Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
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bauen, kann ein ungetrübtes Auge rückwärts blickend vorwärts schauen." 
Er begründete zunächst seine Vermutung, daß in Wels bereits im 
fünften Jahrhundert eine christliche Kirche bestanden habe. Aber ihre 
Spur, sagte er dann, ist verschwunden, liegt unter dem Schutte jener 
Kulturepoche begraben. Schon St. Severin gab die Städte ober¬ 
halb Lorch Preis und zog um 480 die Bewohner in diese feste Kolonie 
zurück. Und als er 482 starb, trug er seinen Schülern auf, seinen Leib 
mitzunehmen, wenn sie in einigen Jahren aus Norikum abzögen. 
Das geschah tatsächlich 488, als Odoakers Bruder Ouuls nach Zer¬ 
störung des Rugierreiches die römische Bevölkerung nach Italien 
wegführte. Mit der Herrschaft Roms verfiel auch seine Kultur in 
Trümmer. Ihren Rest barg die Erde. Auch in Wels erinnern die 
Römersteine an der Wand der Stadtpfarrkirche und dem nahen 
Hause an die römische Zeit, dann Lampen, Gefäße, Geräte, Figuren 
aus den Gräbern im Westen der Stadt, vor allem aber reichen die 
Münzfunde hier bis an ihre letzte Grenze in unserem Lande, bis 472, 
also in die Tage Severins herab. 
Neue Völker besiedelten unsere Heimat im sechsten Jahrhundert. 
Vom Westen über den Inn her kamen die germanischen Bajuwaren, 
vom Süden auf der alten Römerstraße über den Pyhrn gegen Wels 
her die slawischen Wenden. Beide waren heidnisch, beide breiteten 
sich im Lande aus. Das völlige Uebergewicht erlangten die Bayern 
erst, als sie im achten Jahrhundert infolge der Tätigkeit des heiligen 
Rupert und des heiligen Bonifatius das Christentum annahmen. 
Ihr kräftiges Herzogsgeschlecht der Agilolfinger faßte alsbald die 
Bekehrung der Wenden ins Auge. Im Mittelalter aber gingen hier 
Christianisierung und Germanisiernng Hand in Hand. Diesem Zwecke 
diente vor allem die Gründung Kremsmünsters 777. In der Grün¬ 
dungsurkunde erscheint kultiviertes Land zu Petteubach, Eberstallzell, 
Alkoven, Weingärten bei Aschach und an der Rodl. Der alte Straßen¬ 
knotenpunkt und Brückenkopf Wels an der Traun aber war bereits 
durch eine Burg befestigt. Eine Urkunde, ausgestellt 776, einige Monate 
vor der Gründung Kremsmünsters, stellt das unzweifelhaft fest. 
Besaß der Ort auch eine Kirche? Mindestens eine Burgkapelle, 
aber höchstwahrscheinlich daneben auch eine Ortskirche. Während des 
achten Jahrhunderts wurden int Lande der Agilolfinger eine Menge 
Kirchen gebaut. Treffen wir eine solche doch 811 selbst in Pnchenau 
bei Linz und am 20. Juni 799 schenkte Karl der Große zu Traismauer 
die St.-Martins-Kirche zu Linz samt allem, was zum Schloß Linz 
im Traungau gehörte, dem Bischof Weltlich von Passau aus Lebens¬ 
zeit, wie es früher der königliche Kaplan Roland als Benefizium 
besessen hatte. Ganz ähnlich übertrug König Arnulf am 13. April 
888 seinem Kaplan Zazko die Liegenschaften bei Wels mit ,den 
Kirchen und Gebäuden, mit allen Zehenten, mit den gerodeten 
und ungerodeten Ländereien und mit allem, was zu der Kapelle ge¬ 
hörte, als freies Eigen mit der Befngnis, es an das Stift Krems- 
Hartl, Milde Beiträge. g
	        
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