Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
Für Leser, denen der Name Kordon nicht geläufig ist, sei bemerkt, 
daß man darunter in der Baukunst die Außenkante der zum Schutze 
gegen Nässe angebrachten überstehenden Steineinfassung des oberen 
Mauerrandes versteht. 
Ueber die für das Jahr 1906 in Aussicht genommenen Arbeiten 
gab der Vereinspräsident folgende Auskünfte. Es sind in Aussicht 
genommen: 1. Mauerwerk des Presbyteriums und der Querschiffe 
bis Hauptgesims, Oberkante, zirka 900 Kubikmeter Ausmaß. 2. Ge¬ 
wölbe und Gurten im Presbyterium, im Querschiffe und in der 
Vierung; ebene Decken in den Sakristeien und Oratorien. 3. Dach¬ 
stuhlherstellung samt Eindeckung und Spenglerarbeit über vorge¬ 
nannten Kirchenteilen. 4. An Steinmetzarbeit werden dazu benötigt 
Strebepfeiler für Presbyterium und Querschiff, Fenstersohlbänke 
und Lisenenverkleidnngen, Bogenftiesgesimse und Giebelkreuze für 
das Aeußere. Im Innern kommen die vier Vierungspfeiler und zwei 
Säulen aus Granit, ferner die erforderlichen Kapitäler für die Pfeiler 
aus Sandstein, zwei kleinere Säulen für das Oratorium und die 
Fortsetzung der beiden Wendeltreppen bis zum Dachboden der Zu¬ 
bauten zur Ausführung. 
Nach diesen Mitteilungen dankte der Vereinspräsident, wieder¬ 
holt von lautem Beifalle unterbrochen, allen, die sich um den Kirchen¬ 
bau Verdienste erworben; so dem Inspektor Czerny und den anderen 
Beamten der Staatsbahn für die bei der Frachtenbeförderung zum 
Kirchenbau erwiesenen Gefälligkeiten, den Gemeinden Puchberg, 
Peruau und Lichtenegg, besonders dem Gemeindevorsteher Weiß, 
für die geleisteten Fuhren, den Mitgliedern des Vereinsausschusses 
und namentlich dem eifrig und uneigennützig arbeitenden Schrift¬ 
führer, den Inhabern der Zahlstellen sowie allen großen und kleinen 
Wohltätern des Vereines. Auch gedachte er dankbar der Verdienste, 
die sich der verstorbene Dr. von Pachmann nm den Kirchenbau 
erworben hatte. 
Mit der Vorführung einer Reihe von Lichtbildern, an deren 
Hand der Vorsitzende die Versammelten im Geiste durch Südwest¬ 
deutschland und Norditalien führte und hervorragende Meisterwerke 
kirchlicher und profaner Baukunst vorzeigte, nahm die Versammlung 
ein würdiges Ende. 
Am Me des zweiten Baujahres. 
Immer höher, immer schöner wuchs die Herz-Jesu-Kirche 
zwischen den Balken und Stangen, Latten und Leitern des Gerüstes 
empor. Mitte November 1906 wurde der Bau von der Südseite 
und vier Wochen darauf von der Nordseite photographisch aufge¬ 
nommen. Auch in dieser kurzen Spanne Zeit war noch viel geleistet 
worden. Am zweiten Bilde erkennt man schon die Vollendung der 
Maurerarbeiten; auf dem nördlichen Giebel des Querschiffes fehlt
	        
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