Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

294 Florian Schwanninger Ein Buch mit persönlichen Schilderungen von Frauen aus der Volksgrup- pe der Sinti erschien im Jahr 2004. Darin stellen drei Generationen von Frauen ihr Leben dar – während der Zeit der Verfolgung, aber auch ihr oft- mals schwieriges Leben nach 1945 bis in die Gegenwart.461 Im Jänner 2006 wurde eine von Ludwig Laher produzierte Dokumentation mit dem Titel „Sinti ob der Enns. Wider die Zigeunerklischees“ im ORF ausgestrahlt, mit über 500.000 ZuseherInnen wurde sie zu einem großen Erfolg.462 Parallel dazu wurde eine längere Kinofassung mit dem Titel „Ketani heißt miteinan- der. Sintiwirklichkeiten statt Zigeunerklischees“ erstellt und ab September 2006 in verschiedenen österreichischen Kinos gezeigt.463 In den Filmen kam nicht nur die Geschichte der Sinti während der NS-Zeit zur Sprache, sondern ebenso die Situation und Lage dieser Volksgruppe zuvor und in der Gegen- wart. Die erwähnten Publikationen und Dokumentationen über die Sinti in Oberösterreich sowie das Lager Weyer regten auch die „Wiederentdeckung“ der Geschichte der „Zigeuner“ in einigen Gemeinden an, wo ihre Existenz zum Teil über Jahrhunderte nachweisbar ist. Ludwig Laher und der Verein Erinnerungsstätte Weyer spielten dabei oftmals eine unterstützende Rolle. So kam es in Bachmanning, Buchkirchen, Hochburg-Ach, Kollerschlag oder Weng zu verschiedenen Formen der Beschäftigung mit den über lange Zeit in diesen Orten nachweisbaren „Zigeuner“-Familien.464 In der kleinen Ge- meinde Weng im Bezirk Braunau wurde 2009 von einem lokalen Kulturver- ein ein Dokumentarfilm über die Sinti-Familie Rosenfels angefertigt, in dem unter anderem ZeitzeugInnen über ihre Erinnerungen an die Mitglieder die- ser in der NS-Zeit ausgelöschten Familie berichten.465 Die Präsentation des Films „Die Rosenfels – Eine Familie aus Weng“ fand unter großer Beteili- gung der Bevölkerung im örtlichen Gasthaus statt. Gedenkveranstaltungen und –projekte gab es noch in Hochburg-Ach, wo 2004 in Privatinitiative ein Gedenkkreuz in der Nähe des ehemaligen „Zigeunerhäusls“ errichtet wur- de466, in Buchkirchen467 und Bachmanning. Die Reaktionen der Bevölkerung 461 Uns hat es nicht geben sollen. Rosa Winter, Gitta und Nicole Martl: drei Generationen Sinti-Frauen erzählen. Hg. v. Ludwig Laher (Grünbach 2004) 462 Der Film wurde im Februar 2007 auf 3Sat gezeigt. 463 Vgl. http://www.ludwig-laher.com/archiv.htm (aufgerufen am 17.7.2012) 464 Vgl. Erinnerungsstätte Lager Weyer/Innviertel. Hg. v. Verein Erinnerungsstätte Lager Weyer/Innviertel (St. Pantaleon o. J.) 18 465 Vgl. http://exo200.blogspot.co.at/search/label/Rosenfels (aufgerufen am 26.7.2012) 466 Vgl. http://www.hrb.at/bzt/doc/zgt/b1/presse/brs040812.html; http:// gedenkorte.sintiundroma.de/ index.php?ortID=102 (aufgerufen am 26.7.2012). Die Gemeinde Hochburg-Ach kommt auch seit einigen Jahren für die Erhaltung des Grabes eines 1938 verstorbenen Mitglieds der Familie Kerndlbacher auf (Mitteilung des Bürgermeisters Johann Reschenhofer an den Verfasser, 27.7.2012). Es ist die einzige (erhaltene) Grabstätte der Kerndlbacher auf den Friedhöfen Hochburg und Ach.
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