Volltext: Gutachten in der Wasserversorgungsfrage der Stadt Gmunden

wenn auch vielleicht viele Decennien hindurch diese Wasser— 
juantitäten nicht aufgebraucht werden, während bei einer 
naschinellen Anlage Sie dieselbe nach dem Umfange des 
augenblicklichen Bedarfes einrichten und jederzeit die nothigen 
Erweiterungen vornehmen können. — Nur das Druckrohr 
muß die erforderlichen Dimensionen haben. Es wäre nämlich 
eine sehr schlechte Deconomie, wenn man zuerst ein kleines 
Rohr hereinführen und sich vorbehalten würde, später ein 
zrößeres Rohr daneben anzubringen. 
Ich brauche nicht zu sagen, daß zwei 55zöllige Rohre 
nicht so viel führen als ein 10-zölliges; aber die Haupt— 
ache dabei ist die: Liegen zwei Rohre, so sind zweimal 
so viel Muffen-Verbindungen, — und diese sind die schwa— 
hen Seiten einer jeden Leitung. Dieselben brauchen grö— 
ßere Reparaturen als ein Rohrstrang. Es sind aber noch 
andere Schwierigkeiten, namentlich bei der eben von mir 
zgelobten und prachtvollen Schrattenauerquelle. Dieselbe 
iegt östlich vom Laudachsee, etwa eine Stunde entfernt, 
und etwa um 120 mehöher. In der beigefügten Skizze 
hedeutet A das herzogl. Cumberland'sche Jagdschloß; bei 
8 kommen die einzelnen Quellen-Abflüsse zusammen. 
Skizze Nr. 5. 
—E — —8 
JAGDRAUS inder SCRRAVTTENAU - 
Unter dem Jagdhaus ist ein großer Raum von ver— 
türztem Terrain (O). Da kann man keinen Bau ausführen. 
Es ist, soweit ich gesehen habe, nicht möglich, über das 
Thal in der Nähe hinüber zu kommen, um die Wasser— 
cheide zum Laudachsee zu gewinnen. Wenn man also die 
Schrattenauer Quellen gewinnen wollte, so müßte man fast bis 
in die Gegend von St. Conrad hinaus und wieder an der 
Lehne herein gehen. Es würde eine sehr lange Leitung noth— 
wendig, wie man sie nur anlegen kann, wenn man in 
zroßen Dimensionen arbeitet. 
Es ist viel von Rutschterrain gesprochen worden. Das 
macht mir nicht bange. Ich wäre der Ansicht, so weit 
ich nämlich gesehen habe, daß technische Schwierigkeiten 
der Ausführung der einen wie der anderen Leitung nicht 
entgegenstehen, daß sie aber beide mit sehr großen Kosten 
erbunden sind. Als ein besonderer Vorzug dieser Quellen 
st angeführt worden, daß man mit einem großen Druck 
14 Atmosphären) arbeiten kann. Ich würde Ihnen sehr 
ibrathen, in Gmunden ein Rohr zu haben, welches mehr 
als 6 Atmosphären oder 5 an den tieferen Stellen führt, 
vie im Projekt des Freiherrn von Schwarz. Ein 
soher Druck in einem Stadtrohr ist mit vielen Uebelständen 
verbunden. Erstens muß das Rohr dickwandiger sein, ist 
also theurer; zweitens halten die Gliederungen nicht und 
ind mehr Reparaturen nothwendig; drittens, wenn ein 
Bruch eintritt, strömt das Wasser mit viel größerer Gewalt 
aius und es geschehen Aufwühlungen in den Straßen der 
Stadt. Endlich befördert nichts so sehr die Vergeudung 
des Wassers, als ein hoher Druck, denn es fließen dabei 
größere Quantitäten ab. Man ist daher allenthalben zur 
Ansicht gekommen, daß ein Druck, welcher über 5 oder 6 
Atmosphären herausgeht, in der Regel nicht in Anwendung 
zu bringen ist. 
Eine Atmosphäre sind 30 Fuß und etwas darüber, 5 sind 
also über 150, 6 sind über 180 Fuß. In Wien haben wir 
als Maximum der Häuserhöhe 13 Klafter, d. s. 78 Fuß. 
ZSie sehen also, daß Sie mit dem Maximum der Häuser— 
höhe, welche in Wien gestattet ist, schon zweimal so hoch 
bei fünf Atmosphären kommen. Es hätte keinen Zweck und 
wäre geradezu schädlich, wenn man für die niederen Theile 
von Gmunden das Reservoir höher legen möchte als auf 
den Calvarienberg. — 
Ich gehe jetzt zu den tieferliegenden Quellen über. 
Zuerst will ich wenige Worte über den heil. Brunnen sagen. 
Der hl. Brunnen ist eine Quelle, welche unter sehr 
abnormen Verhältnissen auftritt, nämlich nicht ganz unten 
am Rande des Conglomerats, sondern etwas höher im 
Gehänge, und wenn man unten am Bassin steht, kann 
nan wahrnehmen, daß der Zufluß nicht continuirlich 
sst, sondern daß kleine Stöße stattfinden; es kommt Wasser 
zu, dann eine Pause, dann tritt wieder Wasser heraus, 
ein Beweis, daß irgend welche Unregelmäßigkeiten im be— 
nachbarten Terrain eintreten, welche man nicht nach der 
oberflächlichen Beschaffenheit beurtheilen kann. Ich würde 
empfehlen, an der hl. Brunnenquelle nicht zu rühren, denn 
man kennt das Verhältniß nicht, welches das Wasserniveau 
über der Höhe des Alluviums hält. 
Es könnte leicht geschehen, daß durch irgend einen 
künstlichen Eingriff das Wasser herabsinkt bis in das Niveau 
des Alluviums und daß man der Stadt hiedurch einen 
schlechten Dienst erweisen würde. — 
Nun komme ich zu den Versuchen, die „in der Au“ 
ain dem Ausgange des sogenannten wasserlosen Baches 
gemacht worden sind. 
Da über diesen Gegenstand sehr verschiedene Meinungen 
ausgesprochen wurden, habe ich versucht, mir ein so rich— 
tiges Bild als möglich darüber zu schaffen. 
Wenn man in der unmittelbaren Nähe eines offenen 
Flusses ein Schöpfwerk findet, und sieht, daß dasselbe große 
Auantitäten Wasser herauf fördert, so liegt nichts näher 
als die Annahme, daß dieß wirklich das Flußwasser sei, noch 
dazu, wenn das Terrain durchlässig ist, also eine dichte 
Scheidewand zwischen dem Brunnen und dem Flusse nicht 
porhanden ist; in vielen Fällen ist es ja auch wirklich zum 
zroßen Theile der Fall. z. B. bei der Kaiser Ferdinands— 
Leitung in Wien, welche den Zweck hatte, das vorbeiströmende 
Flußwasser auf demWege eines natürlichenFilters zu gewinnen. 
Ich begreife es vollständig, daß viele Personen, welche 
das Pumpwerk besichtigten, der Ansicht sind: Ja, es wird 
nichts anders als das filtrirte Traunwasser geschöpft. Nun 
verhält es sich aber damit folgendermaßen: 
Wenn über ein Schottergebiet Wasser fließt, das an 
die Umgebung abgegeben wird, so muß es aufhören, der 
Fluß muß versiegen. Er kann nur bestehen, wenn die 
zanze Umgebung mit Wasser geschwängert ist. Es ist das 
uuch bei allen jenen Flüssen der Fall, welche durch loses 
Terrain, durch Sand oder Schotter fließen; wo das nicht 
der Fall ist, verschwinden sie wirklich. 
Die Flüsse, welche in unseren geographischen Lehr— 
büchern vielfach, aber irrthümlich, als Bewässerungsadern 
des Landes angesehen werden, dienen in der Regel nicht 
ur Bewässerung, sondern zur Entwässerung. Der Fluß 
gibt nicht Wasser an die Umgebung ab, sondern er nimmt 
Wasser auf; deßwegen werden auch die Flüsse immer größer, 
e weiter sie fließen, geradeso wie es bei Wien mit dem 
Fluße „Fischa“, der Fall ist, welcher als eine ganz kleine 
Quelle anfängt, immer größer und größer wird, ohne 
irgend einen offenen Zufluß.
	        
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