Volltext: Gutachten in der Wasserversorgungsfrage der Stadt Gmunden

Sie müssen sich das so vorstellen: 
Skizze Nr. 6. 
Hn. 
j 44 —N⸗) 
Die Skizze zeigt Ihnen einen Terrainquerschnitt mit einem 
Flusse, woselbst sich Hausbrunnen befinden sollen. Wenn 
Sie in diesen Brunnen das Wasserniveau bestimmen, so 
sehen Sie, daß dasselbe ein klein wenig anders ist als das 
m Flusse und daß es gegen den Fluß zu eine Neigung 
hat. Es fließt das Wasser unterirdisch dem Flusse zu, der 
sich vermehrt, indem er weiter geht und die Ausflüsse des 
Brundwassers aufnimmt. Deßhalb kann man auch, wenn 
nan im Schotter am Traunufer eine Furche gräbt, sehen, 
wie nicht etwa das Flußwasser in's Land, sondern vom 
Land her Wasser gegen den Fluß fließt. Diese Masse von 
Wasser nennt man das Grundwasser, zum Unterschiede 
von dem „offenen.“ Das Grundwasser, welches sich sehr 
lange im Boden bewegt hat, zeigt die mittlere Tempera— 
zur von 8ÿ59*0., während das Wasser des Stromes mit 
der Lufttemperatur wechselt; aber wenn derselbe allmählig 
Grundwasser aufnimmt, nähert sich seine Temperatur im— 
mer mehr und mehr derjenigen des letzteren. Solche Flüsse 
pflegen aus diesem Grunde auch nicht zuzufrieren, und das 
ist das Bezeichnende. 
Wenn man ein Pumpwerk aufstellt und einen Theil 
dieses Grundwassers schöpfen will, so geschieht folgendes. 
Skizze Nr7 
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— 
Es wird durch das Pumpen ein Saug-Kegel ge— 
hildet, der wasserleer ist, weil in der Nähe der Pumpe 
mehr Wasser entnommen wird, in der Entfernung weniger, 
und je mehr Sie die Maschine anstrengen, um so größer 
wird der Kegel. Wenn er sehr groß wird, dann kommt 
er bis zum Flusse heraus, und dann rinnt Flußwasser 
hinein, und wenn der Kegel wieder kleiner wird, so 
bleibt er wieder ganz im Grundwasser. Die Frage ist also, 
wenn man ein Schöpfwerk aufstellt, ob der Kegel so groß 
ist, daß er bis in den Fluß hinausreicht oder nicht. Die 
Untersuchungen, welche in der Au gemacht wurden, zeigen, 
daß beim Schöpfen von beiläufig 60—70 Secundenlitern 
der Kegel so in die Nähe des Flusses kommt, daß keine 
scharfe Trennung stattfindet. Wenn 20 oder 30 Secunden— 
liter geschöpft werden, dann bleibt ein Raum zwischen 
Fluß und Brunnen, und ein Eindringen von Traunwasser 
ist, wenigstens bei normalem Wasserstande, nicht zu befürchten. 
Nun ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß man 
es hier mit verschiedenen Grundwässern zu thun hat. 
Ich habe deßwegen gestern folgendes Experiment machen 
assen; der Brunnen war seit 20 Stunden in Thätigkeit 
und wurden 30 Secundenliter geschöpft. Ich ließ nun zuerst 
den Brunnen stärker anspannen und dann den Dampf ablassen, 
im zu sehen, wie sich das Wasser ersetzt. Die Resultate 
ind folgende: Wenn ich sage, der Traunwasserstand ist 
Null, so ist an der Stelle, welche gewöhnlich als Punkt 
IIJ bezeichnet wird, eine Höhe von 0.15 m, d. h. das 
Wasser war hier um 15 em höher als in der Traun; 
das erklärt, warum, wenn man hier einen Graben gemacht 
hat, das Wasser gegen die Traun hinausgeflossen ist. 
Am Schöpfbrunnen war der Kegel gebildet, und das Wasser 
tand auf 9.56 m, d. h. mehr als einen halben Meier 
uinter der Traun. Bei J war das Niveau —0.6 m, also 
ꝛtwas über einen halben Meter über der Traun. 
So war der Wasserstand, als die Maschine abgelassen 
wurde. Ich war unten im Brunnen, und im Augenblicke 
»es Ablassens der Maschine ergänzte sich das Wasser so 
'asch, daß es mir sofort an die Fuͤsse herankam; es ist in 
Minuten und 30 Sekunden in dem Schachte um 0.92 m, 
ilso fast einen ganzen Meter gestiegen, und hat sich um 
).36 m, also mehr als ein Drittel Meter, über das Niveau 
des Traunwassers gestellt. — Es ist also nicht, wie in 
dem Berichte des Baurathes Passini erwähnt, in 20 
Minuten, sondern schon in 410 Minuten ein gänzlicher Ersatz 
des ausgeschöpften Saugkegels eingetreten, u. zw. wie deut— 
ich wahrnehmbar, nicht von der Traun, sondern von der 
Landseite her, von wo ein sehr bedeutendes Einströmen 
des Wassers bemerkbar war. 
So ist also für mich kein Zweifel: 
daß hier der Wasserstand höher steht als im Traunfluß, 
hier also nicht durch die Infiltration der Traun herge— 
stellt wird; 
daß sich das Wasser sehr leicht im Schotter bewegen 
muß, sonst könnte sich nicht der Schacht in 414 Minu— 
ten füllen und das Wasser in dieser Zeit um nahezu 
einen ganzen Meter steigen, und 
3. daß, falls man es hier mit Traunwasser zu thun hätte, 
es nicht möglich wäre, daß dieser Ersatz uͤber das 
Niveau des Traunflusses reichen würde, es könnte höchstens 
nur bis auf Null eintreten. 
Ich muß mich in dieser Beziehung den Ansichten an— 
schließen, daß hier nicht Traunwasser, sondern Grund— 
wasser geschöpft wird. 
Allerdings bin ich aber der Meinung, daß man den 
Brunnen weiter landeinwärts zu setzen habe; denn ist 
das Wasser an der Stelle des gegenwärtig bestehenden Schachtes 
vorhanden, dann ist es an der weiter landeinwärts liegen— 
)en Stelle auch vorhanden. Auch ist es nicht nothwendig, 
o nahe an den Fluß zu gehen, daß durch außerordentliche 
Imstände (Hochwässer der Traun) eine unliebsame Störung 
intreten könnte. Ich glaube also, daß die Ansichten, 
velche die Ingenieure geäußert haben, richtig sind, daß 
es aber zweckmäßig ist, den Brunnen landeinwärts zu 
tellen, und habe auch den Punkt bezeichnet. Ich muß 
‚inzufügen, daß das Fallen bei angestrengterer Maschine 
ind das Steigen bei geringerer Anstrengung nicht nur außer— 
cdentlich rasch, sondern sehr gleichmaͤßig geschieht, das ist 
Ihnen ein Beweis, daß hier große, zusammenhängende 
Vassermassen vorhanden sind. 
Dieses Wasser hier stimmt in seiner chemischen Zu— 
ammensetzung nicht ganz mit demjenigen des „hl. Brunnen“ 
überein. Es ist insbesondere darauf aufmerksam gemacht 
vorden, daß die Härte des hl. Brunnwassers igen ist, 
ils die Härte des Wassers, welches in der Au geschöpft 
vird, daß die Härte in der Au aber übereinstimmt mit jener 
des Traunwassers. Man hat daraus gefolgert, daß es sich
	        
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