Volltext: England als Seeräuberstaat

Der Widerspenstigen Zähmung. 
131 
Und damit ist sein Schicksal besiegelt. Gleichgültig, ob es 
in diesem Kriege Deutschland gelingt, die englische Nahrungsmittelzufuhr 
abzuschneiden — die entsetzliche Gefahr ist da und wird auch von dem ver 
stocktesten Engländer gesehen. Was man dem Feinde durchaus antun wollte, 
muß man nun selbst befürchten. Allzu sicher hatte sich England darauf ver 
lassen, seine große Flotte könne jeden Gegner in Schach halten, der nicht so 
viele Dreadnoughts, Panzerkreuzer und Torpedojäger besitze. 
Wieder einmal rächen sich zwei englische Nationalfehler: Kurzsich 
tigkeit und technische Schwerfälligkeit. Daß es möglich sein 
werde, mit Tauchbooten ihm selbst lebensgefährlichen Schaden zu tun, war 
England nie in den Sinn gekommen. Erhob sich eine Stimme, die auf diese 
Gefahr hinwies, so hörte man nicht darauf. Hätte man es getan, so würde 
man sich wohl gehütet haben, das Seebeuterecht so zu überspannen, daß dieser 
Pfeil nun auf England zurückfliegt. 
Es ist nicht Sache des Briten, in das Wesen der Dinge hineinzusehen. 
Von allen Rechnungen versteht er nur die Gegenüberstellung roher Zahlen. 
So dachte er in seiner Jnselfestung sicher zu sein, weil er die stärkste Flotte 
der Welt besitzt — zumal in einem Kriege, der ihm die französische und 
russische Flotte zur Verfügung stellt, so daß das Zahlenverhältnis der Drei 
verbandsflotte gegen die deutsch-österreichisch-ungarische sich etwa wie 4:1 
stellt. Falsch eingeschätzt aber hat England die Benutzungsmöglichkeiten und 
die inneren Werte der Flotten. Auch in der Unterseeboots-Frage hat es sich 
dabei beruhigt, daß es bei Ausbruch des Krieges deren 78 Stück fertig und 17 
im Bau hatte, während Deutschland eine weit geringere Zahl besaß. Dabei 
hat es weder berücksichtigt, daß 55 englische Tauchboote nur einen sehr be 
schränkten Gefechtswert haben und besten Falls zur Küstenverteidigung zu 
verwenden sind, noch auch daß sich Unterseeboote nicht mit Unterseebooten be 
kämpfen lassen. Ferner sind alsbald 5 der besten englischen Tauchboote — 
darunter E 3, das uns fast allein Schaden zufügte — durch deutsche Kriegs 
schiffe vernichtet worden. 
Auf die Ueberraschung, die Deutschland vom 18. Februar 1915 an in 
Bereitschaft hatte, war England nun erst recht nicht gefaßt. Wie ein Blitz 
aus heiterem Himmel wirkte die Bekanntmachung des Admiral- 
stabes derdeutfchenMarine vom 4. Februar 1915: 
„1. Die Gewässer rings um Großbritannien und Irland einschließliech des gesamten 
englischen Kanals werden hiermit als Kriegsgebiet erklärt. Vom 18. Febraur 1915 an 
wird jedes in diesem Kriegsgebiet angetroffene feindliche Kauffahrteischiff zerstört werden, 
ohne daß es immer möglich sein wird, die dabei der Besatzung und den Paffagieren drohen 
den Gefahren abzuwenden. 
2. Auch neutrale Schiffe laufen im Kriegsgebiet Gefahr, da es angesichts des von der 
britischen Regierung am 31. Januar angeordneten Mißbrauchs neutraler Flaggen und 
der Zufälligkeiten des Seekriegs nicht immer vermieden werden kann, daß die auf feind 
liche Schiffe berechneten Angriffe auch neutrale Schiffe treffen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.