Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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bie nur zur probeweisen Attaquirung abgesenbet worben waren. Jetzt 
wars sich bie ganze kaiserliche Macht aus bie Bauern. Diese gerieten 
balb in volle Unorbnnng nnb ergriffen zumeist bie Flucht. Das Ge¬ 
metzel bauerte von 11 Uhr mittags bis späten Abenb. Die Felber um 
Aibeubach waren auf eine Stunbe weit mit Tobten bebeckt; ihre Zal 
belief sich auf 3000. Der Rest ber Baueruarmee blieb zum Theile ver- 
wunbet auf bem Schlachtfelbe liegen ober fanb fein Heil in ber Flucht. 
Bon Aibenbach marschirte Kriechbaum gegen Passau. Bon hier 
aus erließ er an bie ©tobt nnb an bas üanbgericht Schätbiitg eilt 
Patent; er versprach allen beiten Parbon nnb bie kaiserliche Knabe, 
die von ber Rebellion ablassen; ber Kurfürst selbst ließ seine Untertanen 
zur Ruhe wtb zum Nachgeben ermahnen. Die Kaiserlichen rückten von 
Passau her in bas Rentamt Burghausen ein nnb namen Schärbing 
ohne Schwertstreich. 
Nach beit unglücklichen Tagen von Senbling nnb Aibenbach war 
somit nur mehr Brannan ber letzte Hort ber Landesvertheibiger. 
Dort kommanbirte seit betn Congresse Lubwig Baron D' Ocsort unter 
bem Titel eines Lanbesbesenstons-Generals. Dieser Mann war früher 
in kurfürstlich bairischen Diensten Obrist zn Fuß unb schon 1703 
Vieekommanbant von Braunau gewesen. Den freiherrlichen Titel 
verbankte er ber Gunst Max Emauuels ; er hatte ihn am 29. December 
1703 in ben Herrnstanb erhoben. Da General Kriechbanm von Schär¬ 
bing heranrückte, war Braun an von 3000 bis 4000 Mann, theils 
abgebankten bairischen mtb ausgerissenen kaiserlichen Soldaten, theils 
wol bewaffneten Bauern nnb mit ben vorzüglichsten Gewehren ver¬ 
sehenen Schützen besetzt. Der Schützenobrist Meinbl hatte sich mit ber 
Garnison entschlossen, bie Stabt mit Nachdruck zu vertheidigen, um 
bei ber Uebergabe wenigstens vorteilhafte Bedingungen zn erlangen, 
wenn von ber übrigen Bauernschaft kein Sneenrs käme. Branuau 
konnte baher von ben Kaiserlichen nur mit äusserster Anstrengung er¬ 
obert werben; in unb um Simbach sammelten sich bie Landesverthei- 
bigec neuerdings in grosser Zal. Was Kriechbanm bei einer regel¬ 
rechten Belagerung nur unter vielen Mühen gelungen wäre, gelang 
schnell burch Den Verrat des Kommandanten von Braunau. D'Oefort 
erklärte voll Hochmut, sich lieber maffakriren zu lassen, als an ber 
Spitze eines Bauernhaufens zu kämpfen, er beredete int Einverständnisse 
mit anbetn Mitgliebern ber Landesbesensiou bie Besatzung, unter seiner 
Anführung bte Festung zu verlassen, um einige wichtige Punkte in ber 
Nähe ber Stobt zu oeeupiten; nur 120 Mann, offenbare Anhänger 
der Kaiserlichen, blieben in ber Stabt zurück. D'Oefort theilte bie 
Bauern unb Schützen in brei Hansen, wies ihnen ihre Stellungen an 
unb ritt von bannen, angeblich um den Feind zu reeognoseiren, in ber
	        
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