154 Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden.
daß weder die Marktbuden und Wagenburgen des Wochenmarktes,
noch die Menschenmenge, welche zu beiden Seiten des Weges den
Zug erwartete, die freie Bewegung desselben beeinträchtigte.
Den Zug eröffneten die Schul- und Anstaltskinder, geführt von
den betreffenden Lehr- und Erziehungspersonen. Es folgten das
Bürgerkorps mit Musik, zahlreiche Vereine und Körperschaften,
die ehrwürdigen Kreuzschwestern, dann die lange Reihe von Priestern
im Chorrock, darunter Vertreter des Linzer Domkapitels sowie die
Dechante von Ischl, Penerbach, Grieskirchen, Waizenkirchen, Enns
und Steyr. Am Leichenwagen hing zu beiden Seiten je ein Kranz,
der eine von den kaiserlichen Hoheiten Erzherzog Franz Salvator
und Erzherzogin Marie Valerie, der andere vom k. k. Bezirksschulräte
Wels gewidmet. Von den Trauergästen, welche dem Sarge folgten,
seien erwähnt: Landeshauptmann Hauser, Bezirkshauptmann
Ritter von Szeth, Generalmajor von Flick, Bürgermeister Doktor
Schauer, Kreisgerichtspräsident Stehle, die Aerzte des Allgemeinen
Krankenhauses, Dombaumeister Schlager aus Linz. Die Schul¬
jugend, die im Zuge voranging, bildete vom Lederertore an Spalier.
In der Stadtpfarrkirche zelebrierte Domdechant Kolda das
feierliche Seelenamt. Derselbe führte nach dem Libero den Kondukt
zur Herz-Jesu-Kirche. Unter dem mächtigen Portalbau dieser Kirche
segnete er den Leichnam ein, woraus dieser in der Gruft unter dem
südlichen Turme beigesetzt wurde. Während der christlich-deutsche
Gesangverein das ergreifende Trauerlied „Dort unten ist Friede"
sang, begaben sich zahlreiche Leidtragende in die Kirche, wo sie einer
vom Pfarrer Baumgartner in Weyer gelesenen heiligen Seelen¬
messe beiwohnten. Nachmittags wurde die Sargnische in der Gruft
vermauert.
In einer Sitzung des Gemeindeausschusses, die am Begräbnis¬
tage stattfand, widmete der Bürgermeister Dr. Schauer dem Ver¬
storbenen einen Nachruf, worin er ausführte, vom Klerus der Stadt¬
pfarre sei die Anzeige über das Ableben des hochwürdigen Herrn
Josef Flotzinger, Stadtpfarrers in Wels, eingesendet worden. Es
sei keine Frage, daß die Stadt Wels dem Verstorbenen vielen Dank
schuldig sei für feine um die Stadt erworbenen Verdienste. Er habe
die Kleinkinderbewahranstalten, ferner das Allgemeine Krankenhaus
in Wels ins Leben gerufen, auch fei er der mächtige Förderer der
monumentalen Herz-Jesu-Kirche gewesen und habe sich auch außer¬
dem, abgesehen von seiner Seelsorgertätigkeit, nach verschiedenen
Richtungen um die Stadt verdient gemacht. Man möge daher dem
Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Während dieser
Worte des Bürgermeisters hatten sich die Versammelten zum Zeichen
der Teilnahme von ihren Sitzen erhoben.
Der Herz-Jesn-Kirchenbauverein veranstaltete mit anderen
Vereinen von Wels und unter Mitwirkung des christlich-deutschen
Gesangvereines am Sonntag den 15. Februar um 5 Uhr abends