Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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Abgaben und hob noch eine ausserordentliche Vermögenssteuer ein und 
zwar von jedem Gulden 4 fr.; auch mußte jeder Ehemann für sein 
Weib einen halben Thaler Begasen; freilich schlugen manche Männer, 
wie der Chronist von Ranshofen hämisch beifügt, ihre Ehehälfte nicht 
so hoch an oder hätten sie ihrer Aeusserung nach um solchen Preis 
lieber gar verkauft. Diese Kriegssteuern wurden fortan bis zum Waffen¬ 
stillstand nach der Schlacht bei St. Gotthard am 1. August 1664 
eingehoben. 
Am 9. October 1664 war der Kurfürst Ferdinand Maria 
nach Braunau gekommen, um die Gegend wegen stärkerer Befestigung 
gegen eine allfällige Türkengefahr in Augenschein zu mmen. Am fol¬ 
genden Morgen begab er sich nach Ranshofen, hörte eine heilige Messe, 
besah das Stift und fuhr, nachdem er allen Geistlichen die Hand zum 
Kusie gereicht, im offenen Wagen nach Burghausen zurück- er hatte 
nur ein kleines Gefolge von 50 bis 60 Personen bei sich. 
Ans dem Rückmärsche ans Ungarn übernachteten ant 16. October 
der katholische Prinz von Baden-Durlach, die nicht katholischen Prinzen 
Ulrich von Württemberg, kaiserlicher General der Reiterei, und der junge 
Prinz von Birkenfeld int Stifte. Am folgenden Tage setzten sie über 
Burghausen ihre Reise weiter fort. 
Am 26. d. M. traf auch der Erzbischos Guidobald von Salz¬ 
burg, erster kaiserlicher Prineipal-Commissär ans dem Reichstage von 
Regensburg, in Ranshofen ein und ritt dann weiter nach Salzburg. 
Ueber Nacht bewirtete ihn mit grossem Vergnügen, aber auch grossen 
Kosten der Handelsmann Mahlknecht zu Braunau1). 
Ant 17. Januar 1665 starb int 66. Lebensjahre der Propst 
Simon Meier von Ranshofen. Er hatte nicht allein mit der Um¬ 
gebung des Stiftes die Leiden des dreißigjährigen Krieges mitleidsvoll 
getragen, sondern auch uin sein Stift sich bleibende Verdienste erworben. 
Unter seiner Leitung wurde das Stiftsgebäude durch italienische Maurer 
vollendet, der Pfarrhof zu Gilgenberg, die neue Scheuer, das Brau¬ 
haus, der Oekouomiehof und die Mauer um den Obstgarten, den 
Spazierweg der Chorherrn und das Buchenwäldchen, 350 Schritte 
lang und 380 breit, aufgeführt. Sein Nachfolger ward Benno 
Mayr, der Sohn seines Bruders, eines Gastwirtes zu Burghansen. 
Er war 19 Jahre alt 1643 in das Stift getreten, hatte auf ber 
Universität Ingolstadt bie Theologie ftubirt unb daselbst auch Thesen 
vertheibigt, im Stifte sich aber vorzüglich beut Studium ber Geschichte 
gewibmet, bie Historia urbis Brunöviensis geschrieben unb bar in für 
‘) ©tülär, ein Fragment ans der Chronik von Ranshofen, 13. B. des Museums 
Franc. Carol., 1853,
	        
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