Volltext: Zur Geschichte der Linzer Normalschule und des Unterrichtswesens in Oberösterreich

— 12 
zu Kammeralarbeiten aufzunehmen sind, so werden diejenigen Kinder vorgezogen, welche 
sich durch Zeugnisse von ihren Schulaufsehern ausweisen, das Nöthige in der Schule bereits 
erlernet zu haben. Diese Anordnungen bemüssigen die Eltern ihre Kinder unablaeßlich in 
die Schule zu schicken, theils um der ausgesetzten Ahndung ‚zu 'entgehen, theils um ihnen 
nicht die Gelegenheit zu benehmen sich bei den Kammeralarbeiten etwas zu verdienen. 
Gleichwie die Schulen des k. k. Salzkammergutes in Ansehung des Aeußerlichen 
viele Vorzüge haben, also haben sie auch in Ansehung der innern Beschaffenheit etwas 
besonders, welches die Umstände also erfordern, und aus folgenden zu ersehen ist: 
Als man bei Einführung der Schulverbesserung in die Schulen des Salzkammergutes 
die Schnlmeister auf die Befolgung der Lektions-Katalogen in der Schulordnung verwies: 
wurden .von dem .‚wohllöblichen k. k. Salzoberamte Vorstellungen gemachet, daß die Eltern 
sehr wünschten. ihre. Kinder nur einmal des Tages in die Schule ‚schicken zu dürfen, weil 
zie größten Theils, wie’es in hohen Gebirgen nicht anders seyn kann, von der Schule sehr 
weit ‚entfernet. sind, sich ihren ‚nöthigen Unterhalt mit schwerer Mühe verdienen, und be- 
sonders bei größern Familien der Hilfe ihrer Kinder nöthig haben, um ‘sich die nöthigen 
Bedürfnisse zu.erwerben. Dem wohllöblichen k. k. Salzoberamte war auch selbst daran 
gelegen, diesen Wunsch in Erfüllung zu bringen, weil in dem k. k. Salzkammergute die 
Kinder zu verschiedenen Kammeralarbeiten müssen gebrauchet werden. Man hat diesem 
Verlangen dadurch ein ‚Genügen geleistet, daß man nach Maßgabe der ‚neuesten Wiener 
Lehrstundenabtheilungen die. Schüler jeder Schule in zwo Klassen abtheilte, und die Lek- 
tions-Katalogen also einrichtete, daß die Kinder der zweyten Klasse nür Vormittags, und 
die Kinder der ersten Klasse nur Nachmittags in die Schule zu kommen haben. Herr 
Mathias. Steininger *) Lehrer zu St. Agatha hat schon öfters, und alle übrigen Schulmeister 
im Salzkammergute haben zu Ende des verflossenen Sommerkurses durch öffentliche Prü- 
fungen dargethan, daß die Jugend nach diesen Stundenabtheilungen mit vielem Vortheile 
unterweisen wird, und sie sich folglich für die obwaltenden‘ Umstände sehr gut schicken. 
Diese Prüfungen werden von nun an in jeder Schule zu Ende jeden Kurses vorschrift- 
maeßig gehalten werden. - 
Zu der inneren Schuleinrichtung‘ gehoeren auch die im k. k. Salzkammergute bereits 
eingeführten Wiederholungsstunden. Sie werden Sonntags nach dem Gottesdienste ‚wenig- 
stens durch eine Stunde in der Schule gehalten, und die Jünglinge, welche bereits aus der 
Schule ausgetreten sind, “und ‚das 20. Jahr noch nicht erreichtet haben, müssen sich bei den- 
selben einfinden. Sie sind für diese’Gegend von vorzüglichen Nutzen; indem die in der 
Schule erlernten Wahrheiten durch Hilfe dieser Wiederholung der Verstand der Jugend 
recht: aufklaeren, und ihr Herz mit Liebe zur Pflicht erfüllen. Welches das schicklichste 
Mittel ist junge Leute vor’ der im Salzkammergute nicht unbekannten Gefahr, durch heim- 
lichen Unterricht zu Irrlehren .verführet zu werden, in Sicherheit zu stellen. a 
Aus der. Vergleichung des: dermaligen Zustandes der Schulen im Salzkammergute 
mit. dem vorigen zeiget sich von selbst der Unterschied und die Größe der Gnade, welche 
Ihre Majestät unsere allergnädigste Kaiserinn. ihren Unterthanen dieser Gegend durch. die 
Resolution :vom 5ten September 1778 erwiesen hat, die ihnen ein unvergeßlicher Gegenstand 
des Dankes und der‘ Ehrfurcht bleiben wird,: mit welcher sie diese so. großmüthige und 
muetterlich Wohlthat zu verehren haben.” . (E. Z. Sommer 1780.).. © 
Mit. Hofbescheid. der niederösterreichischen Regierung vom 
13. Februar 1775 war es den Schulcommissionen in den *k. k. Erb- 
ländern gestattet, einen „Aanständigen” Buchdrucker für die nöthigen 
Schulbücher ‚zu wählen und: „daß einer jeden Hauptnormalschule, 
*) Er war an. der Linzer. Präparandie gebildet worden, Sommer 1776, als. 19 jähriger 
Cantor von Goisern. (Prot.-S. 76.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.