Otto Richter 313
schaften bestanden bis 1945.115 Die Zugehörigkeit zur NSKOV begründete
Richter damit, dass er seit ca. 1920 beim oberösterreichischen Landesver-
band der Kriegsinvaliden gewesen und in die NSKOV „überführt“ worden
sei. Eines Beitritts zur NSV habe er sich in seiner Position als „gemassregel-
ter“ öffentlicher Angestellter „nicht erwehren“ können, er habe jedoch „trotz
ständigen Drängens“ nie mehr als eine Reichsmark pro Monat bezahlt. Rich-
ter beschrieb seine politische Einstellung und auch jene seiner Familie nun –
im Gegensatz zu früheren Äußerungen – als strikt „antinationalsozialistisch“.
So wäre seine Bestellung zum Landesamtsdirektor bzw. Regierungsdirektor
von Oberösterreich ohne seine „eindeutig antinationalsozialistische Haltung“
nicht erfolgt, er habe als Regierungsdirektor „in vorderster Linie im Kampfe
gegen den Nationalsozialismus“ gestanden, damit seien auch seine Verhaf-
tung, Pensionierung mit „halbem Ruhegenuss“ und „Arbeitsbehinderung“
(bis zum November 1941) zu begründen. Er habe auch, „tatkräftigst“ unter-
stützt von seiner Frau, seine drei Kinder „eindeutig antinationalsozialistisch“
erzogen, weshalb die Familie unter Druck gestanden habe.116 Tatsächlich
erhielt Richters Tochter Monika im September 1941 einen Verweis der Hit-
ler-Jugend Führerin Hedi Piringer, da sie im Juni des Jahres demonstrativ
eine Schulvorführung des OKW-Propaganda-Films „Sieg des Westens“ ver-
lassen hatte.117 Im November 1941 musste sie laut Richter „wegen NS-
Verfolgung im Laufe der 7. Klasse Mittelschule von Linz nach Wien“ wech-
seln.118 Sie leistete zwischen April 1943 und Mai 1944 den Reichsarbeits-
und Kriegshilfsdienst, für das Sommersemester 1944 inskribierte sie sich an
der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Im Mai 1944 intervenierte
Richter beim Reichsstatthalter, um eine Aufhebung der (mit Mai 1943 er-
folgten119) Streichung des Kinderzuschlages für seine Tochter Monika zu
erreichen120. Dr. Eduard Pernkopf, von 1943 bis 1945 Rektor der Universität
Wien, bestätigte die von Monika Richter vorgenommene Inskription.121 Ende
Mai wurde Richter schließlich darüber informiert, dass der Kinderzuschlag
wieder angewiesen werde.122 Seine Tochter konnte ihr Medizinstudium be-
ginnen, bereits in den darauffolgenden beiden Semestern (Winter 1944/45
und Sommer 1945) sei sie jedoch laut Richter einer „Hochschulsperre für
115 Ebd.: Militärregierung – Österreich, Fragebogen, 13. 10. 1945
116 Ebd.: Militärregierung – Österreich, Beiblatt zum Fragebogen, 13. 10. 1945
117 OÖLA, Nachlass Otto Richter, Sch. 1: Englischsprachige Abschrift eines Schreibens von
Hedi Pühringer an Monika Richter vom 25. 9. 1941
118 OÖLA, Landesregierung – Personalakten, Sch. 200: Personalakt Nr. 3426 (Dr. Otto Rich-
ter), Schreiben von Richter an das Amt der oö. Landesregierung vom 29. 10. 1948
119 Ebd.: Schreiben des Reichsstatthalters Oberdonau, Z./Pers. (Vers.) an Richter vom 13. 4.
1943
120 Ebd.: Schreiben von Richter an den Reichsstatthalter Oberdonau, Z./Pers. (Versorgung)
vom 23. 5. 1944
121 Ebd.: Bestätigung vom 17. 4. 1944
122 Ebd.: Schreiben des Reichsstatthalters Oberdonau, Z./Pers. (Vers.) an Richter vom 31. 5.
1944