Volltext: II. Theil (II. Theil)

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geschlossen, die Zufuhr abgeschnitten, die Not auf's Höchste gestiegen, 
der Lebensvorrat vollends ausgegangen, nur in einem Hause noch wurde 
Pferdefleisch zum Verkaufe ausgeboten; es war das Haus in der Lab¬ 
gasse, welches heute das Eisenroß trägt zum ewigen Gedächtnis. Die 
geschichtlichen Nachrichten über jene verhängnisvollen Zeiten enthält der 
Abschnitt über Braunau während des österreichischen Erbfolgekrieges 
im 1. Theile dieses Werkes'). 
Das andere Wahrzeichen von Braunau ist das Denkmal des 
weitbekannten Hans Staininger, Mitgliedes des innern Rates, 
Stadthauptmannes und Handelsherrn zu Braunau. Der durch ein 
Eisengitter geschützte Grabstein ans rotem Marmor an der Nordseiie 
der Pfarrkirche zeigt den Sündenfall der ersten Menschen und den 
Austritt des Jonas aus dem Bauche des Wallfisches; zwei andere 
Darstellungen sind abgefallen. In der Mitte des Monumentes prangt 
in Lebensgrösse und spanischer Tracht der Mann mit dem langen Barte, 
das Schwert um die Lenden, den Kommandostab als Stadthauptmann 
mit der Rechten an die Brust gestemmt. _ Der berühmte 3W Ellen 
lange Bart reicht in Gestalt zweier Zöpfe noch eine Spanne über die 
Füsse hinab, vom Kinne weg 18 mal abgeschnitten. Hans Staininger 
soll beim Ausgehen seinen monströsen Bart dreimal um die Füsse ge¬ 
wickelt haben; daß er dies bei einer,Feuersbrunst einstmals in der 
Hast vergessen und in Folge eines Falles über die Treppe den Tod 
gefunden, ist nicht beglaubigt. Ober der Inschrift sind linker Hand 
drei männliche, rechter Hand drei weibliche Figuren im Kostüme der 
damaligen Zeit, darunter ein Steinrabe, das Wappen der Staininger, 
und ein Mann mit einer Scheibe in der Hand, das Wappen der 
Hausfrau Staiuiuger's angebracht; die Inschrift lautet: 
Hier ligt begraben der fürsichtig, ehrsam vnd weis 
Hans Staininger, Burger vnd des Jnndern Rats 
allhie zu Braunau, der in Got entschlaffen ist den 28. 
Septembris des 1567. Jars vnd die Ersam 
Tugenthaffte Frau Katharina Sidlerin seine 
Hausfrau, die in Got entschlaffen ist den 
vierten Febrnary des 1570, Gott der 
Herr welle Inen vnd allen 
verleyhen eine srendeureiche Auferste¬ 
hung. Amen. 
Die Staininger waren bereits zu Braunau siegelmässige Bürger. 
König Ferdinand I. verlieh am 12. Oetober 1531 den Brüdern Wolf¬ 
gang, Hans und Jörg Staininger das Wappen des Steinraben wegen 
>) Vgl. L, S. 159—60.
	        
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