Volltext: Ausstellung von Werken von Moritz von Schwinds

Vorwort. 
Freilich ist er in seiner Zeichnung ebensoweit entfernt von der Kraft und 
dem Schwung des Dürerschen Striches, wie in seiner Malerei von der 
tiefen Farbenglut, die etwa Kranach in seinen besten Tafeln erreicht. 
Seinen Werken fehlt durchaus der Reiz, den handwerkliche Vollendung 
auch künstlerisch geringwertigen Schöpfungen der Alten gibt. 
Anderseits bleibt Schwind, der im Grund seines Wesens ein 
Fabulierer ist, einer der mehr das Erdachte als das Geschaute darstellt, 
fast unberührt von dem Ringen der modernen Malerei, die sich der äußeren 
Erscheinung zu bemächtigen und sie zu bildmäßigem Ausdruck zu bringen 
sucht. Ihn kümmern weder die Probleme der Raumgestaltung, noch 
der dekorativen Wirkung, noch die unendlichen Möglichkeiten des wechselnden 
Lichtspiels. Neben dem Farbenorchester der Gegenwart klingt seine 
Malerei dünn wie ein Spinett (wie ein verstimmtes manchmal). Doch 
wird auch ein moderner Sinn sich dem Zauber dieser Weisen nicht ver— 
schließen können. Was sein Gemüt bewegt an alten Geschichten und 
neuen Erlebnissen, sucht er mit innigem Behagen und oft mit an— 
mutigem Bumor zu schildern. Nie geht er von der Anschauung aus, 
sondern stets von dem Geschehnis. Mit den Mitteln der Malerei strebt 
er nach den wWirkungen der poetischen Erzählung. Wenn er den Wald 
darstellt, so ist es der Wald, der seit den Tagen der Grimmschen Märchen 
in unserer Phantasie lebt, mit dem unheimlich krausen Ast und Wurzel. 
werk, den Zeinzelmännchen und dem treuherzigen Getier, es ist nicht der 
Wald, dessen verborgene Schönheiten wir durch ein Malerauge sehen 
lernen. Seine Runst ist im wesentlichen eine illustrative Kunst und er—⸗ 
reicht denn auch ihre reinste Wirkung, wo er sich auf den Zeichenstift 
beschränkt. Als Erzähler steht Schwind durch die Beweglichkeit 
feiner Phantasie und den Reichtum an Einfällen in der ersten Reihe. 
Wie kein andrer hat er der Märchenwelt der romantischen Dichtung 
Gestalt gegeben und ihren Stimmungsduft in den hingehauchten Tönen 
seiner Aquarelltechnik nachempfunden. 
Gerade diese Seite von Schwinds Tätigkeit wird man auf unserer 
Ausstellung besonders glänzend vertreten sehen, obenan durch sein Meister— 
werk, das „Märchen von den sieben Raben“.
	        
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