Volltext: Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen ; mit 500 Folio-Tafeln [Textbd.] ([Textbd.])

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Allgemeine Morphologie der Blattnerven. 
Die Gefässbündel der Pflanzen, welche, aus den Axenorganen entspringend, sich in den 
dáchenfürmigen Seitenorganen ausbreiten und die wir hier unter dem Namen Nerven allgemein 
‚egreifen, treten in ihren grössern Stämmen aus dem Parenchym, besonders an der untern 
Blattfläche, deutlich hervor und machen sich schon dadurch beim blossen Anblicke der Blätter 
und bei auffallendem Lichte bemerkbar. In vielen Fällen ist es jedoch zweckmissig, die Blätter 
'm frischen oder getrockneten Zustande bei durchgehendem Lichte zu betrachten, weil dann erst 
lie feinern Verzweigungen der Nerven deutlich sichtbar werden. Da diese letztern näm- 
lich meistens durchscheinend sind, so heben sie sich von dem dunkeln, aus mit Chlorophyll 
iberfüllten Zellen bestehenden und desshalb opaken Blattparenchym merklich ab. Bisweilen 
srscheinen auch die Nerven als dunkle Streifen. wenn ihre Masse dichter ist als das sie 
ımgebende Zellgewebe, cin Fall, der an zarten Schuppen, Kelch- und Blumenblättern vorkommt. 
Durch einen starken Druck prägen sich die Gefässbündel in eine weiche Masse, z. B. Blei. 
iefer ein als das elastische, zusammendrückbare Blattparenchym, daher in physiotypischen 
Abdriücken die Nervation oft schürfer und vollständiger erscheint, als man sie an den Blättern 
selbst wahrnehmen kann. Es ist bekannt, dass man auch durch Maceration oder durch 
nechanisehe Mittel das zartere Zellgewebe zerstören und dadureh ein zusammenhüngendes 
nehr oder minder vollständiges Skelet der derbern Gefüssbündel erhalten kann. 
Die gesetzmiüssige Verbreitung der Nerven in den l'làchenorganen der Pflanzen ergibt sich 
aus den einer vergleichenden Untersuchung und Bestimmung zugänglichen Verhältnissen der ein- 
zelnen Nerven, letztere für sich sowohl als im gegenseitigen Zusammenhange betrachtet. IHierher 
rechnen wir den Ursprung, die Stärke, Länge, Richtung, den Verlauf und die Verüstelung eimes 
Nervs; ferner die Zahl and gegenseitigen Verhültnisse der gleichartigen Nerven emoes Orcanes. 
Alle diese Momente gestatten genaue, auf Zählung und unmittelbare Messung heru- 
hende, und daher sehr exacte Beobachtungen. Die Erfahrung lehrt, dass die so gefundenen 
Werthe innerhalb gewisser bestimmbaren Grenzen constant sind und desshalb sehr scharte 
Üharakteristiken für einzelne Pflanzenarten abgeben. In vielen Füllen handelt es sich hiebei 
iicht um die Angabe absoluter Werthe, indem die oft ungleich leichtere Bestimmung relativer 
Werthe zur Unterscheidung vollkommen genügt. 
Wo es sich um die mikroskopische Bestimmung von Dimensionen handelte, wurde von 
ins allgemein Wiener Mass angewendet. So ist die Stärke und Distanz der Nerven der Gra- 
mineen meist in Zehntausendsteln eines Wiener Zolles ausgedrückt. 
Bei der hier häufig nóthigen Destimmung von Winkelgrüssen handelt es sich nur um eine 
approximative Schätzung, bei welcher selten Winkelgróssen unter 5? in Detracht kommen. Man 
kann sieh zu ihrer Bestimmung mit Vortheil eines auf durchsichtigen Stoffen, z. D. Glas 
(lorn, oder gefirnisstem Strohpapier gezeichneten, in Graden eingetheilten Halbkreises bedie- 
en, welehen man auf das zu untersuchende Object passend auflegt und so die Grósse dos 
Winkels unmittelbar abliest. 
Bei der Untersuchung der Nervation kommt zunüchst der Ursprung der Nerven in 
Betracht. Die Nerven erscheinen nämlich entweder als unmittelbare Verlängerungen der aus 
ler Axe entspringenden Gefüssbündel, oder sie gehen aus andern Nerven in Form von Ver- 
zweigungen hervor. Im ersten Falle heissen sie allgemein Nerven erster Ordnung, Primärner- 
ven (nervi primarii), im letztern unterscheidet man Nerven zweiter, dritter, vierter, fünfter . .. 
Irdnung (Secundär-, Tertiär-, Quaternär-, Quinternärnerven: nervi secundarii, tertiarii, Quaternarıi,
	        
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