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Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden.
erfolgte. Oft hängt aber der ganze Erfolg der Spitalspflege von der
raschen Hilfe ab. Wie drückend war ferner für solche Kranke, die
ein schönes Familienleben, eine angenehme Häuslichkeit gewohnt
waren, der Gedanke, in Linz in den gemeinsamen Krankensaal
gebracht zu werden, wo man Tag und Nacht von dem Aechzen und
Stöhnen der Leidensgenossen oder der Sterbenden umgeben war!
Daß im Allgemeinen Krankenhause in Linz nur weltliche Wärterinnen
angestellt waren, war eine der Mitursachen, daß viele Kranke im
vorhinein dem Hause nicht das Vertrauen entgegenbrachten, das in
einer solchen Lage so notwendig wäre.
Alle diese Gründe ließen die Errichtung eines die Linzer An¬
stalten in den angedeuteten Richtungen übertreffenden Kranken¬
hauses in Wels längst als ein dringendes Bedürfnis erscheinen. Doch
schrak man immer wieder vor den riesigen Opfern zurück, welche die
Verwirklichung dieses großen Gedankens erfordert'.
Nach langen Verhandlungen kam mau im Sommer des Jahres
1901 zu einem günstigen Ziele. „Die ehrwürdige Frau Provinz¬
oberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuze in Linz",
so meldete am 3. August die „Welser Zeitung", „wird mit Bewilli¬
gung der ehrwürdigen Frau Generaloberin auf den Baugründen
des Herz-Jesu-Kirchenbauvereines in Wels ein öffentliches Kranken¬
haus erbauen, dessen Einrichtung den modernsten Anforderungen
der Chirurgie und der medizinischen Wissenschaft entsprechen wird.
In dasselbe werden Kranke ohne Unterschied der Religion und der
Nationalität Aufnahme finden."
Bald wurde auch der Bauplatz für das neue Krankenhaus be¬
stimmt. Am 28. August kam die Provinzoberin der Kreuzschwestern
in Linz, Schwester Borromäa, die schon bei der Eröffnung der
Kinderbewahranstalt in Wels gewesen war, neuerdings, und zwar
mit dem Spiritual des genannten Provinzhauses, Theologieprofessor
Hinterecker, hieher, um den Bauplatz zu bestimmen. Es wurden
sämtliche Baugründe des Kirchenbauvereines besichtigt; dem Herrn
Moser auf dem Zellergute wurde ein Besuch gemacht, seine Erdgas¬
anlagen wurden, womöglich zur Nachahmung, in Augenschein ge¬
nommen. Nach reiflicher lleberleguug entschied sich die Frau Oberin
für eine im Gebiete der Stadtpfarre gelegene, von der Puchberger¬
und Römerstraße begrenzte Parzelle im Ausmaße von 5% Joch.
Die etwas erhöhte Lage, die damals noch ganz unverbaute, herrliche
Fernsicht über das Trauntal in die gewaltige Gebirgswelt, die ent¬
sprechende, doch nicht allzu große Entfernung von der Stadt, ließen
diesen Platz als den geeignetsten für ein großes Krankenhaus er¬
scheinen. Der große Grundkomplex gestattete nicht bloß die freieste
Entwicklung des Baues, sondern ermöglichte auch schöne Garten¬
anlagen. Der 28. August 1901 wurde hiedurch zu einem wichtigen
Gedenktage für die Geschichte vou Wels.