Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

32 Roger M. Allmansberger Verhältnis zum Nationalsozialismus Man weiß, dass einige von Burgstallers oben genannten „geistigen Vä- tern“ Mitglied der NSDAP waren, wie Heinrich Ritter von Srbik, Anton Pfalz, Oswald Menghin und Eugen Fehrle bzw. dem deutschnationalen (Wil- helm Bauer) und großdeutschen (Rudolf Much) Lager zuzurechnen sind. Burgstaller selbst war seit 1940 ebenfalls Parteimitglied. Felix Manzenreiter, ein Bekannter Burgstallers, sprach diesen einst auf das Thema an. Nach des- sen Aussagen reagierte er darauf „etwas allergisch“ und „wollte darüber nicht sprechen“.144 1944 habilitierte er sich bei Prof. Eugen Fehrle an der Universität Heidelberg,145 der neben seiner Parteizugehörigkeit auch noch Mitglied der SS war. Nach eigener Aussage war Adolf Hitler für Ernst Burg- staller der „fundator und deletor Germaniae“146. Ein gewisses Naheverhältnis Burgstallers zur damaligen Ideologie lässt sich nicht verleugnen. Betrachtet man gewisse Textpassagen in dessen frü- hen Publikationen, drängt sich einem immer wieder der Verdacht von Sym- pathie mit dem NS-Regime auf. Schon 1936 schrieb er in seinem Artikel „Der Volkstanz in Oberösterreich“, dass es „ein gutes Zeichen der Jetztzeit“ sei, „daß sie sich auf die Kräfte wieder besinnt, die in unseren Volksgütern liegen, die stets die unwandelbaren Zeugen der starken Eigenart unseres Stammes bleiben“. Er deutete die Entwicklungen der Zeit „als ein Zeichen einer Wende zu einer stärkeren Lebensbejahung (…) nicht nur als ein ideel- ler, sondern auch als ein unbewußter biologischer Wille zum Aufstieg“.147 Letzte Worte klingen schon stark nach Friedrich Nietzsche und Sozial- darwinismus ebenso wie folgende Passage: „Hier geht der Volksspruch un- mittelbar über die bloße Verspottung der Faulheit eines einzelnen, durch seine Handlung oft die gesamte Gemeinschaft schädigenden Elements hin- aus.“148 Während über Burgstallers Tätigkeit nach 1945 vieles bekannt ist, scheint von Seiten mancher Biografen über der Zeit zwischen 1930 und 1945 ein Mantel des Schweigens zu liegen, weswegen man schnell dazu verleitet ist, von dessen „verlorenen Jahre“ zu sprechen. Im Folgenden sei daher ver- sucht, etwas Licht in diese dunklen fünfzehn Jahre zu bringen. Als Hilfsmit- 144 Gespräch mit Felix Manzenreiter am 5. Mai 2011 in Linz 145 In memoriam Ernst Burgstaller. Bio- und Bibliographie. Als Festgabe zu seinem 90. Geburtstag zusammengestellt von ehemaligen Hörerinnen und Hörern, redigiert von Dr. Josefa Burgstaller. Hg. v. Hermann Eiselen (Linz 2001) 5 146 OÖLA, Nachlass Burgstaller, Sch. 90: Brief Burgstaller an Haberlandt (1.2.1960) 147 Ernst Burgstaller, Der Volkstanz in Oberösterreich. In: Tagblatt 26 (1936) 8 148 Ernst Burgstaller, Innviertler Brauchtum in der Erntezeit. Der Bauer in inniger Verbin- dung mit dem Werden des „lieben Brotes“. In: Innviertler Heimatblatt 39 (1943) 7
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