Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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cember 1698 im 74. Jahre sein verdienstreiches Leben. Durch Anschaff¬ 
ung von kostbaren Paramenten, den Ankauf von Zehenten, des Schlosses 
und der Hofmark Neukirchen a. d. Enknach, durch die Ordnung des 
Archives uud kluge Oekouomie hat er sich ein ehrenvolles Andenken in 
den Annalen des Stiftes gesichert. An seine Stelle wurde am 19. Ok¬ 
tober 1687 durch Wal des Capitels Ivo Kurzbauer berufen, ein 
gelehrter und prachtliebender Mann, aus adeligem Geschlechte entsprossen, 
Doetor der Theologie an der Universität zu Wien, späterhin Verord¬ 
neter der bairischen Landschaft und Ritter vom Orden des goldenen 
Sporns, 1705 kaiserl. Hofkaplan. Ivo errichtete das Kunst- und Na- 
turalieukabiuet, führte ausser andern kleinen Gebäuden 1694 die Ka¬ 
pelle beim Psarrhofe zu Gilgenberg uud 1699 die grosse Hoftaferne 
auf, erwarb 1698 vom Regierungsrate Adam von Ambsham die Herr¬ 
schaft Oberndorf sammt Galgweis im Vilsthale. Unter grossen Solem- 
nitäten und ungeheurem Zulauf des Volkes begieug er vom 23. bis 
30. August 1699 die achte Säeularfeier des Stiftes. Großartige Vor¬ 
bereitungen wurden hiezu getroffen, die Glocken umgegossen, die Kirche 
restaurirt, leider unter Beseitigung der gothischen Rippen und nebst der 
Rosenkranzkapelle mit vielerlei Fresken bemalt, eine neue Seitenorgel, 
sämmtliche Altäre, die Altarblätter vou Kaspar Sing und Philipp 
Ruckerpauec iit Rom, kunstvolle Chorstüle mit der Kanzel, zierreiche 
Stukkaturen beigeschafft. Zur Erhöhung des festlichen Glanzes kamen 
1697 die Leiber der Hl. Märtyrer Cölestinus und Marius von Rom. 
Mit vielem Aufwand und Geschick wurden beim Hofrichterhause, bei 
den Stifts- und Kircheneingängen zu Ehren der hl. Märtyrer, der 
Stiftspatrolle und Fundatoren mächtige Triumpfpsorten und Schauge¬ 
rüste errichtet. Bei der feierlichen Prozession am 24. August begleiteten 
sechs Ehrenwägen den pompösen Zug. Der erste Ehrenwagen zeigte auf 
sinnigen Bildern die Hauptereignisse aus der achthundertjährigen Ge¬ 
schichte des Stiftes und seiner Pfarren. Mockengeläute, Pöllerkuall, 
Trompeten- und Pankenschall vom Kirchenturme, das Spiel der Sol¬ 
daten mit Fagoten und Schallmeien verkündeten um 23. August um i 
5 Uhr morgens weithin den Beginn des Jubelfestes. Den ersten Fest¬ 
gottesdienst hielt Gregor Raiffaner, geboren zn Braunau am 20. Fe¬ 
bruar 1656, Propst zu Suben (1698—1720), der Restaurator des 
dortigen Stiftes und Erbauer des Conventgebäudes. Weitberühmte 
Prediger aus verschiedenen Orden bestiegen in diesen Tagen die Kanzel. 
Aus den umliegenden Pfarren kamen täglich zalreiche Prozessionen nach 
Ranshosen. Die ordentliche Stadtprozession von Braunau zog am 
28. August mit Kreuz und Fahnen, dem Apparat der Sebastiausbru- 
derschaft, kostbaren Tragfiguren nnd Ehrenwagen in Begleitung der 
Geistlichkeit, des Conventes der PP. Kapuziner, der kurfürstlichen