Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 22. Band (Bd. 22 / 2011)

324 Cornelia Sulzbacher Jahr), den Musikverein, den Verschönerungsverein, den Konzertverein, die Gesellschaft zur Pflege der Staats- und Wirtschaftswissenschaften und den juridischen Konzeptsbeamtenverein. Durch den korporativen Beitritt aller ju- ristischen Konzeptsbeamten wurde er auch Mitglied der Vaterländischen Front. Eine ganz spezielle Rolle in seinem Leben spielte die Anthroposophi- sche Gesellschaft. Ihr trat er in den 1920er Jahren bei und leitete den Linzer Zweig von 1928 bis zur Auflösung des Vereins im März 1938.10 Adolf Eigl und der Nationalsozialismus Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der bisherige Lan- desamtsdirektor Dr. Otto Richter seines Postens enthoben und Eigl, vorbe- haltlich der Zustimmung des Bundeskanzlers, zum Regierungsdirektor be- stellt,11 wobei sich Gauleiter August Eigruber massiv für ihn einsetzte. Dabei bescheinigte ihm Eigruber auch Sympathien für den Nationalsozialismus schon vor 1938: „Eigl besitzt in jeder Weise mein volles Vertrauen. Er stand seit jeher im nationalen Lager, gehörte seinerzeit der Grossdeutschen Volks- partei an und ist seit Februar 1938 Mitglied der NSDAP. Er ist der Typus des guten österreichischen Fachbeamten und als solcher wohl der beste Verwaltungsbeamte der Landeshauptmannschaft überhaupt. Trotz seiner besonderen fachlichen Qualitäten wurde er in der Sys- temzeit stets zurückgestellt, weil ihm infolge seiner Gesinnung das Vertrauen der ehemaligen Machthaber versagt blieb. Ich habe Hofrat Eigl sofort nach dem Umbruch mit der Führung der Geschäfte des Regierungsdirektors betraut und stelle hiermit fest, dass er in voller Hingabe dem neuen Staate dient. Ich lege daher auf die beantragte Ernennung besonderen Wert.“12 Es stellt sich die Frage, wie bzw. aus welchen Gründen Eigruber zu dieser Einschätzung kam. Eigl war kein illegaler Nationalsozialist und es finden sich auch keine Beweise für eine Mitgliedschaft bei der Großdeutschen Volkspartei, vielmehr betonte Eigl wiederholt, dass sein Verständnis des Beamtentums eine politische Betätigung ausschließe. In einem von Eigl 10 BA Berlin, Reichsministerium des Innern, R 1501/206011, Personalakt Dr. Adolf Eigl, Fragebogen (8.4.1938). OÖLA, L. Reg. Personalakten, Sch. 35, Zl. 665, Dr. Adolf Eigl, Erklärung (2.9.1939); Lebenslauf (16.5.1938). 11 OÖLA, L. Reg. Personalakten, Sch. 35, Zl. 665, Dr. Adolf Eigl, Konzept Schreiben Lan- desstatthalter an Eigl (15.3.1938). 12 BA Berlin, Reichsministerium des Innern, R 1501/206011, Personalakt Dr. Adolf Eigl, Schreiben Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich an Reichsminister des Innern (9.9.1938).
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.