Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Heimatforschung 147 2 Die wichtigste Rolle in der Anfangsphase der Heimatforschung, die man mit den 1920er Jahren datieren kann, nahm ein Mann namens Adalbert De- piny ein.8 Depiny wurde am 30. August 1883 in Budapest geboren (dement- sprechend wird man seinen Namen mit der Betonung auf der ersten Silbe ausgesprochen haben). Sein Vater war dort Hafenkapitän bei der Donau- Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Seine Mutter stammte aus Wien. Zur Schule ging er acht Jahre in Linz, studierte anschließend in Wien und im Ausland, in Tübingen, promovierte und legte auch eine Lehramtsprüfung ab. Er be- gann in Budweis zu unterrichten, wechselte in das südliche Görz, das im Ersten Weltkrieg zum Kriegsgebiet und nach der Niederlage nicht mehr Teil des neuen Staates Österreich wurde. 1915 kam er, mittlerweile jung ver- mählt, an das Staatsgymnasium Linz und später, inzwischen Mitte Dreißig, an die dortige Bundeslehrer- und -lehrerinnenbildungsanstalt. Schließlich wurde er – bis 1924 noch parallel zu dieser Anstellung – Landesreferent für das Volksbildungswesen. Diese Stelle und diese Organisation wurden durch das sogenannte „Glöckel-Regulativ“ geschaffen, war also keine speziell oberösterreichische und schon gar nicht provinzielle Erfindung, sondern etwas Fortschrittliches und Bundesweites. Eine der ersten Entscheidungen Depinys, die eine lange Tradition im Land auslöste, war die Gründung einer Zeitschrift namens „Heimatgaue – Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde.“ Im Oktober 1919 erschien im Linzer Verlag Richard Pirngruber das erste Heft. Natürlich mit einem Leitartikel von Adalbert Depiny, übertitelt mit „Wege und Ziele“: „Der Dampf der Geschütze hat sich verzogen, dennoch will der Glanz behaglicher Sonnentage nicht durch das Gewölk dringen“, so tritt er an die Öffentlichkeit.9 Das Ziel muss es sein, „die Heimatfreunde zu sam- meln, die Kenntnis der Heimat zu fördern, ihre Eigenart zu schützen und die Liebe zu ihr zu vertiefen. (…) Der Weg zum Volksbewusstsein führt über die Heimatscholle, es fußt in der Heimatliebe.“ Selbige sei überparteilich und das Einigende im neuen Staate Deutsch-Österreich, ein möglicher herbei beschworener kleinster gemeinsame Nenner. Jeder Heimatforscher trage sei- nen Beitrag zur Heimatkunde bei und damit wesentlich zur Heimatliebe – und von da führe der Weg zum Heimatschutz, zum Erhalt des guten, boden- ständigen Alten. So der Plan, der auch umgesetzt wurde. 8 Vgl. zu seiner Biographie Dietmar Assmann, Adalbert Depiny. Neubesinnung der Hei- matpflege und Volksbildung. In: Oberösterreicher. Lebensbilder zur Geschichte Oberöster- reichs II. Hg. v. Alois Zauner und Harry Slapnicka (Linz 1982) 171-178 9 Adalbert Depiny, Wege und Ziele. In: Heimatgaue 1. Jg. (1919) H. 1, 1
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