Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

148 Siegfried Kristöfl Durch die Gründung der „Heimatgaue“ schuf Depiny ein gemeinsames Medium für die Heimatforscher-Szene, die disparat über das Land verstreut war. Es entstand ein gemeinsames Publikationsforum, das bald einen zentra- len Stellenwert gewann, und drumherum ein Netzwerk aller Interessierten. Die Zeitschrift war Publikationsorgan und Lesestoff gleichzeitig. Die Akti- ven lieferten Beiträge, die Passiven wurden zu Leserinnen und Lesern. Eben jenen versprach Depiny „einwandfreie Wissenschaftlichkeit bei verständli- cher Form“10. Das war sein Erfolgsrezept, von dem er überzeugt war. In der zweiten Nummer erwähnte er, dass ihm geraten wurde, „den stolzeren Wim- pel der Heimatkunde zu streichen und als heimatlich gerichtetes Unterhal- tungsblatt“ aufzutreten. Das wäre leserfreundlicher, kommerziell leichter verwertbar. Dr. Depiny wollte aber Ernsthaftigkeit; nur so käme man zu einer „heimatkundlich vollwertigen Erziehung unseres Volkes“.11 Eine Schülerin von Depiny machte sich einmal die Mühe, die Beiträge al- ler 18 Jahrgänge der Zeitschrift „Heimatgaue“ – sie erschien von 1919 bis1938 – zu zählen und zu ordnen: 738 waren es insgesamt; davon tangier- ten 575 diverse Kernthemen der Heimatforschung, also die Bereiche „Kultur der Heimat“ und „Landschaft und Natur“.12 „Er war ein eher weltfremder, aber unendlich fleißiger und vielseitig ini- tiativer Mann“, urteilte über ihn Harry Slapnicka.13 Depiny forschte akri- bisch, diszipliniert publizierte und redigierte er, er lehrte, hielt Vorträge und heimatkundliche Kurse, auch im Priesterseminar, auch für Gendarmeriebe- amte, und es überrascht nicht, dass er nach 1934 seine Karriere und seine Arbeit problemlos fortsetzte und ein Amt in der Vaterländischen Front über- nahm, nämlich deren Kulturreferat. Und er wurde auch Landtagsabgeordne- ter für den Bereich ‚Kulturelle Gemeinschaften“. Darüber heißt es: „Hier trat er wenig in Erscheinung und zählte zu den langweiligsten Rednern im Land- tag.“14 Dass er sein Metier beherrschte, also Volkskunde auch als politisches PR-Instrument einzusetzen wusste, bewies Depiny in einem Artikel der 100- Jahre-Festschrift des oberösterreichischen Musealvereines 1933. Er formu- 10 Depiny, Wege 6 11 Adalbert Depiny, Nachdenkliches aus der Schriftleiterstube. In: Heimatgaue 1. Jg. (1919/ 20) H. 3/4, 226 12 Martha Khil, Die Heimatgaue Dr. Adalbert Depinys. In: Oberösterreichische Heimatblät- ter 35. Jg. (1981) H. 1/2, 101 f. 13 Harry Slapnicka, Oberösterreich – die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3, Linz 1976) 62 14 Ebd. 62
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