Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 22. Band (Bd. 22 / 2011)

Adolf Eigl – Landeshauptmann von Oberösterreich 337 Am 22. August erfolgte die Verhaftung Eigls durch die amerikanischen Be- hörden. Dr. Rußegger berichtete in der ersten Regierungssitzung nach Eigls Verhaftung, dass es laut Major Hartigan keine persönlichen Gründe für die Verhaftung gebe, sondern alleine Eigls Stellung ausschlaggebend gewesen sei und die Militärregierung darauf keinen Einfluss nehmen könne, da die Maßnahme von höherer Stelle angeordnet sei. Die verbliebenen Landesre- gierungsmitglieder versuchten sich mit Oberst Snook in Verbindung zu set- zen. Als dies misslang, verfassten sie eine Petition. Aber auch deren Überga- be an Snook kam nicht zustande, und man musste sich schließlich damit be- gnügen, sie Major Hartigan zur Weiterleitung zu überreichen.58 Die Militärregierung selbst versuchte vergeblich, sich gegen die „automatic arrest“-Bestimmungen zu stellen. Vor allem Snooks Stellvertreter Oberst- leutnant Hendrickson setzte sich speziell auch für Eigl und Walk ein und kri- tisierte scharf, dass es möglich wäre, Menschen ohne Berufungsmöglichkeit gefangen zu halten. Aber weder die Interventionen der Militärregierung noch Sympathiebekundungen der Bevölkerung änderten etwas an den Verhaftun- gen.59 Eigl wurde nach seiner Verhaftung durch Offiziere des CIC60 nach Gmunden zum Verhör gebracht61 und schließlich in Camp Marcus W. Orr in Salzburg inhaftiert, wo er unter anderem mit dem ehemaligen Linzer Oberbürgermeis- ter Langoth eine Stube teilte. Anton Hauser, ein Mitgefangener Eigls, er- wähnte ihn in seinen Aufzeichnungen. Er beschreibt ihn als auf vielen Ge- bieten versierten Menschen, der ihm viel über Astronomie beigebracht habe. Er hätte mit ihm auch oft die Morgenfeiern, Kammerkonzerte und Vorlesun- gen über Literaturgeschichte besucht, die im Lager angeboten wurden.62 Eigl wurde am 4. Juni 1946 aus der Haft in Salzburg entlassen und meldete sich zurück zum Dienstantritt. Er erhielt allerdings keine Dienstzuteilung, sondern wurde mit vollen Bezügen bis auf weiteres beurlaubt. Nach seiner Rückkehr aus Camp Marcus W. Orr heiratete Eigl am 19. Dezember 1946 seine bisherige Wirtschafterin Johanna Lirsch, die ihm seit 1930 den Haus- 58 OÖLA, Sitzungsprotokolle der Landesregierung ab 1945, Sch. 1, Regierungssitzung 23.8.1945; Regierungssitzung 27.8.1945. OÖLA, Amt der oö. Landesregierung seit 1945/ Präsidium, MF 550, Zl. 5313/1946, Schreiben prov. Regierung Oberösterreich an Militärre- gierung (23.8.1945). 59 Tweraser 158-159. 60 Counter-Intelligence Corps. 61 AStL, Registrierungsakten Linz, Adolf Eigl, Schreiben Eigl an Registrieramt (16.6.1947). 62 Salzburger Landesarchiv (SLA), HS 1767, handschriftliche Erinnerungen in Fotokopie, Anton Hauser, Chronik (vom 10. Sept. 1945 – 27. Juni 1947) der Stube 109 – 2. Kompagnie Compount V im U.S. Internierungslager Camp Marcus W. Orr, Salzburg, genannt Lager Gla- senbach (masch.), Eintragung vom 4.6.1946. Für diesen Quellenhinweis bedanke ich mich bei Mag. Peter Eigelsberger.
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