hier nicht um Grundwasser, sondern um Traunwasser
Jandelt. Dieser Schluß scheint sehr nahe, aber die Traun
hat darum beinahe dieselbe Härte wie die Quelle, weil
sie selbst schon eine große Menge von Grundwasser auf—
genommen hat; nicht das Grundwasser hat seine Härte
von der Traun, sondern umgekehrt. — Und was den hl.
Brunnen betrifft, so verhält es sich so.
Die Härte des hl. Brunnen stimmt nahe überein mit
jener des Brunnens bei dem Schlosse des Herzogs von
Tumberland. Die Härte des Wassers beruht hauptsächlich
auf der Menge von kohlensaurem Kalke, der im Wasser gelöst
ist. Je langsamer sich ein Wasser durch den Boden bewegt,
umsomehr feste Bestandtheile nimmt es auf. Wenn es sich
rasch bewegt und wenig freie Kohlensäure dazukommt, so
nimmt es wenig feste Bestandtheile auf; die größere Härte
im Brunnen des Herzogs von Cumberland und im
heil. Brunnen rührt daher, daß die ganzen Wassermengen
bdas terrassenförmig aufsteigende Terrain durchdringen, in
welchen sie sich langsamer bewegen und mehr feste Bestand—
theile aufnehmen. Ich glaube also, daß in der Au wirk—
iich Grundwasser, u. zw. gutes Grundwasser geschöpft wird.
Wenn ich nun das bisher Gesagte concentrire, so finde
ich, daß man:
grAus der Sandsteinzone kein Wasser nehmen
Foll,
daß aus der Kalkzone zwei Gruppen in Be—
tracht kommen, und zwar die Laudachseequel—
len und die Quellen in der Schrattenau,
daß man an den tiefgelegenen Quellen(hl.
Brunnen) nicht rühren darf,
endlich, daß in der Au gutes Wasser ge—
schöpft wird.
Es frägt sich nun, was unter diesen Verhältnissen die
Stadt Gmunden thun soll.
Wenn man eine Arbeit unternimmt, so muß man auch
eine Kräfte im Augen haben. — Ich würde Ihnen sehr gerne
horschlagen, Sie sollen die Schrattenauer Hochquelle herein—
ühren, aber ich bin überzeugt, daß wenig Jahre verfließen
und die Gmundner mir Vorwürfe machen würden, wegen
der Auslagen. Die Hereinleitung einer Hochquelle in kleinen
Dimensionen ist unökonomisch, und in großen Dimensio—
nen geht es über das directe Bedürfniß und über die finan—
ziellen Kräfte der Stadt hinaus. Der Laudachseebrunnen
vie die Schrattenauer Quelle kosten viel mehr als die Kapi—
als- und Betriebskosten der Au-Leitung. Ich habe nicht den
Muth, Ihnen heute eine der Hochquellen vorzuschlagen, aber
cch glaube, daß die Zeit kommen wird, wo man das machen
vird. Ich habe schon in dem Gutachten, welches ich vor
einiger Zeit gesendet habe, darauf aufmerksam gemacht,
wie rasch sich die menschliche Gesellschaft entwickelt, wie
rasch die Anforderungen wechseln und die Hilfsmittel steigen,
vie das, was vor 50 Jahren als unmöglich sich zeigte,
heute leicht erscheint und wieder Dinge, die heute unmöglich
erscheinen, in 50 Jahren recht gut gemacht werden können.
Ich schlage daher nicht eine der beiden Hochquellen vor,
sondern ich glaube, daß das, was in der Au gefunden
vurde, trotz allen Einwendungen, von welchen ich viele als
sehr natürlich ansehe, das Beste ist, was Sie machen kön—
nen. Es wird eine ganz gute Leitung sein, deren Wasser
irmer ist an festen Bestandtheilen als das gegenwärtige
heil. Brunnen-Wasser. Man wird dasselbe mit Vergnügen
nehmen und die Fremden werden es als einen außerordent—
lichen Fortschritt ansehen. Das ist etwas, was zu erreichen
ist mit den Mitteln, die Ihnen zu Gebote stehen. Sie
haben auch den Vortheil, wenn die Leitung nicht ausreicht,
daß Sie dieselbe durch die Aufstellung weiterer Maschinen
zu erweitern im Stande sind; sie kommen also auf lange
Jahre damit aus.
Ich habe mich heute wieder recht ergötzt an der pracht—
vollen Lage Ihrer Stadt; diese herrliche Lage hat die Stadt
chon seit Jahrhunderten; daß Gmunden sich in den letzten
Jahren hob, rührt aber von der erleichterten Communication
her. Aus fernen Ländern gehen die wohlhabenden Leute
hinaus und trachten den Sommer dort zuzubringen, wo
es ihnen am bequemsten ist und die Orte, wo man es
ihnen am bequemsten macht, suchen sie auf. Wo die
Gemeindevertretung sich bemüht, den Wünschen nachzukom—
nen, dort folgt ein Besuch dem andern, und so wird es
auch gehen, wenn die Gemeinde-Vertretung Energie hat,
das, was nothwendig ist, durchzuführen. Es ist in erster
Linie klar, daß eine Wasserleitung nothwendig ist.
Ich habe mir erlaubt zu sagen, was die Natur Ihnen
hietet. Sie haben die Auswahl, Sie müssen sich richten
nach Ihren Mitteln. Sie können durch Herstellung einer
Wasserleitung in der Au unter gewissen Abänderungen auf
ange Jahre hinaus dem Bedürfnisse vollkommen nachkom—
men, und deßhalb halte ich es für meine Pflicht, Ihnen
rotz aller Einwände dieses Project zur Ausführung zu em—
ofehlen. Sie sollten so vorgehen, daß Sie das Project
als Eigenthum erwerben und dann Demjenigen, welcher
Ihnen der Vertrauenswürdigste scheint, die Ausführung
übertragen.
Es wird die Ausführung dieses Werkes in Einem
Jahre verlangt. Das ist nicht gut. Lassen Sie im ersten
Jahr den Brunnen machen, vor Allem das Reservoir fun—
diren; lassen Sie diese Fundamente stehen und vollenden
Sie erst im nächsten Jahre Ihre Wasserleitung. Dieß
wird zum Vortheil des ganzen Werkes sein.
Dieses, meine Damen und Herren, sind meine Be—
»bachtungen. Ich habe es für meine Pflicht gehalten,
iber diese schlichte Darstellung nicht hinauszugehen, und
amit schließe ich.
Bürgermesister Kaltenbruner stellt die Anfrage,
ob vielleicht Jemand den Herrn Prof. Sueß über den
bvorliegenden Gegenstand zu interpelliren wünscht; es meldet
sich nach längerer Pause
Dr. Wolfsgruber: Es ist gegen das Wasserproject
zu Felde gezogen worden damit, daß sich das Wasser im
Schachte fortwährend trübe, und daß wir wahrscheinlich,
wenn Gewitter, Schnee ꝛc. eintreten, im Schachte unten
eine Lehmlacke haben werden. Ich möchte die Frage auf—
verfen, ob dies zu befürchten ist, und woher die gegen—
värtigen Trübungen stammten.
Prof. Sueß: Das Grundwasser bewegt sich lange
uinter der Erde, sonst würde es nicht die constante mitt—
ere Bodentemperatur haben; solches Wasser hat niemals
Trübungen, denn diese bleiben im natürlichen Filter zurück.
Wenn Trübungen eingetreten sind, so wurden sie durch
das Hereinfließen von Tagwässern verursacht. Wenn statt
der gegenwärtigen provisorischen Einrichtung ein oder zwei
gemauerte Brunnen vorhanden sind, so daß ein Ein—
ießen der Tagwässer nicht möglich ist, dann wird auch
die Trübung aufhören.
Dr. Wolfsgruber: Es ist eingewendet worden,
daß wir durch die lange Leitung warmes Wasser trinken
verden; ich erlaube mir daher die Anfrage, ob sich wirk—
iich das Wasser von der Leitung bis auf den Calvarien—
berg hinauf erwärmt?
Prof. Sueß: Die ganze Druckleitung hat nur
2.2 Kilometer; in Wien ist die Syphonverbindung zwischen
wei Reservoirs fast so lang und beträgt die Länge der
Janzen Straßenleitung einige 30 Meilen. Es hängt nur
davon ab, ob die Rohre in die richtige Tiefe geleat sind:
darauf muß gehalten werden.
Hiebei gilt die Regel, daß die oberste Rohrkante
14 Fuß unter dem Terrain liegen muß; wenn dieß der
Fall ist, so wird die Tagestemperatur gar keinen Einfluß