Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Ernst Burgstaller – Pionier und Workaholic 19 Mit Herrn Prof. H(...) lehne ich seit seinem ganz unglaublichen ‚ver- traulichen’ Denutiationsbrief an meinen Chef, den Herrn Landeshauptmann, vom 6. 12. 1958 jeden Verkehr ab. Der Brief wäre, wenn der Landeshaupt- mann über mich nicht aus persönlicher Kenntnis so gut unterrichtet gewesen wäre, geeignet gewesen, meine Berufsehre und -existenz völlig zu ruinieren. (…) Leider hat sich Herr Prof. W(...) in eindeutiger und mir gegenüber äu- ßerst unfreundlicher Weise dem Vorgehen H(…)s angeschlossen, sodaß un- sere ehemalige Freundschaft restlos der Vergangenheit angehört.“81 Schon allein aus dieser kurzen Passage lässt sich erahnen, unter welchem psychi- schen Druck Ernst Burgstaller damals stand. Es dürfte daher seiner Seele wohl getan haben, wenn ihm Freunde wie Friedrich Mößinger aus Odenwald beruhigende Worte schrieben und ihm Trost spendeten: „Erstaunt hat mich sehr die Gehässigkeit der Kollegen gegen Sie. Man muß doch allerlei in seinem Leben lernen und sogar in solchen Dingen dazulernen, von denen man es kaum für möglich und erst recht nicht für nötig hält. Gerade in Ihrem Fall ist doch jeder Tadel unnötig und unmöglich, wenn man das nun nach langer Arbeit erreichte (sic!) auch nur mit einer Spur Wohlwollen und mit Gerechtigkeit betrachtet. Und wenn dies noch von Kennern geschieht, die die Schwere einer Arbeit schätzen könnten, da weiß man nicht, was man sagen soll. Ich kann immer nur noch auf ‚Neid’ tippen. Andere Gründe sehe ich nicht. Und dies sollte bei solch einer Sache doch völlig fehlen, zumal H(...) und W(...) ihre Verdienste haben und doch wohl auch heute noch An- erkennung dafür finden.“82 Erst nachdem sich die „Atlas-Streitigkeiten“ wieder etwas gelegt hatten, schien sich der Gesundheitszustand allmählich wieder zu stabilisieren: „Es zeigt sich, daß der dauernde Ärger doch recht abträglich war. Solange man jung ist, machen einem dauernde Beleidigungen und Verunglimpfungen noch weniger, wenn man aber einmal über 50 ist, wünscht man sich diese Dinge nicht mehr! Man muß dann schon eher dazu sehen, die eigene wissenschaft- liche Ernte unter das Dach zu bringen.“83 Die Entlastung von der ehrenamt- lichen Tätigkeit als Mitherausgeber und alleiniger Berater des Österreichi- schen Volkskundeatlasses ließ ihm nun „mehr Zeit zum Schlafen und geru- higerem Leben“, sodass er sogar ab und zu Zeit zur Gartenarbeit fand.84 Die heftigen Kontroversen rund um den Volkskundeatlas forderten al- lerdings ihren Tribut, und im Herbst 1961 streckten ihn erneut Krankheiten nieder. Diesmal plagte ihn „eine boshafte urologische Sache“, welche ihm „das Leben etwas sauer und aufregungsreich“ machte. „Gott sei Dank ist 81 Ebd.: Brief Burgstaller an Höfler (10.3.1960) 82 Ebd.: Brief Mössinger an Burgstaller (19.5.1960) 83 Ebd.: Brief Burgstaller an Haberlandt (14.4.1961) 84 Ebd.: Brief Burgstaller an einen unbekannten Empfänger (20.6.1961)
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