Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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That aber um in die Festung zurückkehren. Schnell wurden die Thore 
geschlossen, den noch nicht gewonnenen Mitgliedern des Congresses und 
den Bürgern die Unmöglichkeit einer langem Vertheidigung und die 
Notwendigkeit, sich dem Kaiser zu unterwerfen, vor Augen gestellt, und 
alle waren in kurzer Zeit gewonnen. Eiligst gieng der Schützenhaupt¬ 
mann Rainer von Hackenbuch an den General Kriechbaum mit der 
Nachricht ab, er möge seinen Marsch möglichst beschleunigen, denn die 
Thore von Braunau stünden ihm offen. Die Betrogenen merkten 
zwar die List, als man ihnen weder Munition noch Proviant verab¬ 
folgte; sie rückten daher schnell vor die Festung, wurden jedoch zurück¬ 
getrieben und sahen sich gezwungen, ihr Heil in der Flucht zu suchen, 
da Kriechbaum in Eilmärschen heranrückte. Nicht viel besser gieng es 
der Bauernschaft, die, bei 4000 Mann stark, unter Plinganser in Sim- 
bach stand- Um sich mit den Landesdesensions-Regimentern zu ver¬ 
einigen, wollte diese durch die Stadt ziehen; anstatt aber dies zu ge¬ 
statten, wollte D'Oefort die Kanonen gegen sie richten; selbst den 
Durchzug von 100 Mann verweigerte er. Würde der Kommandant 
nur dies zugestanden haben, so hätten 10 Dragoner der Bürgerschaft 
so starken Widerstand geleistet, daß sie das Stadtthor behaupten und 
den Uebrigen den Durchzug hätten sicher» können. D'Oefort der 
Landesdefension niemals gewogen, blieb bei seinem Entschlüsse und 
drohte sogar das Geschützfeuer gegen die Landesvertheidiger zn eröffnen, 
wenn sie sich nicht gleich zurückzögen. Jeder suchte nun, so gut er 
konnte, sich in Sicherheit zu bringen; alle Vortheile giengen auf ein¬ 
mal wieder verloren und alles mußte dem Feinde überlassen werden, 
was man in guter Einigkeit zur Wolsahrt des Vaterlandes und den 
durchlauchtigsten Prinzen bis zum Eintreffen anderweitiger Hilfe in 
Sicherheit hätte erhalten können. Am 17. Januar 1706 zog General 
Kriechbaum in Braunau ein. Meindl lieferte itoch ant 22. Ja¬ 
nuar 1706 den Kaiserlichen ein siegreiches Gefecht ant In und hielt 
sich später einige Zeit int Weilharter Forste aus; von da an scheint jede 
Spnr von ihm verloren. Plinganser wurde zu Altöting gefangen 
genommen, blieb dann längere Zeit in Untersuchungshaft, deren Re¬ 
sultat nicht bekannt ist, trat beim Hofmarksgericht Mengkosen in Ver¬ 
wendung, ward Prokurator in München nnd starb als Kanzler des 
Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg am 7. Mai 1738. 
Mit dem Falle von Braunau war die grosse Bauernrebelliott 
nahezu gedämpft; auch die Bürgerschaft von Ried erklärte ihre Unter¬ 
werfung und Burghausen ergab sich an den kaiserlichen Oberst Hoch- 
berg. Ueber Vermittlung des Erzbischofes von Salzburg wurde zu 
München ein Generatpardon bekannt gegeben; nur die Rädelsführer 
sollten ausgeschlossen sein; allen denen, welche die Waffen niederlegten
	        
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