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Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden.
und erkannte die Notwendigkeit der Erbauung einer neuen Kirche;
er gab auch die erste Spende zu diesem Baue im Betrage von 1000 K.
Wie geeignet gerade der Platz sei, an dem sie errichtet werde, be¬
weise der Umstand, daß die Stadtgemeinde in nächster Nähe eine neue
fünfklassige Doppelschule erbauen wolle. Zum Nachfolger des ber«.
storbenen Bischofs sei der vorjährige Festredner des Kirchenban¬
vereines, Dr. Rudolph Hittmair, ernannt worden. An ihn habe er,
ber Präsident, folgendes Telegramm gerichtet: „Die Generalver¬
sammlung des Herz-Jesu-Kirchenbanvereines sendet dem vorjährigen
Festredner ergebenste Huldigung mit der Bitte um ferneres Wohl¬
wollen."
Nun erstattete der Schriftführer des Vereines Dr. Greiter
den Bericht über die Kassegebarung im Jahre 1908. Hiernach be¬
trugen die Gesamteinnahmen 85.227 K. Hievon sind Spenden
71.127, Erlös für Baugründe 8200, Zinsertrag 899, Darlehen 5000.
Mit den Einnahmen der früheren Jahre ergaben sich Gesamteinnahmen
von 541.335 K. Ausgaben: Für den Ban der Kirche 73.290, für die
innere Einrichtung 2671, Schuldzinsen, borbehaltene Interessen,
Auszugsrente 5820, Schuldentilgung 12.000, zusammen im Be¬
richtsjahre 93.782. Frühere Ausgaben 445.939. Bisherige Gesamt¬
ausgaben 539.721. Somit Kassarest 1614. Die Spendensumme
des letzten Jahres ist die höchste seit dem Bestände des Vereines.
Unter den Spenden befindet sich auch der höchste Betrag, der bisher
dem Vereine auf einmal gegeben wurde, 16.000 K, welche zwei
einfache, schlichte Leute, die Geschwister Peter und Theresia Eder
schon bald nach der Gründung des Vereines der Vereinsleitung über¬
geben hatten, aber mit der von edler Bescheidenheit eingegebenen
Bitte, daß diese Spende erst nach ihrem Tode als Einnahme verrechnet
werden soll. Für den Bau der Kirche sind bisher 320.660 K aus¬
gegeben worden. Der Schuldenstand hat sich um 8000 K verringert,
von 83.000 auf 75.000 K. Hievon sind 33.000 restliche Kaufschuld
und 42.000 Bauschuld. Redner bespricht sodann die Abtretung von
Straßengründen an die Stadtgemeinde. Um die Rechte des Ver¬
eines als Grundbesitzers zu wahren, sei es notwendig gewesen, gegen
die Stadtgemeinde einen gerichtlichen Prozeß zu führen, der mit
dem vollen Siege des Vereines endete. Es sei gewiß nicht Rechthaberei
der Vereinsleitung gewesen, welche zu der Gerichtsverhandlung führte;
der Verein schätze ja das Wohlwollen der Gemeinde, das er immer
wieder benötige.
Dieser Bericht fand vollinhaltlich die Zustimmung aller An¬
wesenden. Sodann folgte die Neuwahl des Vereinsausschnsses für
die nächsten drei Jahre. Gewählt wurden sämtliche bisherige Funk¬
tionäre; neugewählt wurde Herr Dr. Salzmann.
Nachdem die Wahlhandlung beendigt war, bestieg der Fest¬
redner, bischöflicher Sekretär Dr. Wenzel Grosam ans Linz, die
Rednertribüne. In großen, kräftigen Zügen entwarf er ein Bild