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Die Entwicklung der Stadt Wels nach' Norden.
des Dr. Franz Groß. In seinem Berufe, streng gewissenhaft, Pflegte
Notar von Pachmann mit besonderer Vorliebe alle Gebiete der
Kunst. Auf zahlreichen Reisen suchte er seinem Kunstsinn neue Nahrung
zuzuführen. So wandte er denn auch dem beginnenden Ban der
Herz-Jesn-Kirche in Wels seine rege Teilnahme zu. Er wurde Aus¬
schußmitglied des Kirchenbauvereines und gab, als ihm die Pläne
des Kirchenbaues zur Begutachtung vorgelegt wurden, manche vor¬
treffliche Winke zu denselben. Wegen der gewinnenden Art seines
Umganges erfreute er sich auch der allgemeinen Beliebtheit. Seinem
Sarge folgten die tieftrauernde Witwe und zwei Söhne, der eine
Konzeptsbeamter, der andere Konzeptspraktikant bei der Landes¬
regierung in Salzburg. Voran gingen die Zöglinge des städtischen
Kinderasyles, dessen Vorsteherin Frau von Pachmann war, mit den
an diesem Asyl tätigen Schwestern vom heiligen Kreuz. Am Zuge
beteiligten sich auch Vertreter aller kaiserlichen Aemter sowie der
Stadtgemeinde und vieler Vereine. Die Ausschußmitglieder des
Kirchenbauvereines spendeten aus diesem Anlasse anstatt eines Grab¬
kranzes eine Gabe für den Kirchenbau.
Ballfortschritte.
Das nächste wichtige Ereignis im Leben des Kirchenbauvereines
war die Generalversammlung vom 11. März 1906. Wiederum fanden
sich die Mitglieder und Freunde des Vereines in dem bekannten
großen Saale zahlreichst ein. Der Stadtpfarrer begrüßte die hervor¬
ragenden Persönlichkeiten und die ganze Versammlung, verlas
mehrere Begrüßungstelegramme und beantragte, wie herkömmlich,
Telegramme an die Erzherzogin in Wallsee und den Bischof in Linz.
Erstere antwortete nachher bestens dankend, letzterer hatte selber
zuerst gegrüßt.
Nach den einleitenden Worten des Vorsitzenden ergriff der
Religionsprofessor am Kollegium Petriuum in Urfahr Dr. Gföllner
t»as Wort zu einer Festrede über die Baugeschichte der Peterskirche
in Rom. Aus der Rede ging hervor, daß schon der dritte Papst, also
der zweite Nachfolger des heiligen Apostels Petrus als Bischof vou
Rom, Kletus mit Namen, eine Gedächtniskapelle über den Gebeinen
des heiligen Petrus errichtete, die dann der Kaiser Konstantin im
4. Jahrhundert über Bitte des Papstes Silvester durch eine präch¬
tige Grabkirche ersetzte. Diese alte Peterskirche wurde, nachdem sie
baufällig geworden war, im 16. Jahrhundert durch die noch jetzt
bestehende ersetzt, zu der Papst Julius II. am 18. April 1506 den
Grundstein legte. Die Festrede Dr. Gföllners war demnach eine
Jubiläumsrede, da sie wenige Wochen vor dem Tage gehalten wurde,
an welchem seit der Grundsteinlegung der Peterskirche in Rom
400 Jahre verflossen waren. Reicher Beifall folgte den lehrreichen,
klaren Ausführungen des Festredners.