Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden.
Für Leser, denen der Name Kordon nicht geläufig ist, sei bemerkt,
daß man darunter in der Baukunst die Außenkante der zum Schutze
gegen Nässe angebrachten überstehenden Steineinfassung des oberen
Mauerrandes versteht.
Ueber die für das Jahr 1906 in Aussicht genommenen Arbeiten
gab der Vereinspräsident folgende Auskünfte. Es sind in Aussicht
genommen: 1. Mauerwerk des Presbyteriums und der Querschiffe
bis Hauptgesims, Oberkante, zirka 900 Kubikmeter Ausmaß. 2. Ge¬
wölbe und Gurten im Presbyterium, im Querschiffe und in der
Vierung; ebene Decken in den Sakristeien und Oratorien. 3. Dach¬
stuhlherstellung samt Eindeckung und Spenglerarbeit über vorge¬
nannten Kirchenteilen. 4. An Steinmetzarbeit werden dazu benötigt
Strebepfeiler für Presbyterium und Querschiff, Fenstersohlbänke
und Lisenenverkleidnngen, Bogenftiesgesimse und Giebelkreuze für
das Aeußere. Im Innern kommen die vier Vierungspfeiler und zwei
Säulen aus Granit, ferner die erforderlichen Kapitäler für die Pfeiler
aus Sandstein, zwei kleinere Säulen für das Oratorium und die
Fortsetzung der beiden Wendeltreppen bis zum Dachboden der Zu¬
bauten zur Ausführung.
Nach diesen Mitteilungen dankte der Vereinspräsident, wieder¬
holt von lautem Beifalle unterbrochen, allen, die sich um den Kirchen¬
bau Verdienste erworben; so dem Inspektor Czerny und den anderen
Beamten der Staatsbahn für die bei der Frachtenbeförderung zum
Kirchenbau erwiesenen Gefälligkeiten, den Gemeinden Puchberg,
Peruau und Lichtenegg, besonders dem Gemeindevorsteher Weiß,
für die geleisteten Fuhren, den Mitgliedern des Vereinsausschusses
und namentlich dem eifrig und uneigennützig arbeitenden Schrift¬
führer, den Inhabern der Zahlstellen sowie allen großen und kleinen
Wohltätern des Vereines. Auch gedachte er dankbar der Verdienste,
die sich der verstorbene Dr. von Pachmann nm den Kirchenbau
erworben hatte.
Mit der Vorführung einer Reihe von Lichtbildern, an deren
Hand der Vorsitzende die Versammelten im Geiste durch Südwest¬
deutschland und Norditalien führte und hervorragende Meisterwerke
kirchlicher und profaner Baukunst vorzeigte, nahm die Versammlung
ein würdiges Ende.
Am Me des zweiten Baujahres.
Immer höher, immer schöner wuchs die Herz-Jesu-Kirche
zwischen den Balken und Stangen, Latten und Leitern des Gerüstes
empor. Mitte November 1906 wurde der Bau von der Südseite
und vier Wochen darauf von der Nordseite photographisch aufge¬
nommen. Auch in dieser kurzen Spanne Zeit war noch viel geleistet
worden. Am zweiten Bilde erkennt man schon die Vollendung der
Maurerarbeiten; auf dem nördlichen Giebel des Querschiffes fehlt