Volltext: Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen ; mit 500 Folio-Tafeln [Textbd.] ([Textbd.])

XV 
ÜBER DIE NERVATION 
DER 
ÖSTERREICHISCHEN GEFÄSSPFLANZEN. 
Die Vertheilungsweise der Gefässbündel in den Flächenorganen der verschiedenen Pflanzen- 
arten ist so ausserordentlich mannigfach, dass es selbst ausgezeichneten Männern der Wissen- 
:chaft besonders schwierig, ja sogar unmöglich schien, hierin eine (Gesetzmässiykeit zu erkennen. 
Der Überblick wird hier, wie sonst häufig in der organischen Natur, durch den unendlichen 
Formenreichthum erschwert, und vergeblich müht sich der Verstand, eme vollkommen durch- 
»reifende Ordnung in die kolossale Masse des Materials zu bringen und die einzelnen Typen so 
scharf abzugrenzen, wie es in der Charakteristik der Gebilde der anorganischen Natur ungleich 
leichter möglich ist. Es wäre jedoch gefehlt, durch die Schwierigkeit einer Aufgabe in der 
Wissenschaft von dem Versuche sich abschrecken zu lassen, dieselbe, wenn auch nicht ganz, doch 
unühernd, so weit es mit den gegenwärtigen Hilfsmitteln ausführbar ist, zu lösen. 
Dergleichen Versuche, das Chaos der Nervationsbildungen auf bestimmte Typen zurück- 
Auführen, sind aueh von verschiedenen Botanikern unternommen worden. Man glaubte dabei 
inen Zusammenhang zwischen Dlattform und Nervation zu entdecken, und leitete daher bald die 
"ieur des Dlattes aus der Vertheilung der Nerven, bald aber auch umgekehrt diese aus jener ab. 
Dass die Nervation von der Dlattform in vielen Füllen ganz unabhüngig ist, lehren die 
zahlreichen Beobachtungen der verschiedenartigsten Nervation bei gleicher Dlattform. Man 
rergleiche nur die Dlütter von Plantago lanceolata. (t. XVI, £.1) und von Cynoglossum officinale 
t£. XNIV, £.8, 9), von Epilobéum roseum. (t. NNVIII, f. 1) und Saléx grand/folia (t. XXV, f£. 3), von 
Whamnus cathartica (t. XXVIII, f. 9—11) und Fagus sylvatica (t. X, f. 1, 2) und vielen anderen. 
Eben so wird esJedem, welcher der Nervation eine nähere Aufmerksamkeit schenkt, auffallen, 
lass oft Pflanzen, welche weitim Systeme von einander entfernt stehen, cine sehr ühnliche, 
bisweilen fast identische Nervationsform zeigen, während andere näher verwandte Pflanzenarten, 
lie oft sogar in ein und dasselbe Geschlecht gehóren, in der Nervation der Blütter wesentlich 
verschieden gebildet erscheinen; gerade so wie viele Mineralspecies, die im Systeme weit von 
»inander liegen, eine und dieselbe Krystallgestalt zeigen und umgekehrt. So schen die D/ptero- 
sarpus-Arten des tropischen Amerika’s in der Nervation und Form der Blätter in dem Masse 
Auschend ähnlich den Blättern der im Systeme weit abstehenden /agus-Arten, dass sic unter 
einander vermengt kaum erkannt werden künnen. So ist der Nervationstypus unserer Ahorn- 
jlütter sehr vielen tropischen Pflanzen aus den verschiedensten Familien eigen. Eine ähnliche, 
nehr oder minder auffallende Übereinstimmung zeigen die Nervationen von Alnus und Ta. 
:'on Plantago major (t. XV, f. 5) und Gentiana pannonica (ebend. f. 12), von "Thalictrum aquileqc- 
Physiotypia plant. austr. 1.
	        
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