Volltext: Theil 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 1 (Th. 2, Heft 1, 1887)

— 40 — 
au den Abhängen des Hausruck-Berges, an der Antisen, und Pram, und im 
Notthale überkommenen Waldstrccken beurbarten und kultivirten. 
Die Einfälle der Ungarn über die Ens herauf, und bis in das Innere von 
Deutschland, welche sich in der Zeit vom Jahre 900—955 mehrmals wiederholten, 
hatten wohl dem religiös-kirchlichen Leben großen Abbruch gethan; doch nach der 
Niederlage der Ungarn auf dem Lechfelde vor Augsburg (10. August 955) ward 
die Ruhe im Lande wieder hergestellt; die Kirchen und Klöster erhoben sich wieder 
aus dem Schutte, das religiöse und volkswirthschaftliche Leben entfaltete sich in 
gedeihlichster Weise. 
Durch den frommen Sinn, nicht nur der Landesfürsten, sondern auch der 
Diözesan-Oberhirten und anderer begüterten Landes-Edlen entstanden neue Stifter 
und Klöster, als: Formbach am Inn (o. 1045), Suben (c. 1050), St. 
Nicola vor Passau (c. 1070), Reichersberg (im Jahre 1084), Asbach 
im Notthale (im Jahre 1126), Fürsten zell (im Jahre 1272) u. a. m. 
Im Jahre 806 wird zwar ein zur Kirche Passau gehöriger Mayerhof zu 
S ch ä r d i n g genannt?) aber von einer im Orte Schärding befindlichen Kirche 
oder Kapelle wird in den Urkunden noch längere Zeit nichts erwähnt, und den¬ 
noch kann daraus nicht gefolgert werden, daß damals gar keine Kirche gestanden 
habe, im Gegentheile darf vermuthet werden, daß seit frühester Zeit, etwa seit dem 
4. Jahrhunderte außerhalb des Nömerkastelles zu Schärding und innerhalb der 
nicht unbeträchtlichen römischen Ansiedlung eine dem heiligen Großmartyr Georgius 
geweihte Kirche oder Kapelle vorhanden gewesen sei?) Freilich die Seelsorgs- und 
Pfarrkirche für Schärding, wie für die weite Umgegend war St. Weih-Florian. 
Diese Kirche, wie der daneben befindliche Mayerhof war ein Eigenthum der Hoch¬ 
kirche Passau?) 
Im Jahre 1143 geschah durch Bischof Reginbert der Bau der Jnnbrücke 
zu Passau, und am Ende derselben der Bau eines Spitales zum heiligen Kreuze, 
zu deren Unterhalte die Pfarren: Musileskirchen — heute: Münzkirchen — und 
St. Severin vor Passau angewiesen wurden?) 
Im Jahre 1160 entstand auf der Rosenwiese unterhalb der Innstadt das 
Leprosen - Spital, und die Kirche zum heiligen Aegidius; zu deren Unterhalte gab 
1) 17. L. I. S. 463, Nr. XI.II. 
2) Es kann als Regel gelten, daß die dem hl. Georg geweihten Kirchen und Kapellen 
in römischen Ortschaften, und über den Fundamenten römischer Castelle, wo ehedem Mars, 
Hercules oder Mythras verehrt worden waren, dem Christenthume des IV. Jahrhunderts an¬ 
gehören. Die Symbolik, wie St. Georgius in der einen Hand die weiße Fahne mit dem rothen 
Kreuze hält, mit der anderen Hand den das Heidenthum versinnbildenden Drachen tödtet, ge¬ 
hört jener Zeit an, als Kaiser Constantin der Große das Christenthum als Religion des Staates 
erklärt hatte, jener Zeit also, in welcher das Christenthum mit dem Heidenthume und seinem 
Götzendienste noch vielfältig im Kampfe lag, und in welcher so viele heidnische Tempel und 
Delubra in christliche Kirchen und Facellen umgestaltet worden sind. 
3) 17. B. I., S. 694, 508. 
4) Dr. A. Erhard's Geschichte von Passau. II. Theil, S. 194.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.