Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

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Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 183 
Prammer leistete ihm geistlichen Beistand. Wenige Augenblicke 
nachher hatte der Stadtpfarrer ausgelitten — ruhig, ohne Todes¬ 
kampf. 
, Allgemeine Trauer verbreitete sich nicht nur in Wels, sondern 
weitnm im Lande. „So ist denn auch er hinübergegangen", schrieb 
Landeshauptmann Hauser in der „Welser Zeitung" vom 7. Fe¬ 
bruar, „in das Land des ewigen Friedens, er, der so lange seine 
segnende Hand über die liebliche Traunstadt Wels hielt, der alle seine 
Kräfte für Gott und die Menschen in aufreibender Weise aufbot, 
der uns allen, die ihn kannten und lieben mußten, so unentbehrlich 
und unersetzlich schien. Lange hatte sich seine kräftige Natur gegen die 
Zerstörungsarbeit des Todes gewehrt. Nun ist er zusammengebrochen 
unter der Last von Leiden und Schmerzen, die ihn schon so lange 
ununterbrochen gequält und zum wahren Märtyrer gemacht haben. 
Ruhe dich aus, edle Seele — von all deinen vielen Arbeiten, Mühen, 
Schmerzen und Kümmernissen! Die Welt war dir scheinbar 
hold und die Geschicke günstig, aber in den schwersten Stunden hat sie 
auch dich ungetröstet der Pein überlassen. Nun ist alles vorüber. 
Die Zeit der Ruhe und des Friedens, der heiß ersehnte Abend nach 
einem schwülen Sommertage, mit all seiner Hitze und Plage, ist an¬ 
gebrochen. So sehr uns die Wunde schmerzt, die uns dein Hinscheiden 
geschlagen, ebenso aufrichtig vergönnen wir dir die Erlösung von all 
dem Harm und Jammer dieser Erde. Unsere Tränen tropfen schwer 
und bitter auf deine erstarrte Freundeshand, zugleich aber lösen sich 
von unseren geängstigten Seelen die Qualen des Mitleides, die wir 
mit deinen Peinen empfunden." 
Der nämliche Nachruf aus der Feder des Landeshauptmannes 
würdigt dann die vertrauenerweckenden Eigenschaften des Verbliche¬ 
nen, die ihn instand setzten, als Seelsorger und Bauunternehmer 
so Großes zu leisten. Dann heißt es: „Solange in Wels eine einzige 
treue Seele lebt und dankbare Herzen schlagen, wird Flotzinger un¬ 
vergessen bleiben. Seine Werke sind unvergänglich und seine Taten 
leuchten fort von Jahr zu Jahr in die unabsehbarsten Zeiten." 
Das Leichenbegängnis am 7. Februar, einem Samstage, vor¬ 
mittags, wurde zu einer überwältigend großartigen Kundgebung 
der Liebe und allgemeinen Verehrung für den Heimgegangenen Stadt¬ 
pfarrer und Dechant, Kanonikus Flotzinger. Um 1/210 Uhr nahm der 
Kreisdechant Propst Launiuger in Mattighofen am Eingänge des 
Pfarrhofes die erste Aussegnung vor. Die unmittelbare Assistenz 
leisteten der Vorstadtpfarrer Dr. Andlinger und die beiden Stadt- 
pfarrkooperatoren Prammer und Mamold, von denen der erstere 
nun Provisor der Stadtpfarre geworden war. Dann setzte sich unter 
dem Geläute der Glocken beider Pfarrkirchen der unabsehbare Leichen¬ 
zug in Bewegung. Er konnte sich durch die Pfarrgaffe, den Ring, 
dann herein durch das Lederertor auf deu Stadtplatz in bester Ordnung 
.entwickeln. Die städtische Sicherheitswache sorgte insbesondere dafür,
	        
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