Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

26 Roger M. Allmansberger die er für seine wissenschaftlichen Arbeiten stetig benötigte.119 Srbik er- blickte am 10. November 1878 in Wien das Licht der Welt. Zu seinen Stu- denten zählten der Schriftsteller Heimito von Doderer sowie der Historiker Taras Borodajkewycz120. Srbik war sehr stark vom Nationalsozialismus an- getan und bezeichnete den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich als die „Verwirklichung des tausendjährigen Traums der Deutschen“. Während der NS-Diktatur trat er der NSDAP bei und wurde Mitglied des Großdeutschen Reichstags. 1945 entließ man ihn aus politischen Gründen aus dem Hoch- schuldienst. Er verstarb am 16. Februar 1951 in Ehrwald in Tirol.121 Ebenfalls an der Universität Wien lernte Burgstaller den Sprachwis- senschaftler Anton Pfalz kennen. Geboren am 4. Dezember 1885 in Deutsch- Wagram. Er forschte in erster Linie im Bereich Mundart und Dialekt. Er studierte bei Rudolf Much und Joseph Seemüller klassische Philologie. Von 1919 bis 1928 war er Mitglied der Großdeutschen Volkspartei, die für die im Frieden von St. Germain verbotene Vereinigung mit dem Deutschen Reich eintrat. Bereits ab 1933/34 war Pfalz Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB), trat aber nach dem Verbot der NSDAP 1934 der „Vaterländischen Front“ bei. Parallel dazu war er aber seit 1937 auch Mit- glied der noch illegalen NSDAP. Während des Zweiten Weltkriegs ernannte man ihn zum Pressereferenten des NS-Dozentenbundes für die philosophi- sche Fakultät der Universität Wien, womit er den Rang eines „Gauhauptstel- lenleiters“ verliehen bekam. Nach Ende des NS-Regimes hatten seine Par- teizugehörigkeit in der Illegalität und seine Funktion im NS-Dozentenbund 119 Ebd. 25 120 Taras Borodajkewycz (1902-1984) war ein österreichischer Historiker, der an der Hoch- schule für Welthandel – heute Wirtschaftsuniversität – in Wien von 1955 bis zu seiner Zwangspensionierung 1966 Professor war. Bereits vor dem Anschluss war er Mitglied der NSDAP. 1946 als „Minderbelasteter“ eingestuft, erlangte er traurige Berühmtheit durch seine wiederholten antisemitischen und neonazistischen Äußerungen während seiner Vorlesungen, worauf ihn Heinz Fischer aufgrund von Vorlesungsnotizen Ferdinand Lacinas in einem Zeit- schriftenartikel angriff. Indem Fischer Lacinas Studienabschluss nicht gefährden wollte, ließ er die Quelle seiner Anschuldigungen ungenannt, worauf ein Gericht Heinz Fischer wegen Ehrenbeleidigung verurteilte. Es folgten Demonstrationen von Studentenorganisationen, ehe- maligen Widerstandskämpfern und Gewerkschaften gegen Borodajkewycz. Dabei wurde der ehemalige Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger von einem Mitglied des Ringes Freiheitli- cher Studenten schwer verletzt. Er erlag seinen Verletzungen wenige Tage nach der Demonst- ration, womit dieser das erste politische Opfer der Zweiten Republik wurde. Danach nahm man das Ehrenbeleidigungsverfahren gegen Heinz Fischer wieder auf und hob das Urteil auf. Borodajkewycz wurde zwangspensioniert. Vgl. Einer im Vordergrund. Taras Borodajkewycz. Eine Dokumentation. Hg. v. Heinz Fischer (Wien 1966); Erich Schmidt – Albrecht K. Ko- necny, „Heil Borodajkewycz!“. Österreichs Demokraten im Kampf gegen Professor Borodaj- kewycz und seine Hintermänner (Wien 1966) 121 Fritz Fellner – Doris A. Corradini, Art. Heinrich von Srbik. In: Österreichische Ge- schichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biografisch-bibliografisches Lexikon (Veröf- fentlichung der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 99, 2006) 385-386; Fritz Fellner, Art. Srbik. In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010) 773-775; Werner Näf, Heinrich Ritter von Srbik (1878-1951). In: Historische Zeitschrift 173 (1952) 95-101
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