Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 217
Einer derselben widmete sich dem Orgelspiele und dem Gesänge in
der Kirche. Es war Pater Josef Lammerding, der im Jahre 1923
den Herz-Jesu-Kirchenchor gründete. Hauptaufgabe desselben ist
die Verherrlichung des Gottesdienstes durch mehrstimmigen Gesang.
Etwas sehr Notwendiges war die Ausbesserung des Kirchen¬
daches. Es war in der letzteren Zeit wieder öfters vorgekommen,
daß der Wind mit den Dachziegeln sein Unwesen trieb. Dann mußte
immer der Dachdecker kommen und die aufgerissenen Löcher ver¬
decken. Trotz allen Bemühens wurden aber die luftigen Oeffnuugeu
am Dache und die nassen Stellen im Innern des Kirchengewölbes
immer zahlreicher. Der stetig fallende Tropfen hatte an schwer sicht¬
barer Stelle einen Balken des Dachstuhles bereits so durchfault,
daß sich das Dach an dieser Stelle zu neigen begann. Da mußte mau
mit banger Sorge in die Zukunft blicken. Um dem weiteren Umsich¬
greifen des Uebels zu steuern, wurden im Jahre 1923 zwei Baumeister
und zwei Dachdeckermeister zu Rate gezogen. Auf ihr Gutachten hin
wurde sodann im Jahre 1924 das ganze Kirchendach neu umgedeckt
und in guten Zementmörtel gelegt. Auch sämtliche Dachrinnen
und Fenstergitter wurden ausgebessert und frisch gestrichen, so daß
nach menschlichem Ermessen die dem Winde so stark ausgesetzte Kirche
mit ihrem zementverkitteten Dache in Hinkunft allen Stürmen
trotzen mochte. Der Kostenaufwand für die Umdeckunq des Daches
belief sich auf 50 Millionen Kronen.
Es mußte aber auch die Einrichtung der Kirche vervollständigt
werden. Da kamen zunächst, da nur ein Beichtstuhl vorhanden war,
zwei weitere Beichtstühle in Frage. Hier mußte auf die Zweckmäßig¬
keit des Gegenstandes einerseits, auf die Größen- und Stilverhältnisse
der Kirche anderseits Bedacht genommen werden. DieSkizzen zeichnete
Pater Fräb el aus dem Missionshause St. Gabriel. Darin war nicht
nur dem Handwerk des Tischlers, Drechslers und Schlossers, sondern
auch der Kunst des Bildhauers eine bedeutsame Arbeit zugewiesen.
Die genannte Kunst fand ihre Betätigung vorzüglich in den aus der
Fläche hervortretenden Bildern (Reliefs) über der Mitteltüre der
Beichtstühle. Eines stellt den Heiland dar, wie er zu dem vor ihm
knienden Sünder die Worte spricht: „Deine Sünden sind dir ver¬
geben", während links vom Heilande ein Engel die Sünden des
Beichtkindes im Schuldbuche ausstreicht. Das andere stellt den guten
Hirten dar, wie er ein verirrtes Schäflein nach Hause trägt, wo neben
fruchttragenden Bäumen auch die frischen, klaren Wasserquellen
sprudeln. In die Ausführung der gesamten Arbeit teilten sich vier
Meister in Wels: Die Tischlerarbeiten und die Leitung des Ganzen
besorgte Ferdinand Auing er, die Arbeit des Drechslers August
Haider, die des Schlossers Karl Samsegger und die Skulpturen
stammen vom akademischen Bildhauer Engelbert Streif. Die
Arbeiten wurden im Frühjahre 1924 fertig, so daß am 13. April,
einem Sonntag, Dechant Baumgartner nach der Fastenpredigt,