Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
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voll natürlicher Beobachtung und Erfindung, aber roh in der Form 
Melfach war der Kampf mit bösen Mächten dargestellt. 
m Wie mag die Kirche ausgesehen haben, die man durch dieses 
Portal betrat? Jedenfalls ward ihre flache Decke nicht von Säulen 
getragen, sondern wenn sie schon mehrschiffig gewesen sein sollte 
von Pfeilern, wie allenthalben in Bayern und Oesterreich. 
Das 13. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch den Aufschwung 
des deutschen Bürgertums und Städtewesens. Der größte Baben¬ 
berger, Leopold der Glorreiche, steht unter seinen Förderern in erster 
Reihe. Und ihm als Landesherrn unterstand mm Wels, das mit der 
Steyermark 1192 an die Babenberger übergegangen war Durch 
Kauf erwarb er die Gerichtsbarkeit und die Zölle der Stadt Der 
Handel blühte, das Kraftbewußtsein der Bürger stieg. 
Unterdessen hatte die Frage der besten Ueberwölbuug einen 
neuen Kirchenbaustil, den gotischen, gezeitigt. Die Einführung der 
Krenznppe hatte ihn angebahnt, der von den Arabern während der 
Kreuzzüge entlehnte Spitzbogen und das Strebewerk hatten ihn 
vollendet. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts im nördlichen Frank- 
rerch entstanden, drang die Gotik im 13. Jahrhundert allmählich in 
deutsche Laude vor. In unseren Gegenden errang sie erst im 14. Jahr« 
hundert die Vorherrschaft, die meisten Denkmale aber gehören dem 
13. Jahrhundert an so die Kirchen zu St. Wolfgang, Kefermarkt, 
Mondsee, Steyr, Eferding, Braunau, Pesenbach, Ottensheim und 
die Stadtpfarrknche in Linz. 
Auch die Welser Stadtpfarrkirche erhielt in der Zeit der Gotik 
ihre charakteristische Form: die Seitenschiffe mit den eingezogenen 
Streben, dav Kreuzgewölbe, das hohe Presbyterium mit dem 
^nangularabschluß, die herrlichen Glasgemälde in dessen Fenstern 
— zweifellos ans der Blütezeit der gotischen Glasmalerei in Deutsch¬ 
land. Sre dürften im 14. Jahrhundert entstanden sein und dann 
haben sie wohl Anteil an der Vertauschung des Kirchenpatrons 
^m 13. Jahrhundert war es noch der heilige Johannes der Täufer' 
Die Fenster zeigen Spuren aus dem Leben dieses Heiligen und des 
heiligen Johannes des Evangelisten und das mittlere die Beteue¬ 
rung: Adjuvat orantes patronus uterque Joannes — Betenden 
helfen als mächtige Schützer die beiden Johannes. 1897 fand ich im 
Vatikanischen Geheimarchiv eine Supplik, die unter dem 29 No¬ 
vember 1417 als Patron der Pfarrkirche Wels bereits den heiligen 
Johannes den Evangelisten allein nennt. 
Zur Zeit des gotischen Umbaues der Stadtpfarrkirche stand auch 
bereits eine Ordenskirche auf dem Boden der Stadt Wels. 1280 
also noch im Jahrhundert der Gründung des Franziskanerordens' 
kamen die „Minderbrüder", durch die Herren von Pollheim gerufen 
nach Wels und gründeten hier wohl ihr erstes Kloster im Lande 
ob der Enns. Bald erlangten sie großen Einfluß im Lande. 
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