Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 24 (Nr. 24 / 2015)

Otto Richter 313 schaften bestanden bis 1945.115 Die Zugehörigkeit zur NSKOV begründete Richter damit, dass er seit ca. 1920 beim oberösterreichischen Landesver- band der Kriegsinvaliden gewesen und in die NSKOV „überführt“ worden sei. Eines Beitritts zur NSV habe er sich in seiner Position als „gemassregel- ter“ öffentlicher Angestellter „nicht erwehren“ können, er habe jedoch „trotz ständigen Drängens“ nie mehr als eine Reichsmark pro Monat bezahlt. Rich- ter beschrieb seine politische Einstellung und auch jene seiner Familie nun – im Gegensatz zu früheren Äußerungen – als strikt „antinationalsozialistisch“. So wäre seine Bestellung zum Landesamtsdirektor bzw. Regierungsdirektor von Oberösterreich ohne seine „eindeutig antinationalsozialistische Haltung“ nicht erfolgt, er habe als Regierungsdirektor „in vorderster Linie im Kampfe gegen den Nationalsozialismus“ gestanden, damit seien auch seine Verhaf- tung, Pensionierung mit „halbem Ruhegenuss“ und „Arbeitsbehinderung“ (bis zum November 1941) zu begründen. Er habe auch, „tatkräftigst“ unter- stützt von seiner Frau, seine drei Kinder „eindeutig antinationalsozialistisch“ erzogen, weshalb die Familie unter Druck gestanden habe.116 Tatsächlich erhielt Richters Tochter Monika im September 1941 einen Verweis der Hit- ler-Jugend Führerin Hedi Piringer, da sie im Juni des Jahres demonstrativ eine Schulvorführung des OKW-Propaganda-Films „Sieg des Westens“ ver- lassen hatte.117 Im November 1941 musste sie laut Richter „wegen NS- Verfolgung im Laufe der 7. Klasse Mittelschule von Linz nach Wien“ wech- seln.118 Sie leistete zwischen April 1943 und Mai 1944 den Reichsarbeits- und Kriegshilfsdienst, für das Sommersemester 1944 inskribierte sie sich an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Im Mai 1944 intervenierte Richter beim Reichsstatthalter, um eine Aufhebung der (mit Mai 1943 er- folgten119) Streichung des Kinderzuschlages für seine Tochter Monika zu erreichen120. Dr. Eduard Pernkopf, von 1943 bis 1945 Rektor der Universität Wien, bestätigte die von Monika Richter vorgenommene Inskription.121 Ende Mai wurde Richter schließlich darüber informiert, dass der Kinderzuschlag wieder angewiesen werde.122 Seine Tochter konnte ihr Medizinstudium be- ginnen, bereits in den darauffolgenden beiden Semestern (Winter 1944/45 und Sommer 1945) sei sie jedoch laut Richter einer „Hochschulsperre für 115 Ebd.: Militärregierung – Österreich, Fragebogen, 13. 10. 1945 116 Ebd.: Militärregierung – Österreich, Beiblatt zum Fragebogen, 13. 10. 1945 117 OÖLA, Nachlass Otto Richter, Sch. 1: Englischsprachige Abschrift eines Schreibens von Hedi Pühringer an Monika Richter vom 25. 9. 1941 118 OÖLA, Landesregierung – Personalakten, Sch. 200: Personalakt Nr. 3426 (Dr. Otto Rich- ter), Schreiben von Richter an das Amt der oö. Landesregierung vom 29. 10. 1948 119 Ebd.: Schreiben des Reichsstatthalters Oberdonau, Z./Pers. (Vers.) an Richter vom 13. 4. 1943 120 Ebd.: Schreiben von Richter an den Reichsstatthalter Oberdonau, Z./Pers. (Versorgung) vom 23. 5. 1944 121 Ebd.: Bestätigung vom 17. 4. 1944 122 Ebd.: Schreiben des Reichsstatthalters Oberdonau, Z./Pers. (Vers.) an Richter vom 31. 5. 1944
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