Volltext: Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen ; mit 500 Folio-Tafeln [Textbd.] ([Textbd.])

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;ehr scharfe Resultate handelt, auch die meist geringe dureh den Naturselbstdruck bedingte 
Flüchenausdehnung nicht ausser Acht gelassen werden. 
Durch den gewaltigen Druck der Kupferdruekpresse werden diekere Organe, wenn sic 
nicht früher schon flach gepresst waren, wie z. D. Knollen, Wurzeln, Stengel, Früchte, platt 
redrückt und vergrössern dadurch ihre Oberfläche. Sie erscheinen desshalb im Abdrucke breiter, 
ohne dass hierdurch die Darstellung dieser Theile sonst wesentlich beeinträchtigt werden würde. 
Man sicht es gleich am ersten Blick, dass sie zerdrückt sind, und auf sehr genane Messungen 
:ommt es bei solchen Pflanzentheilen nicht an. 
Wichtiger ist eine andere Veränderung, die Ausdehnung nämlich, welche in der Streckung 
ler Bleiplatte besteht, wenn sie durch die eng zusammengeschraubten Walzen der Kupferdruck- 
presse geht. Die Erfahrung lehrt, dass das Blei dabei stets nach der Richtung des Zuges eine 
Ausdehnung erháült, welche abhüngig ist von der Stärke der Spannung der Presse und von der 
Dicke der Bleiplatte und des in dieselbe einzuprügenden Objectes. Senkrecht auf die Richtung 
des Zuges findet keine oder nur eine unmerkliehe Ausdehnung Statt. Eine Reihe von Versuchen 
bei der gewöhnlichen Spannung der Presse, wobei ein Druck von 800—1000 Centnern ausgetbt 
vird, ergab im Mittel bei der Querwalzung einer 18 Zoll langen und 12 Zoll breiten Bleiplatte 
für die Dicke von 1:5" eine Streckung von 13 Linien in der Breite; bei der Lüngswalzung 
hingegen wurde eine gleich grosse Bleiplatte bei unveründertem Druck um 25 Linien in der 
[Länge gestreckt. Der lineare Ausdehnungs-Coöfficient des Dleies unter den angegebenen Ver- 
hültnissen betrügt daher für die Querwalzung 13; 4 0:090211 oder etwas weniger als !/, in der 
Dreite, bei der Lüngswalzung aber 5/,57 01157405 oder '/44 1n der Länge. Bei der Quer- 
valzung erscheint daher ein jeder abgedruckter (Xeeenstand um die angescbene Grüsse breiter. 
»ei der Lüngswalzung um dieselbe lànger. 
Durch die Kenntniss dieser Ausdehnung lüsst sich der Abdruck auf die ursprüngliche 
arósse ganz genau reduciren, wo es nothwendig sein sollte. In den meisten Fällen lässt sich 
liese Ausdehnung vernachlüssigen, eben so wie die durch dieselbe bedingte Anderung der Win- 
kelverhültnisse, welche bei der Querwalzung um eine unbedeutende, hier nicht zu berücksich- 
tigende Grüsse stumpfer, bei der Lüngswalzung aber etwas weniges spitzer werden?) Zur ganz 
renauen Deurtheilung unserer Abdrücke sei hier bemerkt, dass die Methode der Lüngswalzung 
iuf die Farnkrüuter und Grüser, die der Querwalzung hingegen auf alle übrigen Tafeln ange- 
vendet wurde. Die letztere Methode verdient den Vorzug, da die lineare Ausdehnung hier 
reringer ist und. auch die lästigen Querbrüche sprüder Pflanzentheile vermieden werden. 
Für die wissenschaftliche Botanik erhält der Naturselbstdruck die grösste Bedeutung 
ladurch, dass in den Flächenorganen der Pflanzen jene Theile, welche eine stärkere Wider- 
;tandsfähigkeit besitzen, sich tiefer m die Bleiplatte einprägen und desshalb im Abdrucke 
schärfer und bestimmter hervortreten, als es selbst an natürlichen, lebenden oder getrockneten 
Exemplaren der Fall ist. Das elastische, zarte Zellgewebe im Parenchym der Blätter und blatt- 
artigen Organe gibt unter dem Drucke sogleich nach, während die starren Gefässbündel, bevor 
sie noch um Weniges platt gedrückt werden, einen tieferen Eindruck in der Platte zurücklassen. 
Die Folge davon ist, dass die schon an der Oberfläche der natürlichen Exemplare vorhandenen 
Erhöhungen durch das Durchprägen der tiefer gelegenen festeren Theile vermehrt werden, der 
\hAruck mehr Details enthält. als man sonst wahrnimmt, und daher als ein Pränarat 
k\ Die Grösse der Winkeländerung ergibt sich aus der einfachen trigonometrischen Betrachtung, dass bei der Querwalzung die 
Tangente des Winkels um !/,,, bei der Längswalzung hingegen die Cotangente um !/a.q4, grosser wird. Die Rechnung lehrt, dass 
oi der Querwalzung der Winkel von 20? um 1939', von 30? um 99 12/, von 459 um 2? 29^, von 60" um 20 6’ sich vergrüssert, 
jei der Längswalzung aber der Winkel von 209 um 1956', von 309 um 2938', von 459 um 39 4', von 60? um 2947’ sich ver- 
zleinert. Das Maximum der Winkeländerung beträgt demnach beiläufig 39, eine Grösse, die hei der anproximativen Schätzung der 
Ai aleal nm woeloehe ea eich hier allein handelt. kaum in Betracht kommt
	        
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