Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

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Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
Münster zu vererben. In der Tat finden wir dann Kremsmünster 
im Besitze der Kirchen Wels und Buchkirchen. Das Stift war Patron, 
die Seelsorge versahen Weltpriester. Nachrichten besagen, daß bis 
zum 11. Jahrhundert die meisten Kirchen des Landes aus Holz erbaut 
waren. Die Baukunst stand auf keiner hohen Stufe. Ließ doch Kaiser 
Karl die Säulen für sein Aachener Münster aus Italien kommen. 
Der karolingischen Epoche folgte eine traurige Zeit. Das wilde 
Reitervolk der Magyaren vernichtete durch die Schlacht „im Ost¬ 
lande" am 5. Juli 907 die karolingische Ostmark und verwüstete das 
Land in wiederholten Raubzügen. Sechzig Jahre lang vermissen wir 
daher Nachrichten aus dem Markgebiet und dem östlichen Teile des 
Traungaues. Um so wichtiger war die Traunlinie mit der Burg Wels. 
Während für die östlichen Gegenden die Beurkundung der Rechts¬ 
geschäfte aufgehört hatte, finden wir 927 und 930 Güterübertragungen 
bei Wels bezeugt. 
Den ersten bedeutenden Sieg über die Magyarenhorden errang 
Herzog B ertho ld von Bayern 943 oder 944 auf der Heide bei Wels, 
um 950 konnte die -Ennsbefestigung wieder aufgerichtet werden, 
aber erst die Schlacht am Lech bei Augsburg 955 machte den Einfällen 
der Ungarn ein Ende. 
Nun begann frisches Leben zu blühen. Land und Volk durch¬ 
drang die Kultur. Der Geist der Reform des christlichen Lebens 
fand besonders in unserem Lande fruchtbaren Boden. Als der große 
Kampf um die Durchführung dieser Reform im 11. Jahrhunderte 
ausbrach, standen Bischöfe, Adelige und Volk auf Seite des großen 
Papstes Gregor VII., so der Diözesanbischof, der heilige Altmann 
von Passau, der Metropolit, der heilige Gebhard von Salzburg, 
und der letzte Sprosse der Grafen von Lambach, der heilige Bischof 
Adalbero von Würzburg, der für sich und sein Bistum aus seinem 
Erbteil auch den Flecken Wels auserkoren hatte, ferner Graf Otakar 
von Steyr und der Babenberger Markgraf Leopold II. Im 11. Jahr¬ 
hundert wurden Kremsmünster und St. Florian reformiert, Lambach, 
Garsten, Reichersberg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts; 
Gleink, Baumgartenberg und Wilhering neu gegründet, eine Menge 
von Kirchen, nunmehr aus Stein, neu gebaut. Es ist die Zeit der 
Blüte des romanischen Stiles in deutschen Landen. Ein Mark¬ 
stein ist der am 12. Februar 1030 gelegte Grundstein zum Speyrer 
Dome. Das schönste und fast einzige Baudenkmal jener großen Zeit 
in unserem Lande ist in der Stadtpfarrkirche von Wels bewahrt: 
das romanische Sandsteinportal mit seinen merkwürdigen Figureu 
und Formen. Es hat Aehnlichkeit mit dem Riesentor des Stephans¬ 
domes zu Wien, dem Reste der romanischen Kirche Heinrich Jaso- 
mirgotts aus den Jahren 1144—1147. Gerade in bayerischen Landen 
setzt um die Mitte des 11. Jahrhunderts die Kunst originell und gro߬ 
zügig ein und schmückt besonders das Portal mit symbolischen Figuren
	        
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