Volltext: Theil 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 1 (Th. 2, Heft 1, 1887)

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Die Leichen aus der Vorstadt, weil diese zur äußeren Pfarre gehörte, 
wurden nach St. Florian gebracht. 
Im Jahre 1785 wurde der an der Stadtkirche befindliche Friedhof, der 
mit Inbegriff der Kirchenbanarea 874 Quadrat-Klafter hielt, als sanitätswidrig 
aufgelassen, und dafür außerhalb des Allerheiligenthores im Krantgarten am Sand, 
wo im Jahre 1521 eine Oelberg-Capelle stand, ein neuer Leichenacker angelegt, 
und dazu eine Leichenkammer gebaut (tut Jahre 1785)?) Im Jahre 1840 wurde 
der Gottesacker um 304 Quadrat-Klafter, und im Jahre 1879 um 642 Quadrat- 
Klafter abermals vergrößert und erweitert, so daß die Gesammtarea desselben etwa 
12/m Quadrat-Joch umfaßt. 
In gleicher Weise mußte die zunächst der Pfarrkirche befindliche heilige 
Kreuz- oder Allerseelen-Capelle demolirt werden?) das Materiale hievon wurde 
zur Einfriedung des neueit Gottesackers verwendet, während die Leichenkammer 
aus den Materialien der atu Kreuzberge gestandenen Kopfstätte erbaut worden war. 
Die inneren und äußeren Wände der Pfarrkirche so wie die Nischen der Fried¬ 
hofmauer waren reichlich mit schöit gearbeitetcit Grabmonumcnten und Gedächtniß- 
steinen besetzt und belegt; Schade, daß die meisten derselben sowohl bei dem ersten 
Kirchenbau, (1720—1724) wie auch bei dem zweiten (im Jahre 1814—1815) zer¬ 
trümmert, oder sonst zu ganz profanen Zwecken verschleppt worden sind! Sie würden 
ein werthvolles Materiale für die Detailgeschichte vieler Bürgerfamilien, und der 
Stadt selbst liefern. 
Nur wenige derselben haben sich gerettet: der des Leonhard Singer, 
Bürgers, ff 1514; des Erhard Wagner, ff 1548 (mit gothischer Keilschrift); Hanns 
Ortner, Bürgers und des innern Rathes Mitglieds, ff 1561; Christoph Teumann, 
Mautgegenschreibers, ff 1591; Martin Zeltwagner, Bürgers tntd Landgerichts- 
Proknrators, ff 1599; Jakob Präuer und dessen Ehefrau Agnes, gebornen Achen- 
schachner, ff 1581, (schöne Bas-Relief-Arbeit aus Salzburger-Marmor); Hanns 
Pöppl, Bürgers, ff 1602; Rudolph Freiherrn von Schönbrunn auf Matau, 
Landrichters und Stadthauptnianns, ff 1609; Wilhelm Tester, Sailers und 
Rathsmitgliedes, ff 1637; Georg Ox, Sattlers, ff 1707; Dr. Kilian Dietrich, 
Pfarr-und Kirchherrn dahier, ff 1733; im Innern der Kirche: des Johann Abraham 
von Ort auf Urscheßbach ttnd Kolenburg, durch 36 Jahre Stadtbürgermeisters, 
ff 1707; Georg Mayer, Stadtschreibers, ff 1751. 
In dem neueren, vor dem Heiligenthore 400 Schritte an der Passaner- 
1) Im Jahre 1786 durften auf allerhöchste Anordnung die Leichen nicht in hölzerne 
Särge gelegt werden, sondern mußten in Sacke eingenäht, und so in die Grube gelegt werden 
von dieser, vielfach Eckel erregenden Manipulation hatte es aus triftigen Gründen schon nach 
wenigen Monaten sein Abkommen erhalten. 
2) Die unter dieser Capelle befindliche Gruft wurde verschüttet; mit den in der Gruft 
vorgefundenen kupfernen und zinnernen Särgen, und den der Geltinger'schen Familie angehören¬ 
den Gebeinen wurde auf eine wahrhaft vandalische Weise vorgegangen; denn es war soeben die 
Periode der Aufklärung angebrochen! 
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