Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 159
deren Obmann. Diese einflußreiche Stelle eröffnete ihm schon
damals ein weites Arbeitsfeld. Es galt zu jener Zeit, die Stadt von
den einengenden Mauern zu befreien. Wo einstens der Graben die
Stadt umzog, entstand ein neuer Straßenzug und die Welser Ring¬
straße wurde bald im ganzen Lande bekannt. Im Jahre 1887 wurde
der damals 47jährige Gemeinderat zum erstenmal zum Bürgermeister
gewählt. 27 Jahre lang verwaltete er dann in diesem hervorragenden
Amte die Stadt. Handel und Verkehr zu heben, neue Straßen und
neue Häuser zu bauen, Straßen und Plätze zu verschönern, das
waren seine Lieblingsgedanken. Und er hatte Glück in ihrer Durch¬
führung. Die Zahl der Häuser in Wels erhöhte sich in den 27 Jahren
von rund 600 ans rund 1000 und in entsprechender Weise stieg die
Bevölkerungszahl von 9500 auf 16.000. Wiederholt wurde in diesen
Blättern auf die mannigfachen' Forderungen hingewiesen, die der
Bürgermeister Schauer dem nördlichen Teile der Stadt Wels an¬
gedeihen ließ. Noch in der letzten Zeit vor seiner kurzen tödlichen
Krankheit bemühte er sich um die Gartenanlage vor der Herz-Jesn-
Kirche, über die er bereits mit dem früheren Präsidenten des Kirchen¬
bauvereines wiederholt verhandelt hatte und die er dann im Ein¬
vernehmen mit dessen Nachfolger durchführte. Die Kosten bestritt
zum Teile der Kirchenbauverein, zum Teile der Verschönerungs¬
verein. Bürgermeister Dr. Schauer starb am 1. Juni. Nach ihm
wurde eine neuere Straße, die vom Bahnhöfe südwärts zum Gym¬
nasium führt, benannt.
Für den Norden der Stadt wichtig war wieder die Firmung,
welche Bischof Rudolph am 21. Juni, einem Sonntage, in der Herz-
Jefn-Kirche an 1059 Firmlinge erteilte. Nach der Firmung betete
der Bischof bei der Priestergruft, der Begräbnisstätte der beiden
Pfarrer Edtbauer und Flotzinger, dann besuchte ec in der Keimstraße
die kranke Eisenbahnerstochter Maria Heitzmger, die er vor zwei
Jahren am Krankenbette gesinnt hatte. Zuletzt fuhr er zum Vorstadt-
pfarrhofe. Nachmittags stattete er dem neuen Bürgermeister Kamille
Schulz, dem Kreisgerichtspräsidenten Stehle und dem Gemeinde¬
vorsteher von Ziegler in Pernau Besuche ab. Dann fuhr er zum
Friedhofe, wo er an den Gräbern des Bürgermeisters Dr. Schauer
und des Ministers Dr. Ebenhoch Gebete verrichtete. Um y26 Uhr
fuhr er wieder nach Linz.
Ein gar trauriger Anlaß führte in den ersten Tagen des Juli
die Menschen aller Länder der ganzen österreichisch-ungarischen
Monarchie in die Gotteshäuser. Der österreichische Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Herzogin Sophie
von Hohenberg waren gelegentlich einer militärischen Inspektions¬
reise des ersteren im fernen Bosnien ermordet worden. Auch in den
Kirchen von Wels fanden Trauergottesdienste statt; an dem in der
Herz-Jesu-Kirche, Montag den 6. Juli, nahmen hauptsächlich die
Volksschüler mit ihren Lehrern teil.