Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Erinnern und Gedenken in Oberösterreich 293 Personen festgehalten und schließlich in das besetzte Polen deportiert wur- den. Kaum jemand der InsassInnen erlebte die Befreiung 1945. Das Lager Weyer, seit 1946 (wieder) zur Gemeinde Haigermoos gehö- rend, spielte nach 1945 in der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialis- mus keine Rolle. In den Volksgerichtsprozessen nach 1945 war auch nur das „Arbeitserziehungslager“ Gegenstand der Verhandlungen, das „Zigeuneran- haltelager“ wurde „nicht einmal erwähnt, geschweige denn in die Verfahren einbezogen“456. Weder gab es ein Mahnmal noch Gedenkfeiern, noch waren das Lager und seine Opfer anderweitig in der Öffentlichkeit präsent – der be- rühmte „Mantel des Schweigens“ breitete sich über die Geschehnisse.457 In „Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich“ aus dem Jahr 1982 wurden die Vorgänge im Lager erstmals dokumentiert, wobei das „Zigeu- neranhaltelager“ nur am Rande Erwähnung fand, in den Jahren danach folg- ten weitere und ausführlichere Arbeiten.458 Der Schriftsteller Ludwig Laher hatte im Zuge der Recherchen für seinen erwähnten Roman die Schaffung einer Erinnerungsstätte für die Opfer des Lagers Weyer angestoßen, welche schließlich im Juni 2000, fast genau 60 Jahre nach Errichtung des „Arbeitserziehungslagers“, eröffnet werden konn- te. Zuvor hatte der Gemeinderat von St. Pantaleon einstimmig beschlossen, die Erinnerungsstätte zu schaffen. Die Eröffnung wurde unter Anwesenheit der oö. Landtagspräsidentin, des Bürgermeisters, des örtlichen Pfarrers, ei- nes Vertreters der österreichischen Roma und der Österreichischen Lager- gemeinschaft Mauthausen vorgenommen.459 Vermutlich war es kein Zufall, dass der Anstoß zu dieser Gedenkstätte von einem zugezogenen Gemeinde- bürger, in diesem Fall von Ludwig Laher, gegeben wurde, der 1993 nach St. Pantaleon übersiedelt war. Die Erinnerungsstätte wird seitdem von der Gemeinde und einem eigens gegründeten Verein betreut. Dieser koordiniert die Erinnerungsarbeit, orga- nisiert die jährlichen Gedenkfeiern und ist Mitglied des Mauthausen Komi- tees Österreich. Der Verein regt auch die Erinnerung an die oberösterreichi- schen „Zigeuner“ und die Aufarbeitung ihrer Geschichte in anderen Orten an bzw. unterstützt dortige Initiativen.460 456 Ludwig Laher, Geschichte des Arbeitserziehungs- und Zigeuneranhaltelagers Weyer des Reichgaues Oberdonau. In: Erinnerungsstätte Lager Weyer/Innviertel. Hg. v. Verein Erinne- rungsstätte Lager Weyer/Innviertel (St. Pantaleon o. J.) 2-15, 14 457 Vgl. Laher, Weyer 15 458 Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934-1945 II 405-409, 493-504; Gangl- mair, „Arbeitserziehungslager“ 69-73; Andreas Maislinger, Ergänzung einer Ortschronik. „Arbeitserziehungslager“ und „Zigeuneranhaltelager“ Weyer (Innviertel). In: Österreich in Geschichte u. Literatur 32. Jg. (1988) H. 3/4, 174-181 459 Vgl. Erinnerungsstätte Lager Weyer/Innviertel 16 460 Vgl. ebd. 18
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