Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Erinnern und Gedenken in Oberösterreich 285 „eine regelmäßige, geordnete öffentliche Zugänglichkeit der Baulichkei- ten“.417 In beiden Fällen, bei „Hunt“ und „Zipf“, waren viele Menschen aus dem Aufführungsort Wolfsegg und aus der Umgebung in das Projekt eingebun- den. Die „regionale Partizipation“ hat im Selbstbild des Theaters Hausruck einen hohen Stellenwert. „Die Menschen der Region werden als Zeitzeugen Teil der Geschichte, zählen zum großen Darstellerteam aus Laien und Thea- terprofis oder unterstützen die Theaterproduktionen bei den zahlreichen Or- ganisationsarbeiten.“418 Entsprechend dieses Anspruchs wurden die behan- delten Geschehnisse der Vergangenheit – nicht zuletzt durch die Medienbe- richterstattung – in der Region und darüber hinaus wieder zu einem Thema. Ein Beispiel, das die verschiedenen Ausprägungen von Erinnerungskultur zeigt, die sich nicht auf das Setzen von Gedenksteinen und Mahnmalen be- schränken muss oder soll. Im Jahr 2006 kam mit der Verlegung von so genannten „Stolpersteinen“ eine weitere dezentrale Form des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozia- lismus in Oberösterreich hinzu. Bei den „Stolpersteinen“ handelt es sich um Pflastersteine, die vor dem letzten (freiwillig gewählten) Wohnort eines NS- Opfers in den Boden bzw. ins Trottoir eingelassen werden. Die Steine tragen eine kleine Messingtafel, auf der folgende Angaben stehen: Hier wohnte: der Name des Opfers, das Geburtsjahr und eine kurze Angabe zu den Umstän- den seines Todes. Mittlerweile erinnern an rund 500 Orten in Deutschland und verschiedenen Ländern Europas „Stolpersteine“ an vom NS-Regime verfolgte Menschen.419 Durch die Verlegung der Steine vor den Wohnhäu- sern soll die Erinnerung in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden, dort- hin, wo diese Menschen lebten. Diesen dezentralen Ansatz des Gedenkens und Erinnerns drückt der „Erfinder“ der „Stolpersteine“, Gunter Demnig, folgendermaßen aus: „Es ist entscheidend, dass das Gedenken in unsere Le- bensmitte gerückt wird und Erinnerungsmale nicht weitab liegen, wo sie bequem links liegen gelassen werden können.“420 Im August 2006 wurden in sieben Gemeinden des Bezirks Braunau/Inn „Stolpersteine“ für elf Menschen verlegt, die dem NS-Regime zum Opfer gefallen waren.421 Es handelte sich dabei um die zweite Verlegung von 417 Vgl. http://www.schlier.at/index.html (aufgerufen am 9.7.2012) 418 http://www.theaterhausruck.at/html/?page_id=4 (aufgerufen am 9.7.2012) 419 Vgl. http://www.stolpersteine.com/DE/start.html (aufgerufen am 18.7.2012) 420 Zit. nach: http://www.antifa.at/initiative/erinnerungsstaetten.html (aufgerufen am 19.7. 2012) 421 Vgl. http://www.auslandsdienst.at/de/projekt/stolpersteine (aufgerufen am 18.7.2012). Der zwölfte „Stolperstein“ wurde nicht wie geplant verlegt.
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.