
England die Rede kam. Es war eine erlauchte Heuchelei.
Niemand konnte es sich leisten, ihr rückhaltlos zu oppo
nieren — nur die deutschen Frauen und Mädchen taten
das, denen damals von den Engländern, nach gründ
licher Untersuchung zwar, die Weiterreise gestaltet wurde.
Sie verteidigten die Sache ihrer Heimat ohne Furcht.
Sie waren bestimmt die Tapfersten der Tapferen.
Unter den Neutralen gebärdeten sich höchst selbst
bewußt die waschechten Pankees. Sie kauten ihren
Gummi und trugen eine. gnädige, gönnerhafte Herab
lassung zur Schau. Sie hatten es leicht. In Kirkwall
nagelten sie einfach ihre Pässe an die Kabinentüren,
und die Engländer betraten einen solchen geheiligten
Raum überhaupt nicht. Wie beneidete ich sie in dieser
Stunde um ihre Pässe! Wie sehr bedauerte ich, mir
keinen amerikanischen Paß verschafft zu haben!
Der Mitbewohner meiner Kabine war ein Tscherkesse,
wohl ein Kaufmann, in den Nachbarkabinen wohnten
Landsleute von ihm. Ich schloß mich an einen biederen
Schweden aus Chicago an, einen naturalisierten
Amerikaner, und er erwiderte offenbar meine nicht
uninteressierte Zuneigung. Seine Freundschaft konnte
mir, so dachte ich, von Wert sein.